Unter ihrer Haut: Erotische Vampirstory (German Edition)
falsch war, begann ich zu erkennen, wie stark sie einfach alles kontrollierten. Ich begann das zu hinterfragen. Die starre Struktur der Clans; dass die Tatsache, wer einen erschaffen hatte und wann, jeden Teil des Lebens bestimmte, ganz gleich, welche Fähigkeiten man hatte oder wer man vorher gewesen war. Die Art, wie der Rat über jeden Aspekt der Vampirgesetze bestimmte. Oder dass Kontakte zu Menschen grundsätzlich verboten waren. Schließlich sind wir alle einmal Menschen gewesen. Früher. Ich weiß vielleicht nicht, wer ich bin, aber eines ist sicher: Vor etwas über vierzig Jahren war ich noch ein Mensch.
Es war beinahe einfach, den unterprivilegierten Roten Dolchen klarzumachen, wie der Rat sie beherrschte und ihr Leben kontrollierte. Und wir übernahmen innerhalb eines Monats die Macht über zwei weitere Clans. Als Nächstes beschlossen wir, uns den Clan des Schwarzen Smaragds vorzunehmen. So verliebt war ich in meine eigenen Kräfte, dass ich glaubte, sogar den Clan, der am meisten zu verlieren hatte, für unsere Sache gewinnen zu können. Ich glaubte, ich bräuchte sie nur zu überzeugen. Doch da irrte ich mich. Durch meinen Ehrgeiz habe ich alles verloren. Und dabei hätte ich einfach fliehen und mir mit Magdalena ein neues Leben aufbauen können. Ich bin mir sicher, dass das zwischen Menschen und Vampiren schon vorgekommen ist. Anders kann es gar nicht sein. Es redet nur niemand davon.«
»Was ist aus Magdalena geworden? Am Ende? Weißt du es?«
Darius nickt.
»Warum gehst du dann nicht zu ihr? Auch wenn sie inzwischen alt geworden ist. Warum holst du sie dir nicht zurück?«
»Genau das versuche ich gerade jetzt.«
» Gerade jetzt?«
»Ja.«
Langsam schüttelt sie den Kopf. »Das ist es, was du mir erzählen wolltest, oder?«
»Ja.«
»Halten meine Eltern sie fest? Befindet sie sich irgendwo bei Cobalt? Willst du mich deswegen hier haben? Um sie gegen mich auszutauschen?«
»Ich möchte die Sache lieber langsam angehen.«
»Oder ist sie hier? Irgendwo auf dem Schloss?«
Darius hat das Glas halb an die Lippen gehoben. Jetzt unterbricht er sich und schleudert es durch den Raum. Es landet im Feuer. Blut spritzt in alle Richtungen, auf den weißen Vorleger, den Marmorkamin, die makellose Tapete. Schockiert weicht Merle zurück. Aber Darius spricht sehr langsam und ruhig. »Ich kann es dir nicht sagen. Du musst jetzt gehen, Merle. Es fällt mir sehr schwer, mit dir darüber zu sprechen, und du bist noch nicht soweit, dass du alles erfahren darfst. Bitte. An einem anderen Tag.«
»Aber warum? Was hat das Ganze mit mir zu tun?«
»An einem anderen Tag. Bitte.«
Tag 21
Am nächsten Nachmittag fällt Merle ein, dass es einen einzigen Ort gibt, an dem sie vielleicht mehr über die Wahrheit erfahren kann. Sie hat die Akte, die sie bei der Cobalt-Stiftung mitgenommen hat, nicht zu Ende gelesen. Vielleicht befindet sie sich ja noch in der Bibliothek.
Tatsächlich liegt die Akte immer noch aufgeschlagen auf dem Tisch, genau so, wie sie sie zurückgelassen hat. Sie greift nach dem nächsten Stapel Papiere. Noch mehr Protokolle. Jede Einzelheit ist in demselben trockenen, emotionslosen Stil wie zuvor festgehalten. Jedes niederschmetternde Detail ist kommentarlos aufgezeichnet.
Nachdem Darius’ Armee vernichtet und er selbst an den Clan des Schwarzen Smaragds übergeben worden war, wollte die Cobalt-Stiftung wissen, was sie mit Magdalena anfangen sollten. Zu Beginn, erklären die Dokumente herzlos, waren sie der Meinung, dass Magdalena getötet werden musste. Ihr Wissen über Darius Cole war zu gefährlich, um sie weiterleben zu lassen. Aber dann hatte Lord Oberon, das Oberhaupt des Clans des Schwarzen Smaragds, bei Cobalt vorgesprochen.
Oberon? Merle überprüft die Papiere, die sie bereits gelesen hat. Oberon wird hier zum ersten Mal namentlich erwähnt, doch weiter zurück findet sie einen Hinweis darauf, dass der Lord des Clans des Schwarzen Smaragds der Hauptkontakt zwischen Cobalt und den Vampiren war. Dann ist Oberon tatsächlich auch Darius’ Kerkermeister gewesen.
»Und du weißt ja, wie er seine Gefangenen zu behandeln beliebt«, lässt sich hinter ihr eine sanfte Stimme hören.
Als sie sich umdreht, sieht sie Darius in der offenen Tür stehen. »Hast du …? Hast du damals meine Gedanken gelesen?«
»Ich kann vieles von dem sehen, was in deinem Kopf vorgeht, Merle.«
»Hast du den Rest des Clans des Schwarzen Smaragds getötet?«
Er nickt.
»Warum nicht Oberon?«
»Aus demselben
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