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Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)

Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)

Titel: Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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Waldweg. Durch den Rauch laufen wir aufeinander zu. Er stolpert, läuft aber weiter. Dann liegen wir uns in den Armen. Tucker reißt mich an sich, mitsamt meiner Flügel, sein Mund ist dicht an meinem Ohr.
    «Ich liebe dich», sagt er atemlos. «Ich dachte schon, ich würde dir das nie mehr sagen können.» Er wendet sich ab und hustet krampfhaft.
    «Wir müssen weg», sage ich und zerre an ihm.
    «Ich weiß. Das Feuer blockiert den Weg raus aus diesem Waldstück. Ich hab versucht, einen Weg oben herum zu finden, aber Midas hat es nicht geschafft.»
    «Wir werden fliegen müssen.»
    Er starrt mich an, in seinen blauen Augen kein Verständnis.
    «Moment mal», sagt er. «Was ist mit Midas?»
    «Tuck, wir müssen ihn hierlassen.»
    «Nein, das kann ich nicht.»
    «Wir müssen. Wir müssen weg. Jetzt.»
    «Ich kann mein Pferd nicht alleinlassen.»
    Ich ahne, wie das für ihn sein muss, sich von seinem wertvollsten Besitz auf dieser Welt trennen zu müssen. All die Rodeos, die Ausritte, die vielen Male, als dieses Tier sein bester Freund gewesen ist. Aber wir haben keine Wahl.
    «Wir werden alle hier sterben», sage ich und schaue ihm in die Augen. «Midas kann ich nicht tragen. Aber dich.»
    Plötzlich dreht sich Tucker um und läuft zu Midas. Im ersten Moment denke ich, er wird auf das Pferd steigen und versuchen, mit ihm rauszukommen. Dann nimmt er dem Tier das Zaumzeug ab und wirft es an den Rand des Waldweges.
    Der Wind dreht sich, als holte der Berg Luft. Das Feuer bewegt sich schnell von Ast zu Ast, und jeden Moment werden die Bäume um uns herum Feuer fangen.
    «Komm, Tuck!», rufe ich.
    «Geh!», schreit er Midas an. «Mach, dass du hier rauskommst!»
    Er versetzt dem Pferd einen Schlag auf die Hinterbacken, und es gibt ein Geräusch von sich, das wie ein Schrei klingt, bevor es zurück den Berg hinaufgaloppiert. Ich laufe zu Tucker und umfasse ihn fest.
    Bitte, bete ich, obwohl ich weiß, ich habe kein Recht, das zu erbitten. Gib mir Kraft.
    Einen Moment spanne ich alle Muskeln in meinem Körper an, in den Armen, den Beinen, den Flügeln, überall. Mit allem, was ich habe, strebe ich dem Himmel entgegen. In einer Explosion schierer Willenskraft heben wir ab, steigen zwischen den Bäumen hoch, durch den Rauch, der Erdboden bleibt unter uns zurück. Tucker hält mich fest umklammert, presst sein Gesicht an meinen Hals. Mein Herz platzt beinahe vor Liebe zu ihm. Mein Körper prickelt vor neugewonnener Energie. Mühelos hebe ich Tucker, mit mehr Anmut, als ich je vorher in der Luft gezeigt habe. Es ist ganz leicht. Ich fühle mich wie vom Wind fortgetragen.
    Tucker stöhnt. Ein paar Sekunden lang sehen wir Midas den Berghang hinauflaufen, und ich spüre Tuckers Kummer, sein herrliches Pferd zurücklassen zu müssen. Als wir höher hinaufkommen, sehen wir, wie sich die Flammen stetig den Berg hinaufschieben. Ob Midas es schaffen wird, kann man nicht sagen. Aber es sieht nicht gut aus. Unter uns liegt Tuckers Land; die kleine Lichtung, auf der ich ihm zum ersten Mal meine Flügel gezeigt habe, ist schon vom Feuer umzingelt. Tuckers Wagen brennt und ist von dicken schwarzen Rauchwolken umgeben.
    In der Luft wende ich und entferne mich mit Tucker in den Armen vom Berg weg, hinaus ins offene Land, wo ich müheloser fliegen kann und die Luft klarer ist. Drei Feuerwehrautos rasen die Landstraße hinauf in Richtung des Feuers, die Sirenen heulen.
    «Pass auf!», schreit Tucker.
    Ein Hubschrauber schießt an uns vorbei auf das Feuer zu, so nah, dass wir den Druck seiner Rotorblätter spüren, die durch die Luft pflügen. Er gießt einen Schwall Wasser auf die Flammen, dann wendet er und fliegt zurück zum See.
    Tucker zittert in meinen Armen. Ich umklammere ihn fester und halte auf den nächsten Ort zu, von dem ich weiß, dass er sicher ist.

    Als ich in unserem Garten runtergehe, lasse ich Tucker los, und wir beide stolpern und fallen auf den Rasen. Tucker dreht sich im Gras auf den Rücken, bedeckt die Augen mit den Händen und stöhnt laut. Ich werde von einer so überwältigenden Erleichterung durchströmt, dass ich am liebsten lachen würde. Er ist in Sicherheit, an nichts anderes kann ich im Moment denken. Er lebt.
    «Deine Flügel», sagt er.
    Ich schaue über die Schulter und betrachte mein Spiegelbild im Fenster vorn an unserem Haus. Das Mädchen, das zurückschaut, vibriert vor Kraft, so wie Hitze auf dem Bürgersteig flirrt. Plötzlich sehe ich einen Teil ihres anderen Wesens im Fenster wie das Wesen hinter dem

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