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Und stehe auf von den Toten - Roman

Titel: Und stehe auf von den Toten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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kommen, dass wir tatsächlich gesessen haben.«
    Prospero musste unwillkürlich schmunzeln, doch dann wurde seine Miene wieder ernst. »Du kannst mir vielleicht helfen«, setzte er erneut an. »Ich suche eine Frau, die nach Tunis oder Algier verkauft werden soll. Sie hat rotes Haar. Ziemlich auffällig.«
    Der Schmuggler machte ein betont empörtes Gesicht. »Sie glauben doch nicht etwa von uns...«

    »Bitte!, unterbrach Prospero ihn. »Hilf mir. Ich würde dir das nie vergessen.«
    Sein Gegenüber sah zu Boden. »Sie ist bei Enrique an Bord«, brummte er.
    »Wo finde ich diesen Enrique?«, fragte Prospero atemlos.
    »Besser, ihr bleibt hier, und ich hole das Mädchen.« Ohne ein weiteres Wort verließ der Wettergebräunte das Schiff. Auch Prospero und Pepe kehrten auf die Mole zurück. Sie warteten quälend lange Minuten. Was, wenn der Schmuggler sie nur verschaukelt und still und heimlich die Flucht ergriffen hatte? Nein, das durfte nicht sein, sie würden sie finden. Prospero verbot sich jeden zweifelnden Gedanken.
    Und dann entdeckte er in einiger Entfernung einen leuchtend rotblonden Haarschopf, der im Wind flatternde. Deborah! Sie lebte! Noch nie hatte er bei einem Anblick solche Erleichterung, solch unbändige Freude empfunden. Er lief ihr entgegen und sie ihm. Wild und stürmisch fielen sie einander in die Arme, dann fanden sich ihre Lippen, und sie küssten sich. In diesem Moment war es Prospero völlig egal, dass sie das nicht durften. Deborah lebte, und er hatte sie gefunden. Nur das zählte noch für Prospero Lambertini.

63.
    Z urück im brodelnden Zentrum Roms brachen für Prospero Lambertini und Alessandro Caprara Tage voller politischer Entscheidungen an. Nach dem Beweis der Aktenfälschung und der fehlenden Leiche im Sarkophag musste Klemens XI. von einer Heiligsprechung Elisabeth von Bartaszolys absehen. Allerdings lag es sowohl im Interesse des Kaisers als auch dem des Papstes, die Affäre Stamitz zu vertuschen. Der tote Poelschau, der einst der Reitknecht der Gräfin gewesen war und kein Adelsprädikat besessen hatte, wurde zum Mörder der Mädchen und des Grafenpaares erklärt. Cavalcanti schaffte man in die Engelsburg, wo man ihn im wahrsten Sinne des Wortes vergaß. Stronzio wurde gehenkt und der Sbirrenhauptmann vom Dienst suspendiert.
    Die Leiche der Gräfin wurde sicherheitshalber verbrannt. Natürlich war man sich einig, dass es sich bei der Vampirangst um Hokuspokus und Aberglauben handelte. Aber man konnte ja nie wissen. Wo sich allerdings die sterblichen Überreste der Elisabeth von Bartaszoly befanden, blieb ein Rätsel.
    Der Kardinal Ganieri verhielt sich auffallend freundlich und hilfsbereit. Caprara gestand Prospero, er habe dem Kardinalvikar gegenüber angedeutet, dass er den Fälscher der Akten kannte und Beweise gegen ihn in der Hand hielte. Aber diese Enthüllung würde niemandem etwas bringen, da sei der Kardinalvikar doch seiner Meinung, oder nicht? Ganieri hatte ihm weiß wie eine Kalkwand zugestimmt.
    Deborah und Prospero begegneten einander nun wieder öfter. Sie schüttelten beide die Köpfe über die kindischen
Versuche, einander zu vergessen, mit denen sie sich über ein halbes Jahr selbst gepeinigt hatten.
    Wenn sie auch keine Liebe für David von Fünen empfunden hatte und im tiefsten Innern ihres Herzens wusste, dass sie der Heirat nur zugestimmt hatte, um Prospero zu vergessen, so war der Tod ihres Bräutigams für Deborah dennoch ein Schock. Gerade jetzt wusste sie Prosperos Sorge und loyale Freundschaft zu schätzen. Auch wenn sie niemals heiraten, sich nicht einmal zärtlich umfangen durften, brauchten sie einander, der Priester und die Jüdin. Wie die beiden mit ihrem Verlangen, mit der Sehnsucht nacheinander umgehen sollten, wussten sie allerdings nicht. Aber sie wollten dem nicht mehr ausweichen, sich nicht länger bewusst aus dem Weg gehen. Ihnen war klar, dass es riskant war und ihre Begegnungen gefahrvoll bleiben würden, aber darin bestand eben die Prüfung, der sie sich stellen mussten, jeden Tag aufs Neue.
    Nachdem nun ein Schuldiger für die Morde gefunden worden war, hatte Caprara seinem Schützling schließlich mitgeteilt, er könne seinen Freund Valenti Gonzaga aus der Engelsburg abholen. Das musste man Prospero nicht zweimal sagen.
    Die Sonne schien von einem Himmel, der blau lackiert wirkte, als Prospero im Hof der Engelsburg auf den Grafen wartete. Es war empfindlich kühl, sonst erinnerte in diesem Moment aber nichts an die gerade noch so

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