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Unsterbliche Küsse

Unsterbliche Küsse

Titel: Unsterbliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
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Rollkragenpullover und eine schwarze Hose – eine finstere Gestalt, fehlte nur noch der schwarze Hut. Aber er hatte ihr James Chadwick vom Leib geschafft. Das sprach eindeutig für ihn. Auch wenn er mit seiner Piratenklappe wie Long John Silver aussah.
    »Bon appetit«, sagte er.
    Sie sah ihm in die Augen oder, besser gesagt, in das eine Auge, das warm war und dunkel wie Samt. »Wollen Sie einfach hier sitzen bleiben und mir beim Essen zuschauen?«
    Um seine Augenwinkel zuckte es. War das etwa die Andeutung eines Lächelns? »Soll ich lieber gehen?« Schon stützte er, im Begriff aufzustehen, seine Hände auf die blank polierte Tischplatte.
    »Nein!« Sie packte ihn am Handgelenk.
    Völlig überrascht sah sie ihn an. Dieses Mal lächelte er eindeutig.
    Er blickte auf die Hand, die ihn festhielt. »Wenn Sie darauf bestehen, bleibe ich. Warum essen Sie nicht endlich, bevor alles kalt wird?«
    Dixie glaubte nicht, dass ihr jemals wieder kalt sein würde. Aber er war es. Sein Handgelenk fühlte sich kalt und trocken an. Kein Wunder, es war ja auch ein kühler Abend. War sie nicht extra zurückgegangen, um sich ein Sweatshirt zu holen? Sie ließ sein Handgelenk los. »Ich weiß gar nicht, wer Sie überhaupt sind.«
    »Ich heiße Marlowe, Christopher Marlowe.« An seiner ausgestreckten Hand sah Dixie einen silbernen Siegelring mit schwarzem Stein.
    Lange, kalte Finger legten sich um die ihren. Kräftige, kalte Finger. »Dann sind Sie hier mit Will Shakespeare verabredet?«
    Seine Finger zuckten, und er runzelte die Stirn.
    »Entschuldigung. Ist mir so rausgerutscht. Der Witz ist wahrscheinlich nicht neu.«
    »Ich höre ihn nicht zum ersten Mal.« Er lächelte – ein sehr sympathisches Lächeln, wie sie fand. Aber darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken, und schon gar nicht über die Gänsehaut auf ihrem Arm. Seine Hand zu halten, war schon genug. Mehr als genug. Sie drückte sie noch einmal und ließ dann los.
    »Ich heiße Dixie LePage.«
    »Großnichte und Alleinerbin der berühmten Underwood-Damen. Frisch angekommen in der Paradekutsche von Stanley Collins. Einstweilen bei Emily Read eingezogen.«
    Er hatte sie zum zweiten Mal sprachlos gemacht. »Woher …?« Sie kapitulierte. Vielleicht hatte sie ja wegen des Jetlags einen Aussetzer.
    »Die Dorftrommeln. Keiner Ihrer Schritte blieb seit Ihrer Ankunft geheim. Irgendwo kennt jemand schon Ihre Schuhgröße, die Farbe Ihrer Zahnbürste und weiß, wie viele Stücke Zucker Sie zum Tee nehmen.«
    »Wie das in der Provinz so ist.«
    Er nickte. Schlanke Finger strichen über den Stiel seines Glases. »Kann sein, dass Ihnen Bringham … ungewöhnlich vorkommt.«
    »Kann sein? Es stimmt. Im Pub sprechen einen wildfremde Menschen an.«
    »Ich wollte ja gehen.«
    Das stimmte, worauf sie ihn festgehalten hatte. Vielleicht galt ja ein Griff ans Handgelenk in England als Ermunterung. Sie hoffte nicht. … »Bleiben Sie ruhig. Ich gehe sowieso, sobald ich mit dem Essen fertig bin.«
    »Zumindest austrinken können Sie doch noch.« Er schob ihr das zweite Guinness zu. »Bloß wegen eines Biers werde ich Ihnen nicht gleich einen Antrag machen.«
    »Wie viele sind denn erforderlich?« Dixie hätte sich beinahe verschluckt. Sie war wohl schon betrunken, denn normalerweise wäre ihr so etwas nicht rausgerutscht.
    »Ich bin an Ihrer Bibliothek interessiert, nicht an Ihnen.« Hoffentlich war sie jetzt nicht enttäuscht.
    »An meiner Bibliothek?«
    »Die Sie geerbt haben. In Ihrem Haus.«
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis ihr klar war, dass er Orchard House meinte. »Sie wollen meine Bibliothek kaufen? Ich weiß gar nicht, ob sie zu verkaufen ist.«
    »Bloß ein paar wenige Bücher. Ich interessiere mich für Okkultes. Ihre Tanten hatten eine ganz hübsche Sammlung. Ich würde gerne einen Teil davon kaufen, zum Marktpreis. Ich bin kein Schnäppchenjäger.«
    Das klang nach einem ganz normalen Geschäftsangebot. Kein Grund zur Beunruhigung.
    »Ich habe die Schmöker noch nicht gesehen, aber ich glaube, ich werde verkaufen …«
    »Sie räumen mir also das Vorkaufsrecht ein?« Gespannt auf die Antwort, beugte er sich vor.
    Sie nickte. »Ja, vorausgesetzt ich verkaufe.« Sie stand auf, um zu gehen. »Wie kann ich Sie denn erreichen, Christopher?«
    »Ich bin regelmäßig hier anzutreffen.« Von heute an würde er Stammgast sein. »Falls nicht, meine Adresse ist Dial Cottage, unweit vom Bahnhof.« Wieder bekam sie Gänsehaut. Es war eindeutig sein Lächeln. »Darf ich Sie nach Hause

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