Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)
Gleichgewicht. Ich spüre es. Etwas Widerliches sitzt auf der Türschwelle zu unserer Welt und wartet darauf, hereinzukommen und auf allem herumzutrampeln, an das wir glauben und das uns wichtig ist. Ich habe die lange Nacht überlebt. Habe immer und immer wieder gute Männer und Frauen sterben sehen. Ich werde nicht zur Seite treten und zusehen, wie das nochmal passiert. Wenn Ihr den Riss nicht schließt, Magus, werde ich es tun.“
„Werdet Ihr das?“, fragte der Magus sanft. „Das ist interessant. Mir war nicht klar, dass Ihr so mächtig seid. Aber schließlich gibt es eine Menge, das die Leute nicht über Euch wissen, oder, Schamane?“
Der Schamane schwieg, und seine grimmigen Augen waren fest auf den Magus geheftet. Alle traten ein paar Schritte zurück, sogar Chance. Sie spürten, wie sich direkt hier im Thronsaal zwischen dem Schamanen und dem Magus eine magische Präsenz aufbaute, eine wachsende Möglichkeit von Magie und Gewalt und Macht, wachsend, wachsend, bereit, entfesselt zu werden. Die beiden Männer wirkten plötzlicher größer, wirklicher als noch einige Augenblicke zuvor. Sir Vivian spürte, wie seine eigene Magie sich in ihm rührte und darauf brannte, losgelassen zu werden, und kämpfte sie nieder.
„Also seid Ihr endlich bereit, Euch zu offenbaren“, sagte der Magus. „Glaubt Ihr wirklich, Ihr könnt mich aufhalten?“
„Ich habe in meinen langen Jahren als Einsiedler viel gelernt“, antwortete der Schamane. „Ihr wärt überrascht, was ich kann, wenn ich mich konzentriere.“
„Es ist nicht zu spät, das hier zu beenden“, sagte der Magus, dessen Stimme der Inbegriff von Ruhe und Vernunft war. „Wilde Magie ist nicht unbedingt schlecht, außer für die etablierte Ordnung. Sie ist unparteiisch. Vielleicht könnte das Waldkönigreich ein wenig Chaos brauchen, um Leben in die Bude zu bringen, um sozialen und politischen Wandel einzuläuten. Gerade Ihr solltet wissen, dass man echte, bleibende Veränderung nur durch Opfer erzielt.“
„Eure Worte sind nur eine Ablenkung“, sagte der Schamane. „Wilde Magie ist eine Bedrohung für die menschliche Vernunft. Für die Vernunft an sich. Was da kommt, hat nichts damit zu tun, wie wir leben, es will alle Grundsätze ändern und eine neue Welt erschaffen, in der die Menschheit möglicherweise gar nicht existieren kann. Ich habe den Einfluss der wilden Magie in der langen Nacht gespürt. Habe ihre Schrecken aus der Nähe gesehen. Ihr wart nicht hier, als der Düsterwald das ganze Land überschwemmte … oder?“
„War der blaue Mond denn so schlimm?“, fragte der Magus. „Schaut Euch all die Helden an, die der Dämonenkrieg hervorbrachte. All die mutigen, selbstlosen Taten. Einen gemeinsamen Feind zu haben, hat das Beste in den Leuten zum Vorschein gebracht. Schön, viele Leute sind gestorben, aber Leute sterben immer. Für manche Leute war die lange Nacht ihre Geburtsstunde, eine zweite Chance, die sie allein vielleicht nie gefunden hätten. Habe ich nicht recht, Sir Vivian?“
Sir Vivian sah kurz zu Cally, dann wandte er den Blick an. „Die Dinge waren damals klarer“, sagte er grüblerisch. „Man wusste, wo man stand. Es gab Gut und Böse, Licht und Schatten … jede unserer Entscheidungen nahm mythische Ausmaße an. Seitdem ist alles so verworren. Die Dunkelheit hat Helden aus Männern gemacht, die anders vielleicht nur durch ihr Leben gestolpert wären, aber der Preis war zu hoch. Keine Zahl an Helden war all die Unschuldigen wert, die durch die Hände der Dämonen auf entsetzliche Weise starben. Die lange Nacht darf nie zurückkehren, solange wir noch die Kraft in unseren Gliedern haben, um das zu verhindern. Koste es, was es wolle.“
„König John hätte den Riss schließen lassen“, hob der Schamane hervor. „Er wusste alles über tödliche Geschenke.“
„Ja“, sagte der Magus. „Das tat er, nicht wahr? Was für eine Schande, dass er nicht hier ist. Aber schließlich war alles, was er konnte, für sein Land zu sterben. Die Dinge in Ordnung zu bringen gehörte nicht dazu.“
„Redet nicht über den König“, blaffte Sir Robert und schwankte nach vorne, um dem Magus ins Gesicht zu starren. „Ihr wisst nichts über ihn. Er hat uns gegen die Dämonen geführt. Er war ein Held.“
„Nur, weil er starb“, sagte der Magus. „Helden sind viel überzeugender, wenn sie tot sind. Hauptsächlich, weil es viel leichter ist, die Fehler der ehrenhaft Gefallenen zu vergessen. Seht Euch an, Sir Robert. Im Dämonenkrieg
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