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Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)

Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)

Titel: Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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riesig vor. Eines Tages, in weit, weit entfernter Zukunft, so dachte ich in dem Moment, werde ich auch in der dritten Klasse sein. Das war vor gut zehn Jahren, aber es fühlt sich an wie zehn Minuten. Im Nu war ich da. Die Zeit rast, heißt es nicht so? Mein Sommer mit Tucker. Die Zeit von meiner ersten Vision bis heute.
    Und manchmal bleibt die Zeit tatsächlich einfach stehen.
    Christian und ich starren uns an; wir könnten verzaubert sein, so kommt es mir vor, und wenn sich einer von uns bewegt, wird der andere verschwinden.
    «Oh, Clara», flüstert er. «Ich dachte, du wärst tot.»
    «Du dachtest, ich wäre …»
    Er streckt die Hand aus und berührt eine Strähne meines feuchten Haars. Plötzlich ist mir ganz schwindlig. Ich bin erschöpft. Total verwirrt. Ich schwanke auf meinen Füßen. Er fängt mich auf und gibt mir Halt. Ich schließe die Augen. Er ist wirklich. Er lebt.
    «Du bist ganz durchgeweicht», bemerkt er. Er zieht sich die schwarze Fleece-Jacke aus, die nur leicht feucht ist, und legt sie mir um die Schultern.
    «Wieso bist du hier?», frage ich.
    «Ich habe gedacht, ich müsste dich vor dem Feuer retten.»
    Ich starre ihn so forschend an, dass er rot wird.
    «Tut mir leid», sagt er. «Das klingt sicher merkwürdig. Ich hab gemeint …»
    «Christian …»
    «Ich bin nur froh, dass es dir gutgeht. Wir sollten dafür sorgen, dass du ins Warme kommst, sonst erkältest du dich noch oder so was.»
    «Moment», sage ich und zerre an seinem Arm. «Bitte.»
    «Ich weiß, das klingt ziemlich verrückt …»
    «Es ist gar nicht verrückt», beharre ich, «seltsam ist nur, dass du gemeint hast, du müsstest mich retten.»
    «Was?»
    «Ich sollte doch dich retten.»
    «Was? Jetzt bin ich verwirrt», sagt er.
    «Es sei denn …» Ich trete ein paar Schritte zurück. Er will mir folgen, aber ich halte zitternd eine Hand hoch.
    «Hab keine Angst», flüstert er. «Ich tu dir nicht weh. Ich würde dir niemals weh tun.»
    «Zeig dich», sage ich ganz leise.
    Ein kurzes Aufblitzen von Licht. Als meine Augen sich daran gewöhnt haben, sehe ich Christian unter den brennenden Bäumen stehen. Er hustet und schaut auf seine Füße, beinahe als schäme er sich. Aus seinen Schulterblättern ragen große gefleckte Flügel, elfenbeinfarben mit schwarzen Tupfen, als hätte ihn jemand mit Farbe bespritzt. Vorsichtig beugt er sie, dann faltet er sie hinter seinem Rücken zusammen.
    «Woher wusstest du …?»
    «Haben wir uns, in deiner Vision, da unten getroffen?», frage ich und deute runter auf die Fox Creek Road. «Du sagst: ‹Du bist es›, und ich sage: ‹Ja, ich bin es›, und dann fliegen wir davon?»
    «Woher weißt du das?»
    Ich lasse meine Flügel erscheinen. Ich weiß, dass die Federn jetzt dunkel sind, und ich weiß auch, wie er das deuten wird, aber er verdient es, die Wahrheit zu erfahren.
    Seine Augen weiten sich. Ungläubig stößt er die Luft aus, so wie er es manchmal beim Lachen macht. «Du bist ein Engelblut.»
    «Ich habe die Vision seit November», erkläre ich, und die Worte drängen heraus. «Deshalb sind wir hergezogen. Ich sollte dich finden.»
    Verblüfft starrt er mich an.
    «Aber es ist meine Schuld», sagt er nach einer Weile. «Ich war nicht rechtzeitig hier. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es zwei Waldbrände geben wird. Ich wusste nicht, welcher der richtige ist.»
    Er mustert mich eingehend. «Erst wusste ich nicht, dass du es bist. Es war das Haar. Mit dem roten Haar habe ich dich nicht erkannt. Ziemlich dumm, ich weiß. Ich wusste, dass irgendwas an dir anders ist, das habe ich immer gespürt – in meiner Vision bist du immer blond gewesen. Und mehr habe ich eine ganze Weile auch nicht gesehen – ich habe jemanden hinter mir reden gehört, aber ehe ich mich richtig umdrehen konnte, war die Vision auch schon wieder vorbei. Dein Gesicht habe ich zum ersten Mal an dem Abend des Abschlussballs gesehen.»
    «Es ist nicht deine Schuld, Christian. Ich bin schuld. Ich war nicht rechtzeitig hier bei dir. Ich habe dich nicht gerettet.»
    In der Ödnis und Leere des abgebrannten Waldes klingt meine Stimme laut und schrill. Ich verdecke die Augen mit den Händen und unterdrücke die Tränen mit aller Gewalt.
    «Aber ich brauchte doch gar nicht gerettet zu werden», sagt er sanft. «Vielleicht war vorgesehen, dass wir uns gegenseitig retten.»
    Aber wovor, frage ich mich.
    Ich lasse die Hände sinken und sehe ihn auf mich zukommen und die Hände nach mir ausstrecken. Wir sind jetzt

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