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Unterm Kirschbaum

Unterm Kirschbaum

Titel: Unterm Kirschbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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schnell einfallen. »Weil … Wie sollten sie sich denn kennen und verabredet haben?«
    »Ja, wie wohl?« Orlando lachte. »Als Klütz bei sich auf dem Baugrundstück gestanden und Wiederschein gesehen hat.«
    »Hm …«, murmelte Mannhardt. Möglich war alles. Dann fiel ihm doch noch etwas ein. »Ausgeschlossen, bei Fontane gibt es nur einen Täter und nicht zwei, sieht man mal von Ursel Hradschek ab.«
    Orlando schüttelte den Kopf. »Du, Fontane war immer sehr für das Neue, und wenn er wirklich das Drehbuch zu seinem Remake geschrieben hat, warum sollen da nicht zwei Täter vorkommen? Den Klütz hat er ja eh schon eingeführt, und was soll er nun mit ihm anfangen?«
    »Je mehr ich darüber nachdenke …« Mannhardt blieb stehen. »Das würde auch erklären, was wir uns alle nicht so ganz erklären können: Dass Klütz zehn Jahre lang sozusagen freiwillig im Gefängnis gesessen hat.«
    »Klar …« Orlando spann den Faden weiter. »Beide bringen Schulz um, vergraben ihn bei Klütz unter der Garage – und Klütz fährt als Schulz verkleidet im Porsche davon. Das ist des Rätsels Lösung!«
    Als sie dann im Café Margrit Minder-Cerkez gegenübersaßen und ihr diese These von der Doppeltäterschaft vortrugen, lachte die nur.
    »Nein, meine Herren, Karsten hat Schulz weder allein noch mit Wiederschein zusammen ermordet, Karsten ist absolut unschuldig.«
    Sie sagte das mit einer Emphase, wie sie Mannhardt von vielen Politikerinnen der Partei aller Gutmenschen kannte, und die sie besonders dann an den Tag legten, wenn sie vor einer Fernsehkamera standen.
    »Ich kenne Karsten Klütz bereits seit fünf Jahren«, sagte Margrit Minder-Cerkez. »Zeit genug, jemanden kennenzulernen und sein Handeln zu verstehen.«
    »Und warum hat er den Mord denn auf sich genommen?«, fragte Orlando.
    »Weil … Es war im Grunde ein Selbstmord, den er da begangen hat. Er hatte nicht mehr leben wollen, einerseits, es aber andererseits auch nicht geschafft, sich vor einen Zug zu werfen oder sich zu erschießen.«
    Mannhardt blieb skeptisch. »Und woher rührt nun sein plötzlicher Sinneswandel?«
    »Der rührt daher, dass wir uns lieben und er mit mir ein neues Leben beginnen möchte.«

     
    *

     
    Letschin war laut Reiseführer durch dreierlei bekannt. Erstens durch seine Schinkel-Kirche, von der allerdings nur der Turm den Zweiten Weltkrieg überlebt hatte, zweitens durch seine Gurkeneinlegereien und drittens durch die Tatsache, dass hier zwischen 1838 und 1849 Fontanes Vater eine Apotheke betrieben hatte.
    »Welches ist der Zusammenhang zwischen Fontane und den eingelegten Gurken?«, fragte Mannhardt, als sie im Auto saßen und am Oderbruch angekommen waren. Weder Heike noch sein Enkel wussten es, und Silvio schon gar nicht, sodass er selbst die Antwort geben musste: »Fontane hat einmal geschrieben: ›Wenn ich in den Vesuv falle, etwas angebraten wieder herauskomme, nachdem ich unten die Erde habe kochen hören, dann es im Triumph nach Neapel geschafft habe und von einer Nonne und drei Engländerinnen gepflegt werde, so kann das jeder beschreiben, aber über »saure Gurken« und »warm sind sie auch noch« sich angenehm zu verbreiten, ist sehr schwer.‹«
    Orlando hatte ›Unterm Birnbaum‹ mitgenommen und gerade noch einmal das Nachwort gelesen. »Da wird klar, dass Fontane öfter bei seinen Eltern in Letschin gelebt hat und dass das Tschechin im Roman mit Letschin gleichzusetzen ist. Und nicht nur das: ›Fontane hat die nie völlig aufgeklärten Vorgänge um den Tod eines Stettiner Geschäftsmannes (mutmaßlich) in Letschin, die eben damals, als er dort weilte, für Aufregung sorgten, einige Jahre vorverlegt.‹«
    »Dann ist der Plot also nicht mal auf seinem eigenen Mist gewachsen«, sagte Heike.
    »Bitte nicht solch ein Pfui-Wort wie ›Mist‹ in Gegenwart des Jungen!«, rief Mannhardt, sie parodierend. »Du bist ja schlimmer als Dieter Bohlen.«
    »Und als Detektiv hat sich Fontane bekanntlich nicht hervorgetan«, sagte Orlando. »Sonst hätte er ja die Sache damals aufgeklärt.«
    »Hm …« Mannhardt musste einen Augenblick nachdenken. »Aber immerhin lassen sich bei ihm doch der Justizrat Vowinkel und der Pastor Hradschek das Personal vorführen, um es zur Sache zu vernehmen, das heißt, was ihnen durch den Kopf gegangen ist, als der mutmaßlich falsche Szulski am Morgen mit seiner Pferdekutsche davongefahren ist, und wie es mit ihrem Herren so stünde. Guck gleich mal nach.«
    Nach einiger Suche hatte Orlando die

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