Unter ihrer Haut: Erotische Vampirstory (German Edition)
Lehre wirklich bestanden hat, aber die Macht der Gerechten war es nicht.«
Merle nickt. »Hat er Blutriten mit Menschen durchgeführt?«
»Oh ja. Jedenfalls mit einem.«
»Magdalena. Der Frau, die Sie haben umbringen lassen. Die Frau, deren Seele Sie in ein Glasprisma gesperrt haben.«
Oberons Augen blitzen auf. Plötzlich wirkt er beinahe vergnügt. »Ach nein. Dieser Teil der Geschichte ist nicht wahr.«
Merle schluckt. Sie weiß, dass sie nahe daran ist. Nur woran? An der Wahrheit. Der Erkenntnis, dass sie doch nicht Magdalena ist? »Reden Sie mit mir, Oberon, sonst können Sie hier verrotten. Hungern, bis Sie den Verstand verlieren. Das ist mir ernst.« Ein weiterer roter Tropfen fällt auf den schmutzigen Boden.
»Das ist die Wahrheit«, sagt Oberon leise. »Sie haben recht, momentan kann ich Sie nicht manipulieren, weil ich zu schwach dazu bin. Ich kann Ihre Gedanken nicht lesen. Für mich sind Sie jetzt gerade nur ein Blutsack, also können Sie ebenso gut zuhören. Ich habe die Seele von Coles Schlampe in kein Prisma gesteckt. Natürlich nicht! Haben Sie eine Vorstellung, was das kosten würde? Wieso glaubt eigentlich jeder, dass alte Vampire über unbegrenzte Mittel verfügen? Es war schon teuer genug, den blöden Cobalt-Laden Ihrer Eltern am Laufen zu halten – und dann noch ein Gefängnis für eine Seele? Wenn ich das wirklich getan hätte, wäre ich ruiniert. Ich bin dreihundert Jahre alt. Heutzutage ist alles so verdammt teuer.«
»Ach, um Gottes willen. Es nennt sich Inflation, und bis jetzt habe ich euch Vampire noch nie darüber klagen gehört, wenn sie sich zu eurem Vorteil auswirkt. Ihr seid doch alle steinreich.«
Oberon spuckt wieder auf den Boden. Ihm muss wirklich das Wasser im Mund zusammenlaufen. »Ich brauchte gar keine Hexen hinzuzuziehen. Vampire und Hexerei vertragen sich nicht gut. Und ich hatte schon genug für Cole ausgegeben. Daher …«
»Oh«, sagt Merle. Ihr Magen überschlägt sich, als ihr klar wird, was Oberon gesagt hat. »Ich verstehe. Es war ein Trick. Ein typisches Vampirspielchen mit anderer Leute Verstand. Sie haben nur dafür gesorgt, dass er glaubte , Sie hätten ihre Seele. Damit er sich keine Hoffnungen machte, richtig? Darauf kam es an.«
Oberon nickt. »So ticken Vampire nun einmal. Alles ist ein Spiel. Alles ist Lüge. Es geht nicht so sehr darum, was man tut, sondern was man den Leuten über die eigenen Fähigkeiten vorspiegelt. Jeder glaubte, ich hätte Magdalena Wrights Seele in ein Glasprisma eingesperrt, und das hat Darius Coles Hoffnungen so endgültig zerstört, als hätte ich es wirklich getan.«
»Und warum haben Sie dann Ihren Plan geändert? Ich meine, warum haben Sie ihm erzählt, Sie hätten ihre Seele in mich verpflanzt?«
»Weil er immer noch ein verschlagener Bursche war, obwohl sein Hirn durch den Blutmangel ausgetrocknet war. Obwohl er sich hier nackt, dreckig und geistesgestört auf dem Boden dieser Zelle wälzte, kam er darauf, was es mich gekostet hätte, diese Seele sicher festzuhalten. Ihm wurde klar, dass ich sie nicht für immer einsperren konnte, und er begann Hoffnung zu schöpfen. Fing an zu glauben, dass ich sie eines Tages würde freilassen müssen.«
»Und da haben Sie die Idee mit mir gehabt. Ihm zu sagen, Sie hätten ihre Seele in mich verpflanzt.«
»Nicht wirklich. Diese Idee kam von Cobalt. Ich dachte, wenn ich Cobalt schließe, würde Cole glauben, dass es mir ernst damit war, seine Freundin weiter festzuhalten. Aber als ich Ihren Eltern – ja, Ihrer Mummy und Ihrem Daddy – davon erzählte, haben sie mir ihr Erstgeborenes praktisch verkauft. Sie. Als Behältnis für Magdalenas Seele. Bevor dieses Problemchen auftauchte, wollten die beiden nicht einmal Kinder haben. Sie hatten viel zu viel mit Geldverdienen zu tun. Kein Wunder, dass sie sich so zu Vampiren hingezogen fühlten. Nette Leute. Aber es war ihre Idee, ein Kind zu zeugen, die Seele in ihm unterzubringen und es dann in Hass und Verachtung gegenüber Vampiren großzuziehen. Und vor allem dazu, Cole zu hassen und zu verachten.«
Merle legt eine Hand an die Zellentür hinter ihr, um sich zu stützen. »Meine Eltern haben das vorgeschlagen?«
»Können Sie ihnen nicht übelnehmen. Sie waren verzweifelt. Mit ihrer Stiftung haben die beiden eine ruhige Kugel geschoben, und das wussten sie. Sie waren praktisch mein Eigentum. Das hübsche Haus, in dem Sie aufgewachsen sind. Das schicke Bürogebäude ganz in der Nähe des Regierungsviertels. Was glauben Sie, wer
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