Unter Sternenjägern
Sie schüttelte den Kopf. „Das dauert bestimmt …“
„Bitte, Mama.“ S’kiliza trottete die Verandastufen hoch und zupfte an Kitosimes Hand. „Sie brauchen Namen.“
Manoreh lächelte. „Sag’s ihr nur, Siki.“ Er glitt an Kitosime vorbei und blickte auf die herumzappelnden Kinder. „Möglicherweise ein guter Gedanke, ihnen Namen zu geben. Man kann sie dadurch leichter auseinanderhalten.“ Er strich sich über den Kopf. „Mach es schnell, Liebes, nicht länger als eine halbe Stunde.“ Er ließ sich auf der Stufe nieder.
„Ich werde es versuchen. Dummkopf!“ Sie lachte und setzte sich neben ihm auf die Stufe. Hodarzu kuschelte sich an ihre Knie und beobachtete von hier aus fasziniert und aufgeregt die Kinder im Hof. Kitosime umarmte ihn sanft, rief dann die anderen Kinder herbei. „Mara, S’kiliza, Warne, Liado, Amea, Cheo – kommt her. Als sie aufgeregt neben ihr von einem Fuß auf den anderen hüpften, sagte sie: „Ihr werdet mir helfen müssen.“
„Wir helfen, wir helfen.“ Warne lächelte und schlug auf Liados Schulter. Die anderen projizierten heftige Zustimmung. Hodarzu rüttelte an Kitosimes Bein und stand auf, aber sie tippte ihm auf die Schulter und hieß ihn, dort zu bleiben, wo er war.
Stolz lächelte sie sie an. „Gut,“ sagte sie. „Geht und stellt euch vor die Neuen. Kommt zu mir, wenn ich eure Namen rufe, aber erlaubt ihnen nicht, sich zu bewegen. Wir werden das … äh … dreimal machen, dann werde ich den Neuen Namen geben. Wenn ich die Namen rufe, werdet ihr sie auch rufen. Helft mir, ihnen begreiflich zu machen, welcher Name zu wem gehört. Wir müssen dies hier schnell machen. Versteht ihr?“
Mit Hilfe der Kinder ging die Namengebungszeremonie sehr schnell vorüber. Die Wildlinge schienen die Bedeutung von Namen fast sofort zu begreifen. Zu Kitosimes Überraschung versuchten sie, die Namen auszusprechen, die sie ihnen gab. Sie bebten vor Frohlocken, als sie vor ihr standen und die Silben mit lange nicht benutzten Stimmen krächzten. Als das letzte Kind benannt war und seinen Namen ausprobiert hatte, schrie die ganze Kinderschar heiser durcheinander, schloß sich dann zu einem ausgelassenen Tanz zusammen, der sich zwischen den Faras hindurchwand und um die Mutter Brunnen herum, die eine sprudelnde, stumme Melodie summte.
Kitosime schwankte unsicher, als sie auf die Füße sprang, dann war Manoreh neben ihr, stützte sie. „Was ist los?“ fragte er.
„Bloß müde.“ Sie lehnte sich an ihn, dankbar für seine Kraft. „Manoreh, die Kinder sind zu aufgeregt. Wir sollten sie beruhigen.“
Er schlang seine Arme um sie. „Ruh dich einen Moment lang aus, Kita“, sagte er leise. „Laß mich helfen. Keine Eile, noch nicht. Sie werden bald von selbst ruhiger werden.“ Als sie sich an ihm entspannte, schaute er zu den tanzenden Kindern hinunter. „Namen geben.“ Da war Erstaunen und Verwunderung in seiner Stimme. „Etwas so Einfaches.“
Jua Churukuu stand einen Fingerbreit über den Bergen, als sie das Pachtgut verließen. Minuten später bog die lange Reihe von Faras in die furchendurchzogene Straße ein, die zum Fluß und der Anlegestelle der Fähre führte, und Hufe wirbelten Wolken aus rotem Staub auf, die einen Moment lang in der regungslosen Luft hingen, dann zu Boden sanken. Schon erwartete sie ein Vorgeschmack der atemlosen Hitze des Nachmittags. Manoreh machte sich Sorgen. Kitosime war das Reiten nicht gewöhnt – die Kinder auch nicht. Er beobachtete, wie sie unbehaglich im Sattel hin und her rutschte, und fragte sich, wie lange es dauern würde, bis sie anfangen mußten, zu Fuß zu gehen.
Die Fähre war ein behäbiger Kahn mit flachem Boden und bewegte sich zwischen Zwillingskabeln über den Fluß, schwere Taue, von Anlegestelle zu Anlegestelle, von Flußufer zu Flußufer, gespannt, liefen auf massiven Trommeln, die mit großen Kurbelwinden gedreht wurden. Als Manoreh den festgestampften Verladeplatz erreichte, hatte Faiseh Cheo und Amea an der Winde stationiert und dirigierte tatkräftig die Verladung der Faras. Er schaute sich um, als Manoreh heranritt. „Ich glaube, wir können es in zwei Überfahrten schaffen, Vetter.“ Dann wandte er sich wieder der Fähre zu. „Das genügt, Rahz, bleib an der Sperre stehen. Halte dich bereit, sie zu schließen, wenn ich an Bord bin.“ Er führte seinen nervösen Faras auf die Fähre, wartete, bis der kleine Junge das Gatter eingeklinkt hatte. Dann zupfte er an seinem Schnauzer und hob den Kopf, um zum
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