Undercover
in seinem alten Dodge mit dem Anhänger saß und nach Hause fuhr, hatte sich der Himmel rosa gefärbt, und die Bäume, die die gewundene Hauptstraße von Buderim säumten, blühten in allen Farben.
Josh t rat auf die Bremse. Quietschend brachte er den Wagen zum Stehen. Um ein Haar wäre er über die rote Ampel gefahren. Hinter ihm hupte ein Auto. Er zwang sich, besser auf den Verkehr zu achten. Ganz sicher wusste Erica nichts von den Aktivitäten ihrer Tochter. Die ganze Situation hatte etwas Unangenehmes gehabt. Als ob Chrissy nicht richtig bei der Sache gewesen war. Tat sie es für Geld? Die Ampel sprang auf Grün. Er fuhr los und bog rechts in den breiten und kaum befahrenen Parking Drive ein, gelangte in die großzügigen aber labyrinthischen Straßen des ruhigen und langweiligen Wohngebietes, in dem auch sein Haus stand - das Haus, das den anderen glich und indem er mit seinen Eltern gewohnt, und das er auch zwei Jahre nach ihrem Tod noch nicht verkauft hatte. Die Grundstücke in der Gegen d hatten in den letzten Jahren immens an Wert gewonnen, so dass viele Besitzer ihre Häuser zum Verkauf anboten. In den vergangenen Tagen waren ihm in den Straßen mindestens vier Schilder von Immobilienmaklern aufgefallen.
Doch wenn er es jetzt verkaufte, müsste er sich nach etwas Neuem in der Gegend umsehen, das dann ganz sicher genauso teuer wäre.
Er parkte vor der Einfahrt des sauberen, backsteinverkleideten in L-Form gebauten Bungalows, in dessen Vorgarten üppige Hibiskussträucher und ein großer Gummibaum wuchsen. Als er ausstieg hörte er schon das Garbos freudige s Bellen.
„Hi , Josh!“, rief jemand, und er drehte sich um.
Pet e Mulder, sein Nachbar auf der L inken , hob gerade eine Reisetasche aus dem Kofferraum seines Kombis.
„Wir sind wieder da.“ Pete schnaufte und stellte die Tasche auf die Waschbetonplatte n der Einfahrt. „War alles okay hier ?“
„Ja . Ich hab’ euch den neuen Gartenschlauch angeschlossen.“
„Danke! Komm’ doch morgen mal rüber, auf `nen Drink.“
Für die Weihnachtsfeiertage hatten Pete und Betsy Mulder, beide Anfang sechzig, Petes Mutter, die unter panischer Flugangst litt und in der Nähe von Sydney lebte, mit dem Auto abgeholt. In der Zwischenzeit hatte Josh ein Auge auf ihr Haus gehabt.
„Ach Josh“, Pete nahm die Tasche wieder auf, „i ch wollte noch vor Weihnachten die verdammten Palmen zurechtschneiden. Kannst du mir dabei helfen?“
Das tat Josh jedes Jahr.
„Klar . Morgen ist’s schlecht, aber am Wochenende.“
Pete warf den Kofferraumdeckel zu. „Großartig .“
„Grüße an Betsy.“
„Sag’ ich. Sie will dir mal wieder einen von ihren Kuchen bringen.“ Pete verschwand pfeifend hinter dem dicht mit Oleandern bewachsenen Hauseingang.
Pete u nd Betsy waren erst nach dem Autounfall seiner Eltern hergezogen und hatten gleich Anschluss gesucht. Nachdem sie erfahren hatten, was passiert war , begannen sie ihn öfter einzuladen, auch zu ihren Barbecueabenden, besonders dann, wenn die jüngeren Töchter befreundeter Ehepaare mitkamen. Aus einer Begegnung hatte sich sogar ei ne Beziehung entwickelt. Mit Genna war er drei Monate zusammen gewesen , bis sie sich beide miteinander gelangweilt und auf undramatische Weise Schluss gemacht hatten . Sie hatten nebeneinander im Auto gesessen und festgestellt , dass es nichts mehr gäbe, was sie miteinander verband. Sie seien eben zu unterschiedlich. Im Nachhinein war ihm öfter der Gedanke gekommen, dass sie sich viel zu ähnlich gewesen waren.
Er spürte die Anstrengung eines langen Arbeitstages in seinen Beinen als er die wenigen Meter zur Haustür hinaufging. Garbo, der a ustralische Blue Heeler, bellte ungeduldig , und als Josh endlich die Tür aufschloss, sprang er aufgeregt an ihm hoch, wedelte mit dem Schwanz und raste in die Küche und wieder zurück. „Da bist du ja wieder! Hast du gut aufgepasst?“ Garbo bellte und sprang an ihm hoch. Josh schob die Verandatür auf. Garbo stürz te hinaus und wälzte sich vor Übermut im Gras. Das gehört auch mal wieder geschnitten, dachte Josh, während er sich einen der grünen Plastikstühle, die an einem ovalen Gartentisch unter einer Pergola standen, heranzog und sich mit einem erleichterten Ächzen hineinfallen ließ. Er ließ seinen Blick über den Rasen hin zu den Büschen gleiten, die entlang eines hohen Bretterzaunes wuchsen, der das Grundstück v on dem seines Nachbar abgrenzte: Zwei je drei Meter hohe Palmen, die viel Arbeit machten, wenn sie ihre
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