Unter dem Banner von Dorsai
wollen!“
Das Wort „überlegen“ drang zu mir durch, und allmählich konnte ich wieder klarer denken. Sie hatte ja so recht. Ich sollte wirklich lieber nachdenken, als wie ein Irrer herumzulaufen. Eileen und der schwarzgekleidete Fremde konnten sich überall in den Dutzenden von Räumen und Korridoren aufhalten – sie konnten aber auch das Projekt und die Enklave längst verlassen haben. Außerdem – was hätte ich sagen sollen, wenn ich die beiden doch noch irgendwo erwischt hätte? Sollte ich darauf bestehen, daß sich der Mann auswies und mir seine Absichten gegenüber meiner Schwester erklärte? Vielleicht war es sogar ein Glück, daß ich die beiden nicht aufgestöbert hatte.
Aber da war noch etwas anderes. Ich hatte schwer daran gearbeitet, um meinen Vertrag zu kriegen, den ich vor drei Tagen unterzeichnet hatte, frisch von der Universität, diesen Vertrag mit dem Interstellaren Nachrichtendienst. Doch bis ich das erreichen konnte, was mir vorschwebte, würde noch viel Zeit vergehen. Denn das, wonach ich strebte, was ich mir wünschte, war Freiheit. Und dafür war ich bereit, mit Zähnen und Klauen zu kämpfen, für diese echte Freiheit, die nur die Mitglieder der planetaren Regierungen besaßen – und außerdem eine besondere Gruppe, eben die Mitglieder der Gilde der Interstellaren Nachrichtendienste, die sich zur Unabhängigkeit und Neutralität bekannt hatten, technisch gesehen sämtlich Leute ohne Welt, ohne Heimat, deren Neutralität und Freiheit durch den jeweiligen Nachrichtendienst garantiert wurde, für den sie arbeiteten.
Denn die bewohnten Welten der menschlichen Rasse, waren gespalten – wie dies im Lauf der letzten zweihundert Jahre stets der Fall gewesen war –, gespalten in zwei Lager, wobei die einen ihre Leute durch „feste“ Verträge gängelten, während die anderen eher an sogenannte lockere Verträge glaubten. Bei den ersteren handelte es sich um die Quäkerwelten Harmonie und Eintracht sowie um Newton, Cassida und Venus und um die große neue Welt von Ceta im Zeichen des Tau Ceti. Auf der anderen Seite rangierten Alterde, Dorsai, die Exotischen Welten Mara und Kultis, Neuerde, Freiland, Mars sowie die kleine katholische Welt von St. Marie.
Was sie voneinander trennte, war ein Konflikt der Wirtschaftssysteme – ein Erbe der geteilten Alterde, die jene Welten ursprünglich kolonisiert hatte. Denn in unseren Tagen gab es nur eine einzige interplanetare Währung – nämlich die Münze des geschulten Geistes.
Nun war die Konkurrenz für einen einzelnen Planeten zu groß, um eigene Spezialisten auszubilden, zumal die anderen bessere Ergebnisse erzielten. Auch die beste Ausbildung auf der Erde oder auf irgendeiner der anderen Welten konnte keine Soldaten hervorbringen, die den Dorsai ebenbürtig waren. Nirgendwo gab es solche Physiker wie auf Newton, solche Psychologen wie die der Exoten, keine Rekruten und Wehrpflichtige, die so preiswert waren und sich so wenig aus Verlusten machten wie die von Harmonie und Eintracht – und so weiter und so fort. Demzufolge wurde auf einer bestimmten Welt nur ein bestimmter Profityp ausgebildet, der dann seine Dienste vertraglich einer anderen Welt zur Verfügung stellte und dafür jene Dienstleistungen in Anspruch nahm, die diese Welt brauchte und die irgendeine andere Welt zu bieten hatte.
Und die Trennung zwischen den beiden Lagern war scharf. In den sogenannten Lockervertragswelten war der Vertrag eines Menschen teilweise sein persönliches Eigentum und durfte ohne seine Zustimmung an keine andere Welt verkauft oder in Zahlung gegeben werden – außer in außerordentlich wichtigen Fällen oder wenn ein Notfall eintrat. Auf den Festvertragswelten dagegen war der einzelne der Willkür der Behörden ausgeliefert – sein Vertrag konnte ohne fristgerechte Kündigung von einer Stunde zur anderen verkauft oder verpfändet werden. In solchen Fällen blieb dem Betreffenden keine andere Wahl, als sich zum Einsatzort zu begeben und seine Arbeit aufzunehmen.
Also waren auf allen Welten sowohl die Unfreien wie auch die teilweise Freien zu finden. Auf den Lockervertragswelten, zu denen auch die Erde gehörte, genossen Menschen meines Schlages eine gewisse Freiheit. Ich aber wollte ganz frei sein, ich wünschte mir jene Freiheit, die mir nur als Gildemitglied zustand. Sobald ich in die Gilde aufgenommen war, rückte die Freiheit, die ich meinte, in greifbare Nähe. Denn der Vertrag für meine Dienstleistungen würde für alle Zeiten in den Besitz
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