Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)
beschrieben hat, glaube ich doch, dass er ein ... ganz fantastischer Mensch gewesen ist. Verdammt, ich hätte mich für so viel idiotischen Mist bei ihm zu entschuldigen!«
Seine Stimme brach, und zum ersten Mal in ihrer gemeinsamen Zeit sah Sjöberg Sandén weinen. Er selbst hatte schon während des ganzen, fast eine Stunde langen Films das Taschentuch benutzen müssen.
»Wenn ich euch nicht gebeten hätte, auf mich zu warten, wärt ihr rechtzeitig dagewesen«, sagte Sjöberg.
»Das werden wir niemals herausfinden«, antwortete Sandén. »Es hätte die Sache auch zu keinem besseren Ende gebracht. Er wollte nicht mehr unter uns bleiben. Was passiert ist, war richtig. Wofür hätte Einar noch leben sollen?«
»So darf man nicht denken«, widersetzte sich Sjöberg. »Er war ausgetrocknet. Physisch und psychisch gebrochen. Wie wollen wir wissen, wie er sich in ein paar Monaten gefühlt hätte? Mit der richtigen Behandlung. Und mit der Unterstützung seiner Mitmenschen. Zum Beispiel von uns.«
»Aber hast du nicht gesehen, welche Freude in seinem Gesicht lag? Obwohl er halb kaputtgetreten war, hat er seine Geschichte mit einer Inspiration, mit einer Motivation erzählt, wie ich sie noch nie bei Einar gesehen habe. Er schien ... glücklich zu sein. Und ich habe selbst oft genug gesehen und gehört, dass man dann glücklich wird, wenn man einen Entschluss gefasst hat. Er hatte sich bereits entschieden, Conny. Wir hätten nichts mehr tun können, um ihn daran zu hindern. Und um auf deine Frage zu antworten: Ja, ich glaube, dass Einar wusste und wollte, dass wir uns diesen Film ansehen. Es war sein Abschiedsbrief. Außerdem liefert er so viele Beweise und Motive, dass der Prozess gegen Mikael Rydin ein Selbstläufer wird.«
»Und was glaubst du, wie lustig das Leben war, das dieser Mann bisher geführt hatte? Schon im Mutterleib ungewollt. Geboren als Ersatz für etwas Unersetzbares.«
»Die meisten von uns würden deswegen nicht links und rechts des Weges unschuldig hingerichtete Menschen hinterlassen«, bemerkte Sandén zugespitzt.
»Lass uns hören, was er zu sagen hat«, sagte Sjöberg und stand auf.
Mikael Rydin sah vor allem müde aus. Die Maske der Selbstbeherrschung, die er während seiner Festnahme getragen hatte, war verschwunden. Trotz einer imponierenden Muskelmasse sah er klein aus, als er während der Vernehmung einsam und mit Handschellen auf der anderen Seite des Tisches saß. Die beiden Polizisten betrachteten ihn schweigend, bis Sjöberg nach einer Weile das Wort ergriff.
»Mikael Rydin.«
Müde begegnete Rydin seinem Blick. Vermutlich hatte das Rohypnol aufgehört zu wirken. Er schien sich nicht mehr für unbesiegbar zu halten.
»Sohn von Ingegärd Rydin und Christer Larsson.«
Rydin war wie vom Blitz getroffen. Sandén konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
»Das hat Mama nie erzählt?«, fragte er mit sanfter Stimme.
Mikael Rydin starrte zwischen ihnen beiden hindurch, ohne zu antworten. Sjöberg übernahm wieder das Kommando.
»Ich habe Ingegärd Rydin heute Morgen noch getroffen. Sie hat bestätigt, was ich bereits wusste. Mit ein bisschen einfacher Mathematik konnte man sich ausrechnen, dass sie nicht mit irgendeinem fremden Mann ins Bett gehüpft ist, so kurz nachdem sie ihre beiden Kinder verloren hatte. Während der schweren Monate direkt nach dem Unfall werden sie wohl versucht haben, zusammenzuhalten, was aus nachvollziehbaren Gründen aber nicht funktioniert hat. Während dieser Zeit sind Sie gezeugt worden, Mikael.«
»Und jetzt haben Sie ihre kleinen Geschwister und deren Mutter abgeschlachtet«, fuhr Sandén fort. »Und denjenigen, der sie versorgte und ihnen zu einem guten Leben in diesem Land verhalf, haben Sie misshandelt, bis er fast tot war, und so am Ende in den Selbstmord getrieben. Ihren eigenen Vater haben Sie ins Krankenhaus gebracht, möglicherweise mit irreparablen Gehirnschäden.«
»Ich wollte nur meine Brüder rächen. Wegen Mama. Von all dem anderen weiß ich nichts.«
Verschwunden war die ganze Wut, die diesen jungen Mann angetrieben haben musste. Erschrocken schaute er Sandén an und zog nervös an seinen Fingern, bis sie knackten.
»Glauben Sie, dass Einar und seine Frau Ihre Brüder absichtlich haben sterben lassen?«, fragte Sjöberg, ohne eine Antwort zu erwarten. »Es war ein Unfall. Es war nicht einmal Fahrlässigkeit, es war schlicht und ergreifend Pech. Und wissen Sie, wer mit der Katastrophe in Arboga am besten zurechtgekommen ist? Ihre
Weitere Kostenlose Bücher