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Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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vor mir. Ich knallte meinen Stock aufs Eis. Auf denn, ihr Roten Himmelsstürmer.
    Endlich wachten Vinnies Mannen auf und begannen, so etwas wie Hockey zu spielen. Während der Puck in der gegnerischen Hälfte war, stand ich ganz allein vor meinem Tor und sah mich ein wenig in der Big Bear Arena um. Sie war brandneu, vom Sault-Stamm mit Mitteln aus dem Casino-Betrieb errichtet. Auf der anderen Seite gab es ein zweites Spielfeld, in der Mitte lagen die Umkleideräume, und auf der ersten Etage befand sich ein Restaurant. Die Zuschauertribüne war fast leer, nur ein paar Frauen sahen uns zu. Keine davon wirkte so, als sei sie auf unserer Seite. Ich zog mir die Maske vom Gesicht und wischte mir den Schweiß ab. Was ich vor einer Million Jahren als Catcher beim Baseball getragen hatte – Brustschutz und Knieschoner – war nichts verglichen mit den Polstern eines Eishockey-Torwarts. Ich hatte das Gefühl, mir sei an jedes Bein eine Matratze geschnallt worden.
    Das Spiel wurde etwas ›rustikaler‹, wie die Kommentatoren zu sagen pflegen. Ellbogen wurden in den Ecken eingesetzt, Stöcke knallten auf andere Stöcke und bisweilen auch auf das eine oder andere Bein. Es gab nur einen Schiedsrichter, ein kleines älteres Männlein, das mit einer Trillerpfeife in der Hand herumlief, aber nicht den Mut fand, sie auch zu benutzen. Vermutlich hatte er bis zu seiner Pensionierung im Öffentlichen Dienst gearbeitet, war in seinem ganzen Leben niemals in irgendeiner Weise auffällig geworden und hatte nicht die Absicht, jetzt damit anzufangen.
    Endlich hielt ich auch mal einige Schüsse. Mir ging auf, daß es überhaupt nicht so war wie das Fangen beim Baseball. Bei einem Wurf auf die Erde wirst du zur menschlichen Mauer. Den Handschuh hältst du zwischen deine Beine. Dabei versuchst du aber gar nicht, den Ball zu fangen. Du läßt ihn abprallen, reißt den Gesichtsschutz ab und hebst ihn dann auf. Ein Hockey-Torwart kann viel aggressiver sein, sich aus dem Tor bewegen, kann Winkel verkürzen.
    »Na siehste, Alex«, rief Vinnie. Er rang nach Luft. Mit dem Stock klopfte er gegen meine Schienbeinschoner. »Langsam haste den Bogen raus.«
    Gegen Ende des ersten Drittels lag plötzlich der Puck einsam vor dem Netz. Ich hechtete danach. Der blaue Mittelstürmer kam auf mich zugerast, um mit einer Vollbremsung vor mir anzuhalten. Er stemmte die Schlittschuhe dabei ins Eis, so daß mir eine Ladung gehacktes Eis voll ins Gesicht klatschte. Der alte Duschtrick. Ich hatte ihn tausendmal im Fernsehen gesehen, jetzt erlebte ich ihn direkt.
    Beim Aufstehen stach ich ihn mit meinem Stock in die Kniekehle. Er wandte sich um und blockierte mich. Zwei Hände am Stock und boing, direkt gegen meine Schulter.
    Ich sah ihm in die Augen. Ein kaltes Blau. Die Pupillen geweitet, so groß wie Pennies. Mein Gott, dachte ich, der Kerl ist total durchgeknallt oder total stoned. Oder beides.
    Der Schiedsrichter schoß zwischen uns. »Nun mal halblang, Jungs«, sagte er. »So wird hier nicht gespielt.«
    »Hey, Schiri«, sagte ich. »Das Metalldings, das Sie da in der Hand haben, wenn Sie da reinblasen, bewegt sich so ’ne kleine Erbse, und ein lauter Ton kommt raus. Versuchen Sie’s mal. Dann können Sie auch diesen Tölpel hier für zwei Minuten auf die Strafbank schicken.«
    »Laßt uns doch einfach Eishockey spielen, Jungs«, sagte er und glitt mit dem Puck davon.
    Der Mittelstürmer starrte mich weiter an. Diese verrückten Augen. Ich nahm die Maske ab. »Hast du ein Problem?«
    Er grinste, als er mein Gesicht sah. »Tut mir leid. Ich wußte nicht, daß du so ’n alter Knacker bist. Ich werde ab jetzt netter zu dir sein.«
    Nach dem ersten Drittel setzten wir uns alle auf die Bank und wischten uns den Schweiß vom Gesicht. Niemand sagte ein Wort. Wir konnten das andere Team auf seiner Bank lachen und rufen hören. Eine Spur zu laut, dachte ich. Eine Spur zu fröhlich. Dann fingen sie mit einem ganz speziellen Lärm an. Es hörte sich wie dieser blöde Gesang an, den die da in Atlanta bei den Spielen der Braves anstimmen. Der indianische Kriegsgesang.
    Vinnie stand auf und sah sie über die Trennwand weg an. Danach sah er uns an. Acht Gesichter, alles Bay Mills Ojibwa. Und ein altes Bleichgesicht. Keiner sagte ein Wort. Das war auch nicht nötig.
    Jetzt geht es los, dachte ich. Diesen Blick habe ich schon einmal gesehen. Ich habe nie einen Ojibwa getroffen, der nicht von zutiefst leiser und vornehmer Natur war und dessen Zündschnur nicht mindestens fünf

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