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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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Besonderes sein? Kann ihn wohl kaum aufregen, dass die Büros abgesiedelt wurden. – Oder doch? „Halten Sie es für ein Problem, wenn ich über die Straße gehe? Ich möchte die Gasstation und das Picknick auf einem Bild haben“, sage ich zu meinem Begleiter.
    „Das müssen Sie mit denen von der Polizei ausmachen. Ich kenne die beiden nicht.“
    Ich bewege mich langsam und lächelnd auf die Straße zu. Die beiden Beamten rücken näher. Der eine wirkt, als würde er überlegen, seine Waffe zu ziehen.
    „Ich bin vom ‚Magazin‘“, rufe ich. „Ich würde gerne bei der Gasstation einige Fotos machen.“
    „Bleiben Sie, wo Sie sind, das ist Privatgrund. Wenn Sie ihn betreten, müssen wir Sie festnehmen.“
    „Noch nie gehört, dass man für das Betreten von fremdem Grund automatisch verhaftet wird. Ich bin Juristin.“
    „Also was jetzt?“
    „Beides. Journalistin und Juristin.“
    „Bleiben Sie, wo Sie sind!“, schreit der andere und zieht tatsächlich seine Waffe. Bei denen müssen die Nerven ganz schön blank liegen.
    „Okay“, sage ich so beruhigend wie möglich und weiche ein paar Meter zurück. Mein Herz klopft laut. Ich mag es nicht, wenn man mit einer Pistole auf mich zielt. Der Mann, der neben mir war, ist im Picknicktrubel verschwunden. Die Zahl der Menschen ist weiter gestiegen, sind es inzwischen siebenhundert? Ich werde versuchen, die vordersten Grüppchen und dahinter die zwei Polizisten und die Gasstation aufs Bild zu kriegen. Es sind auch einige Pressefotografen da. Ich hätte Regina mitnehmen sollen. Aber mir geht es ähnlich wie der Polizei. Auch ich habe unterschätzt, was hier los ist. Ob es sich noch auszahlt, sie anzurufen? Ach was, ich werde selbst fotografieren. Und gleichzeitig das leer stehende Gebäude im Auge behalten. Für alle Fälle. Da haben welche einen Picknicktisch aufgestellt. Wenn ich sie im Vordergrund draufkriege und …
    „Ich kann Fran nicht finden!“, ruft mir Vesna zu. Sie klingt beunruhigt. „Schau nach, ob er hat sich bei dir gemeldet!“
    Die Musik ist lauter geworden. Sie spielen Songs, die aus der Zeit von Woodstock stammen dürften. Die Aktivistin mit der jahrzehntelangen Demonstrationserfahrung wird nostalgische Gefühle kriegen.
    Ich sehe auf meine beiden Telefone und schüttle den Kopf. „Wahrscheinlich ist er aufgehalten worden.“
    „Dann er schreibt nicht vor Stunden Nachricht, wir sollen dringend da sein bei Gasstation!“
    Was war das? Eine rote Leuchtkugel. Die werden doch nicht auf die Idee kommen, auch hier ein Feuerwerk zu machen! Vesna starrt zur Gasstation hinüber, sie deutet in die Richtung der verschlungenen weißen Rohre. Noch eine Explosion, diesmal eine Serie blauer Leuchtkugeln. Sie knallen fröhlich.
    „Das ist Wahnsinn“, schreit Vesna. „Das ist gefährlich!“
    Eine weitere Feuerwerkssalve beleuchtet die Gebäude und Rohre der Gasstation rosa. Die beiden Polizisten stehen irritiert da, rennen dann über die Straße Richtung Feld, bleiben wieder stehen. Es dauert, bis die Picknickgesellschaft merkt, was los ist. Einige lachen. Andere schreien, die meisten drängen näher hin. Seid ihr verrückt geworden? Da ist Gas! Wieder eine Serie von Feuerwerksexplosionen. Rot und grün und blau erstrahlt die Anlage unter Sprühsternen. Der eine Polizist telefoniert hektisch. Eine Feuerwehrsirene geht los. Ohrenbetäubend. Und plötzlich scheint vielen klar zu werden, dass das hier kein Jux ist. Diese Idioten von „Cybersolar“! Sie machen sich alles selbst kaputt! Menschen laufen über das Feld davon, andere bewegen sich langsam rückwärts und schauen dabei weiter wie gebannt zu. Einige Männer rennen über das Gelände der Gasstation. Sie tragen Feuerwehranzüge oder so etwas. Klar, die Betriebsfeuerwehr. Gut, dass die da ist. Haben sie alles im Griff? Ich muss fotografieren. Es beruhigt, etwas zu tun. Ich drücke immer wieder ab. Der Spuk scheint noch nicht vorbei zu sein. An drei Stellen gleichzeitig steigen Leuchtraketen in die Luft. Meine Lieben, jetzt seid ihr bei mir endgültig unten durch!
    „Was passiert, wenn das Gas Feuer fängt?“, schreie ich Vesna zu.
    Sie deutet in die Richtung, wo das Feuerwehrauto gestanden ist. Es zischt und zündelt wie Tausende Sprühkerzen. Dann eine Explosion. – Das ist kein Feuerwerkskörper. Gespenstisch deutlich sehe ich Trümmer von Mauern durch die Luft fliegen. Ein kollektiver Aufschrei, Rennen, Hupen, noch mehr Sirenen. Chaos. Weg. Wir müssen weg von hier. Ich will Vesna mit mir

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