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Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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und versuchen, dem andern das Hemd über den Kopf zu ziehen. Es sieht lustig aus, wenn man nicht gerade einer der Tänzer ist.
    Die Augen des Mannes waren geweitet vor Mordlust und Gott weiß welchen Chemikalien, mit denen er himmelhigh war. »Immer mit der Ruhe«, sagte ich. »Es tut mir leid.«
    »Den Teufel tut’s dir leid«, sagte er.
    Speichel und Schweiß trafen mich ins Gesicht. Um uns herum waren die andern Spieler in denselben Tanz verfallen, jeder schnappte sich einen Partner, je nachdem, wie kampfeslüstern sie waren. Der alte Schiedsrichter lief um uns herum und pfiff. Vermutlich war ihm inzwischen eingefallen, wie das Ding funktionierte.
    »Ich wollte dich nicht über die Klinge springen lassen«, erklärte ich. »Beruhige dich doch.«
    »Scheißindianer«, rief er.
    »Ich bin kein Indianer«, erklärte ich.
    »Von wegen, scheiß drauf!« brüllte er. »Ich weiß, daß du so ’n verfluchter Scheißureinwohner bist.«
    Ich fing an zu lachen. Ich konnte nicht anders.
    »Was gibt es denn Lustiges?« fragte er. »Hab ich was Komisches gesagt?«
    »Wirst du immer high, wenn du Hockey spielst?«
    »Was für’n Scheiß redest du da?«
    »Du bist higher als ein Spaceshuttle«, sagte ich. »Wenn ich noch’n Bulle wär, müßt ich dich einbuchten – Schlittschuhlaufen unter Drogen.«
    Er gab mir noch einen kräftigen Schubs und fuhr weg. Der Tanz war vorbei. »Scheißindianer«, sagte er.
    Wir hielten bis zum Ende durch. Vinnie erzielte ein Tor in diesem Drittel. Ein anderer aus seinem Team traf im letzten Drittel und erzielte so mit 2   :   2 ein Unentschieden. Mit ein paar Rettungsaktionen sicherte ich den Gleichstand.
    In der letzten Spielminute kam mein neuer Freund, der blaue Mittelstürmer, wieder zum freien Schuß auf mich. Er schloß seinen Sturmlauf mit einer Rakete ab. Von wegen keine scharfen Schüsse! Ich kam noch mit dem Handschuh dran und lenkte ihn gerade so weit nach oben, daß der Puck die Querlatte traf. Der donnernde Knall hallte im ganzen Stadion wider.
    Das Spiel war aus. Keine Nachspielzeit. Das nächste Spiel wartete schon auf den Anpfiff, sobald man uns nur vom Eis kriegte und der Zamboni einmal kurz das Eis gesäubert hatte.
    Er glotzte mich an, mit keuchendem Atem.
    Ich blicke jetzt zurück auf diesen Moment, in dem wir zwei uns auf dem Eis anstarren. Ich überlege, was ich wohl getan hätte, wenn ich damals schon gewußt hätte, was in den nächsten Tagen passieren sollte. Vielleicht hätte ich ihm meinen Hockeystock ins Gesicht geschlagen. Oder den Schläger abgebrochen und ihm das Ende voll in den Hals gerammt. Aber natürlich konnte ich von alldem damals nichts ahnen. In diesem Moment war er bloß irgend so ein Arsch von wütendem Hockeyspieler, und ich war der alte Mann, der ihm sein drittes Tor vereitelt hatte.
    »Kein Hattrick heute«, sagte ich zu ihm. »Sieht ganz so aus, als ob die Cowboys und die Indianer diesmal unentschieden gekämpft haben.«

Kapitel 2
    Die Nacht war kalt. Es mußten um die zwanzig Grad minus sein. Mein nasses Haar fror mir am Kopf fest, sobald ich nach draußen trat. Auf der anderen Seite der Straße strahlte das Kewadin Casino in seinem Glanz. Es war ein Riesengebäude, geschmückt mit gewaltigen Dreiecken, die den Betrachter an indianische Tipis erinnern sollten. Es war fast Mitternacht an einem bitterkalten Donnerstagabend, aber ich konnte erkennen, daß der Parkplatz fast voll war.
    Das Horns Inn lag nicht weit entfernt, gerade drüben auf der östlichen Seite von Sault Ste. Marie, mit Blick auf den St.   Marys River. Sobald man das Lokal betritt, sieht man Hirschköpfe und Bärenköpfe und ausgestopfte Koyoten, Vögel, alles mögliche Getier. An sich verbringe ich wenig Zeit dort, aber heute abend lud Vinnie ein, also zum Teufel mit den Vorurteilen. Das war das mindeste, was ich tun konnte, auch wenn es dort nur amerikanisches Bier gab.
    »Auf unsern neuen Torwart«, prostete er mir mit einem Glas Pepsi zu. Wir hatten an der Rückwand des Lokals zwei Tische zusammengeschoben. Seine acht Mannschaftskameraden waren alle da und verputzten still ihr zweites Bier.
    »Moment mal«, sagte ich. »Du hast gesagt, das hier ist eine einmalige Angelegenheit, oder?«
    »Schon, aber du warst klasse, Alex. Du mußt einfach weiterspielen. Ist dir klar, daß diese Jungs bis heute abend immer gewonnen haben? Und wir haben ein Unentschieden rausgeholt.«
    Falls seine Kameraden seinen Enthusiasmus teilten, zeigten sie das jedenfalls nicht. Ich sah mir jeden von

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