Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter Sternenjägern

Unter Sternenjägern

Titel: Unter Sternenjägern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
hinunter, durch die neue Sanftheit in seiner Stimme mehr geängstigt, als sie es durch seine Gewalt gewesen war. Wahnsinn. Sehnsüchtig dachte sie an Harskari. „Ich brauche dich, Mutter“, flüsterte sie, aber es kam keine Antwort. Was diese neue Wende bedeutet … Gott, ich kann ihn nicht begreifen. Wie kann ich mit Irrsinn fertig werden? Sie streifte das Kleid über den Kopf und zog es nach unten glatt. Abwarten und sehen. Sie fing die Bürste auf, die er ihr zuwarf, und begann ihr Haar zu kämmen.
    Er betrachtete sie, als sie fertig war. Ihr Haar war zu einer Feuerkaskade aus Seide gebürstet, die bis über ihre Schulterblätter herunterfiel. Der Samt schmiegte sich um ihre Brüste und Hüften und schwang in langen, anmutigen Falten um ihre Knöchel, die Farbe veränderte sich in kleinen Wellen, wenn sie ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagerte. Sie versteifte sich, als er sich gleitend aus dem Sessel erhob und auf sie zukam. Er legte ihr eine feine Goldkette um den Hals, deren Juwelenanhänger mit grünem Feuer in dem tiefen Rundausschnitt des Kleides leuchtete. Dann schob er einen passenden Ring auf ihren Ringfinger.
    Er trat zurück und ließ seine Blicke über sie gleiten. „Mach deine Schultern gerade, Halbling. Halte deinen Kopf hoch.“ Seine tiefe Stimme streichelte sie noch immer. Er strich mit verdorrten Fingern über ihre Wange. „Vryhh-Haut“, murmelte er. Seine Finger glitten unter ihr Kinn und rissen ihren Kopf hoch. „Aber die falsche Farbe, Halbling.“ Sein Gesicht verschwamm in ihrem Blickfeld. Aus großer Ferne hörte sie die sanfte Stimme. „Nein, das ist zu leicht.“
    Er schleuderte sie wieder von sich, das Exo-Skelett warf sie in einem Wirrwarr von Armen und Beinen hoch und zurück. Diesmal landete sie auf dem Bett, ungraziös ausgebreitet, das Kleid um ihre Hüften hochgeworfen, ihr Magen zuckte vor Ekel. Sie setzte sich auf, glättete ihr Haar nach hinten und zog das Kleid herunter.
    „Irgendwann wirst du mir den Hals brechen!“ Sie strich mit forschenden Fingern über die neuen blauen Flecken an ihrer Kehle. „Was willst du von mir?“
    „Halbling.“ Er lächelte. „Stille. Kooperation. Du gehörst mir, Blut meines Blutes, Verwandte. Ich bin Kell von Tennath, Halbling, Tennath höchstpersönlich. Wort eines Vryhh, du wirst eine lange, lange Zeit bei mir leben. Wie auch dein Sohn.“
    „Du scheinst von meinem Halbblut fasziniert zu sein.“ Sie ließ kalte Blicke über seinen Körper streichen. „Ich nehme an, deine Gelüste sind so krank wie deine Gestalt.“
    Seine Augen wurden vorübergehend giftig, trübten sich dann ein, bis sie leer und flach wie grüner Stein waren. „Urteile selbst.“
    „Nicht, wenn ich etwas dagegen tun kann.“
    „Kannst du etwas dagegen tun, Halbling?“
    „Ich kann es, verdammt noch mal, wenigstens versuchen.“
    „Wirst du es versuchen, Halbling?“ Er kam an das Bett und setzte sich neben sie. Er berührte die Krümmung ihres Halses, strich dann mit seinen trockenen Fingerspitzen auf ihrer Haut auf und ab, bis sie vor Abscheu und Angst zitterte. Seine Hände bewegten sich über ihren Körper, und überhaupt nichts Zärtliches war in dem groben Tasten, das nur bedeutete, daß er der Herr ihres Fleisches war, in der Lage, es zu benutzen, sooft er wollte. Dann drückte er sie nach hinten, bis sie wieder auf dem Bett ausgebreitet lag. „Ich habe deinen Begleiter in einem Käfig, Jägerin. Ich hatte vor, dich nach unten zu bringen und dir meinen kleinen Zoo zu zeigen. Ich habe mich anders entschlossen. Ich werde warten, bis wir soweit sind und die Hasen gegen ihn einsetzen können. Interessant zu sehen, wie lange Dr. Songoa braucht, seine Konditionierung zu knacken.“
    Sie stieß sich die Haare aus dem Gesicht. „Zu gelangweilt, um es selbst zu machen?“
    Er lachte und ging davon, verschwand durch eine plötzlich aufgleitende Tür in der Stirnwand, ließ sie verwirrter denn je auf dem Bett liegen. Den Berichten zufolge, die sie gelesen hatte, war eine Auswirkung seiner Krankheit Impotenz. Ob das auch bei einem Vryhh stimmte, wußte sie nicht. Seine Handlungen deuteten es anders an, aber das konnte Stolz sein. Angewidert setzte sie sich auf. Sie zog sich das Kleid über den Kopf, warf es neben dem Bett nieder und schleuderte die Juwelen hinterher. Dann streckte sie sich auf dem Bett aus, die Finger hinter dem Kopf ineinandergeschoben. Abwarten und sehen, dachte sie. Sie empfand sogar ein gewisses Maß an Mitleid für diesen

Weitere Kostenlose Bücher