Unter Sternenjägern
Ehe. Kurz haßte sie Manoreh, weil er sie dem aussetzte. Aber der Fezza begann zu wirken: Sie trieb die Straße entlang und ließ den Lärm über sich hinwegströmen, ohne ihn wirklich zu hören. Nur die gerufenen Worte am Tor erreichten sie.
„Ich habe etwas mit Alter Mann Kobe zu erledigen, Wachmann. Laß mich durch.“
Sie hörte das Klirren des Torriegels, als sie um die Ecke bog und auf den Torbogen zuschwebte, der in den Hof hineinführte. Etwas stimmt nicht. Kühl erwog sie die Situation. Hasenmarsch. Warum sonst nach Kobe fragen? Sie spürte einen fernen Schauer der Furcht, von dem sie wußte, daß er ohne den Fezza Entsetzen gewesen wäre. Das bedeutete Gefahr für ihren Sohn. Nicht von den Hasen, nein, von seiner Verwandtschaft. Wenn sie Tage um Tage mit ihm eingesperrt sein würde, eingesperrt mit Kobe und seinem fanatischen Haß auf die Wildlinge, eingesperrt, bis sich Hodarzu selbst verriet, bis sie weit aufbrach und ihre eigene erstickte, aber noch vorhandene Fähigkeit zu FÜHLEN verriet. Das Entsetzen wuchs, trotz des Fezza. Sie hielt beim Brunnen an. Kobe war noch nicht draußen, der guten Mutter sei Dank. Sie lehnte sich schwer gegen die Mauerkrone. „Meme Kalamah, hilf mir“, flüsterte sie. Sie hantierte in dem Halsbeutel und fischte zwei weitere Samen hervor. Während der Saft ihre Angst milderte, beobachtete sie, entfernt belustigt, wie Kobe aus dem Haus kam, gefolgt von einem Strom von Dienern, von denen einer das Kniekissen trug, ein anderer den Tisch, der an Kobes Ellenbogen stand, ein dritter Kobes Bierkrug sowie den hohen Henkelkrug mit Minimis Gebräu, ein vierter das besondere Kissen, auf dem er saß, und ein unterwürfiger fünfter Tücher, um den Thronsessel abzustauben.
Kitosime verließ den Brunnen und glitt auf ihn zu, wie ein Goldfisch, der in kühlem Wasser schwamm, das den Haß und die Angst außerhalb des Glases hielt. Sie kicherte hinter ihrer Puppenmaske, ein stummes, trotziges Kichern, während sie mit übertriebener Anmut über die bemalten Fliesen und unter seinem anerkennenden Blick die Stufen emporging. Sie kniete auf dem Kissen nieder, machte den Rücken gerade, hob den Kopf und lächelte den Kisimash, die hinter Manoreh in den Hof strömten, stille, besorgte Leute, die auf Nachrichten warteten, die sie nicht hören wollten, ihr Puppenlächeln entgegen.
Er sieht eigenartig aus, dachte sie. Müde. Aber mehr als das. Sie spürte das Kribbeln der Neugier, doch der Fezza schwemmte ihren Willen davon. Er ist lange fort gewesen, zu einer Zeit, als ich ihn gebraucht hätte. Der Fezza spülte über ihren Zorn hinweg, schwächte seine Dämpfe ab, erlaubte nur einen schwach rieselnden Gedankenstrom hinter der Stirn ihres Puppengesichts …
Hodarzu fühlt, Manoreh, und Kobe wird ihn den Fa-Männern geben, und sie werden ihn braten und essen, meinen Sohn.
Wie er dich davonjagen wird, Manoreh, mein Gemahl. Sobald er sicher ist, daß er dich nicht braucht, um dein Land in Besitz nehmen zu können, alles, das ganze Land, ohne mit anderen Ratsmitgliedern teilen zu müssen. Auf einen Schlag verdoppelt er sein Land und seine Macht, Manoreh.
Und er haßt dich, Manoreh.
Trotz der Fezza-Trübung macht er mich krank, dieser Haß. Er kann auch durch Hodarzu das Land für sich beanspruchen, Manoreh, also … sei vorsichtig, mein Gemahl, du gehst auf einem Faden, der jeden Augenblick reißen kann, Manoreh. Wenn die Fa-Männer dich erst haben, Manoreh, was geschieht dann mit mir?
Er haßt die Wildlinge, Manoreh, er geht zu den Verbrennungen der Fa-Männer und ißt das verbrannte Fleisch.
Er hat Geschmack gefunden an Wildlingsfleisch.
Sieh, wie hungrig er dich betrachtet, Manoreh; er merkt sich dein Fleisch für eine Mahlzeit vor.
Bald, denke ich, wird er dich haben.
Und wenn er das Land in diesen winzigen, gierigen Händen hat, Manoreh, wird er meinen Sohn essen.
Die Worte spulten sich vor ihren Augen ab, greifbare Dinge. Sie kauerte mit erhobenem Kopf am Boden, das Gesicht leer, damit kein Ausdruck seine reine Schönheit beeinträchtigte. Ein Besitz von Alter Mann Kobe vom Kisima-Clan, und ihr Vater würde sie den Aasfressern vorwerfen, wenn er bemerkte, was sie durch die Fezza-Samen verbergen mußte.
Manoreh stand am Fuße der Stufen und wartete darauf, daß Kobe seine Anwesenheit bestätigte. Seine Blicke ruhten kurz auf ihr, aber er sagte nichts zu ihr, wandte sich wieder an Kobe, als würden auch seine Reaktionen von so etwas wie dem Fezza
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