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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Gebäudes einnahm, und trat ein. Die Glasfenster reichten von der Decke bis zum Boden, die Sicht nach Osten über den East River nach Queens und Brooklyn war spektakulär. Obwohl sie schon einige Male hier gewesen war, war sie aufs Neue von dem gewaltigen Raum beeindruckt. Für eine Sekunde durchzuckte sie der Gedanke, dass man den Raum aus genau diesem Grund so gestaltet hatte. Er sollte beeindruckenund einschüchtern. Der komplette Vorstand saß versammelt um den großen, runden Tisch aus poliertem Wurzelholz, der wie die sagenumwobene Tafelrunde aus Camelot aus einem einzigen Stück gefertigt zu sein schien: Vincent Levy, der Präsident, Isaac Rubinstein, der Vizepräsident, Michael Friedman, der Finanzvorstand, Hugh Weinberg, der Chefanalyst, Francis Dayton-Smith, der Leiter der Rechtsabteilung, Ron Schellenbaum, der Vorstandssprecher, John Kwai, der Vorstand für Emerging Markets und Auslandsgeschäfte, sowie Zack, der Managing Director.
    »Guten Tag«, sagte Alex und lächelte, »ich hoffe, ich habe mich nicht verspätet.«
    Vincent Levy sprang auf und kam lächelnd auf sie zu.
    »Oh nein, Alex«, er reichte ihr die Hand, »danke, dass Sie gekommen sind. Mir kam spontan die Idee, Sie zu unserer Sitzung zu bitten. Schließlich verdanken wir die erfreulichen Zahlen der letzten Monate zu einem nicht unerheblichen Teil Ihnen.«
    Alex lächelte in die Runde, sah wohlwollende, aber auch prüfende Blicke. Aus Levy wurde sie nicht ganz klug. Hinter seinem geschmeidigen Gebaren verbarg sich ein eisenharter Kern. An der Wall Street brachte man es nicht mit Freundlichkeit und Zurückhaltung nach ganz oben. Sie nahm zwischen John Kwai und Zack Platz. Ihr Herz klopfte aufgeregt, als sie sich darüber bewusst wurde, dass sie sich wie eine Gleichberechtigte unter den mächtigsten Männern der Firma befand. So aufregend und befriedigend ihr Job auch war, ein fester Platz in dieser Runde war das nächste Ziel, das es anzusteuern galt. Levy sprach über die erfreuliche Entwicklung auf dem Gebiet der M & A, aber auch beim Devisen-und Aktienhandel und bei den Konsortialgeschäften mit viel versprechenden Dot.Com-Unternehmen. Dann berichtete Hugh Weinberg über die Prognosen für die Zukunft. Levy hatte ihn von Prudential Securities abgeworben. Weinbergs Meinung wurde an der Wall Street wie kaum eine zweite beachtet, er war für seine treffsicheren Analysen und Prognosen bekannt und gefürchtet. Es erfüllte Alex mit Stolz, dass er eine so hohe Meinung von ihrer Arbeit hatte. Seiner Marktanalyse folgte Michael Friedman mit einem trockenen Bericht über Umsatz- und Gewinnzahlen aus dem vergangenen Quartal. Als Levy sich um halb sieben bei den Anwesenden bedankte und dieSitzung damit beendete, fragte Alex sich, weshalb man sie überhaupt hierhergebeten hatte. Sie erhob sich und wollte ebenfalls gehen, als Levy ihr ein Zeichen gab, zu warten.
    »Wir sind sehr zufrieden mit Ihrer Arbeit bei uns, Alex«, begann er freundlich, als sie allein im Konferenzraum waren. »Hugh ist beeindruckt von Ihren profunden Marktkenntnissen.«
    »Danke«, Alex lächelte abwartend. Das war schließlich ihr Job, dafür bezahlte man ihr zwei Millionen Dollar im Jahr. Was wollte er wirklich?
    »Die Effektivität und der Erfolg Ihrer Arbeit sprechen eine deutliche Sprache«, fuhr der Präsident von LMI fort, »und wie Sie wissen, sind wir bereit, Erfolg zu honorieren.«
    Sein Lächeln vertiefte sich.
    »Wir dachten an einen Bonus von 150.000 Dollar, zuzüglich zu den üblichen Prämien.«
    Es war ganz still in dem großen Raum. Alex glaubte, sich verhört zu haben.
    »Das ist eine Menge Geld«, sie verbarg ihr Erstaunen und gab sich gelassen.
    »In der Tat«, Levy lächelte auf eine gütige, väterliche Art, »aber Sie arbeiten 80 Stunden in der Woche und haben wirklich bemerkenswerte Ergebnisse vorzuweisen, und das in nicht einmal fünf Monaten! Diese Zeit benötigen andere, um sich überhaupt in einem neuen Unternehmen einzugewöhnen. Außerdem verdankt LMI Ihnen einen erstklassigen Ruf auf dem Gebiet der M & A. Wieso sollte sich die Firma dafür nicht bei Ihnen bedanken?«
    »Oh«, Alex zuckte nicht mit der Wimper, »das ist aber wirklich ungeheuer großzügig.«
    Sie hatte das Gefühl, dass sie vorsichtig sein musste. Woher diese Eingebung kam, konnte sie nicht sagen, aber das Gefühl war da.
    »Ich möchten Ihnen ein Angebot machen«, sagte Levy, »hier, unter vier Augen. Nichts Schriftliches. Nennen wir es eine Abmachung. Natürlich könnte LMI Ihnen

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