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Und wir scheitern immer schöner

Titel: Und wir scheitern immer schöner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Bernemann
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sein. Der Triebfreak ist direkt neben meinem Auto, als ich dieses zünde. Eine Hand schlägt gegen die Scheibe. Macht auf dem Glas laute Geräusche. Eine geballte Faust des Zorns und der unvollendeten Geilheit trifft mein Seitenfenster vier- bis fünfmal. Bamm!!! Bamm!!! Bamm!!! Bamm!!!
     
    Das Auto ist betriebsbereit. Das Motorengeräusch macht Hoffnung. Zumindest für Bruchteile von Sekunden. Dann fahre ich los. Glücklicherweise steht mein Auto in korrekter Fahrtrichtung. Erster Gang. Nur Angst. Zweiter Gang. Mehr Angst. Der Typ rennt neben meinem Wagen her und schlägt gegen die Scheibe. Dritter Gang. Das Schwein gibt auf. Er verliert an Tempo. Ich gewinne an Tempo. Die nächste Straße ist eine größere. Ich zittere, weine, kollabiere. Ich habe ein Gefühl, als könnte ich nur noch ausatmen. Meine zu ersticken. Mein ganzes Bewusstsein besteht aus Schock und Ekel. Weiß mich aber außer Gefahr, was ungewollten Fremdsex anbelangt. Was für ein Arschloch! Ich muss mir die Tränen aus den Augen wischen, um die Straße vor mir zu erkennen.
     
    Der Heimweg ist wieder den Zigaretten bestimmt. Ich will duschen und gleichzeitig mindestens zwei Feuerzeuge leer rauchen. Ich habe ein kaum zu ertragendes Gefühl von Ich-will-nicht-geboren-Sein. Bin ich aber. Stelle mich mir selbst. Langsam beruhigt sich was in mir. Mein Herz nimmt wieder seinen gewöhnlich entspannten Rhythmus auf. Einzige Aufregung: Solche scheiß Freaks laufen in unseren schönen Naturschutzparks rum und stecken ihre unqualifizierten Schwänze in alles Wehrlose. Schreiende Ungerechtigkeit. Die Bullen sollen davon erfahren. Aber die machen wieder nix, außer sich aufgeilen. Weil ich keine Beweise dafür habe, außer meine Angst, und die beweist einen Scheiß. Natürlich hab ich keine Beweise, aber ich kann seinen Gang und seinen Atem beschreiben. Notfalls auch seinen drängenden Schwanz.
     
    Ich fahre nach Hause, stelle meinen Wagen auf einem spärlich beleuchteten Parkplatz ab und plötzlich habe ich doch einen Beweis für diese Schweinetat. Zwischen Türrahmen und Tür sind vier blutige, knochige Männerfinger eingeklemmt. Sehen aus wie kleine Würstchen, die noch nicht ganz gar sind. Die sehe ich, könnte kotzen, lache aber und fahre direkt zu den Bullen. Ein Beweis, ein Beweis!
     
    Da komme ich dann an und steige auf der Beifahrerseite aus, um die Beweise so zu lassen, wie sie sich ursprünglich angeboten haben. Nach kurzer peinlicher Unterredung im Vergewaltigungsbüro zeige ich den Policedeppen die Beweise, die noch in meinem Auto klemmen. Die ermittelnde Beamtin kotzt, wo sie steht, ein anderer Beamter grinst sich eins ob der Erbrechensorgie der Verbrecherjägerin.
     
    Nach einer guten halben Stunde Ermittlung hat man die Sau gefunden. Der ist halb verblutet in einem Krankenhaus gelandet. Stammelte irgendwas von Sägearbeiten in der Dämmerung, als er eine fremde Frau auf der Straße anhielt, die ihn freundlicher- und unwissenderweise im nächsten Krankenhaus abstellte. Da fand dann 'ne Notoperation statt. Und wenn der Typ aus dem Narkoseschlaf erwacht, ist er quasi schon in Polizeigewahrsam.
    Das Schwein hat nur noch den Daumen der rechten Hand behalten, der Rest ist mit mir mitgefahren und konnte als Beweis für eine Straftat verwendet werden.
     
    Sie haben ihn also und ich will nach Hause. Der Lachbulle von eben kommt mir noch mal auf dem Flur entgegen. Fragt, ob ich Kaffeelust habe. Habe ich. Kurz darauf kommt er mit zwei dampfenden Automatenkaffees um die Ecke. Die Dinger stinken. Wir setzen uns hin und er fängt an, mich zu bedauern.
     
    Er so: Harte Sache.
    Ich so: Klar.
    Er so: Solche Leute gehören der Todesstrafe zugeführt und dürfen eigentlich nicht frei rumlaufend hier in Deutschland.
    Ich so: Ne danke, keine Milch, kein Zucker. Klar, Penner, der Typ. Strafe genug, nur noch mit dem Daumen wichsen zu können.
    Er so: Also, wenn du psychologische Betreuung brauchst, ich kenn da 'ne Menge guter Leute. Also, als ich mal einen Flüchtigen angeschossen habe, da ...
     
    Was soll denn der Scheiß jetzt. Ich wollte Kaffee und Schweigen, und was bekomme ich? Kaffee und dieses Psychogelaber. Der Jungbulle macht auf Verständnis. Aber eigentlich baggert er mich schamlos an. Zwischen Verständnisheuchelei und Sexsucht in seinem verfickten, testosteron-verrückten Männerhirn. Darauf habe ich absolut keinen Bock, und ein heißer Kaffeeschwall in seine verkommene Schönlingsfresse beendet dieses Gespräch.
     
    Ich so: Da.
    Er so:

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