Unzaehmbares Verlangen
begrüßte.
»Letty und Diana bleiben mit Stephanie hier«, erklärte Morgan. »Ich werde mit Ihnen kommen, Joel, und in Thornquist Gear Nachtwache halten.«
Joel öffnete den Mund, um zu protestieren, sah aber dann an Morgans entschlossenem Gesichtsausdruck, daß es keinen Sinn hatte, diesem ehemaligen Farmer aus Indiana zu widersprechen. Alle logischen Argumente würden an seiner Entscheidung nichts ändern können.
Was soll's? dachte Joel. Der Mann würde immerhin eines Tages sein Schwiegervater werden.
»Einverstanden«, sagte er.
Joel war erleichtert, als niemand mehr irgendwelche Argumente vorbrachte. Letty begleitete ihn zum Wagen, während Morgan rasch ein paar Sachen in eine Reisetasche packte. Sie sah ihn ernst an.
»Ich möchte dir etwas sagen, Joel.«
Er lehnte sich gegen den Jeep und lächelte. »Hast du noch Befehle für deinen Geschäftsführer?«
Sie sah ihn mit aufrichtiger Besorgnis an. »Bitte sei vorsichtig.«
»Natürlich«, versprach er.
»Ich liebe dich, Joel, aber ich glaube, das weißt du schon.«
Einen Augenblick war er über dieses Eingeständnis sehr überrascht. Dann machte sich ein warmes Gefühl in ihm breit und verdrängte die Anspannung, die er empfand, seit er die Verwüstung in seiner Wohnung gesehen hatte. Er streckte die Arme aus und zog Letty an sich.
»Verflixt, du hast dir wirklich einen guten Zeitpunkt ausgesucht, um mir das zu sagen. Du weißt, daß ich dich auch liebe, nicht wahr?«
»Nun, so direkt hast du dich dazu noch nicht geäußert«, bemerkte sie ein wenig spitz, aber ihre Augen leuchteten. »Allerdings habe ich es gehofft.«
»Dann vergiß es nie mehr.« Er küßte sie leidenschaftlich auf den Mund. Trotz der kalten Nachtluft fühlten sich ihre Lippen warm an. Joel stöhnte und zog sie enger an sich.
»Ich bin bereit!« rief Morgan, während er die Treppe herunterkam.
Letty trat einen Schritt zurück und schenkte Joel ein liebevolles Lächeln. »Bitte, paß auf dich auf.«
»Letty, ich...« Joel verstummte. Es gab so viel, was er ihr sagen wollte, aber dazu war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. »Selbstverständlich, Boß.«
Nach einer Stunde hatten sich Joel und Morgan im Büro eingerichtet. Neben Joel lag ein schnurloses Telefon. Am Eingang stand ein Wachmann, und das neue Sicherheitssystem, das im vorigen Jahr installiert worden war, hatten sie aktiviert und zweimal überprüft.
»Jetzt können wir nur noch warten«, bemerkte Morgan gelassen.
Joel lehnte sich zurück und legte die Füße auf den Schreibtisch. »Genau.«
»Spielen Sie Schach?« fragte Morgan.
»Ja, aber nicht sehr gut.«
»Wunderbar«, erwiderte Morgan erfreut. »Zufällig habe ich ein kleines Schachspiel bei mir. Wie wäre es mit einer Partie?«
»Haben Sie damit irgend etwas Bestimmtes im Sinn?« fragte Joel mißtrauisch.
Morgan setzte eine beleidigte Miene auf. »Aber nein, ich wollte mir nur mit Ihnen die Zeit vertreiben. Natürlich würde ein kleiner Einsatz das Spiel interessanter machen.«
»Woran dachten Sie dabei?« Joel beobachtete, wie Morgan ein Miniaturset aus seiner Tasche holte.
»Da wird uns sicher noch etwas einfallen. Während ich die Figuren aufstelle, könnten wir uns ein wenig unterhalten.«
»Worüber?«
»Über das Verhältnis, das Sie mit meiner Tochter haben«, erklärte Morgan offen. »Ich möchte wissen, wann Sie sie heiraten werden.«
Joel seufzte. »Diese Frage habe ich erwartet. Bitte halten Sie sich aus dieser Sache heraus, Morgan.«
»Das kann ich nicht. Meine Einstellung verbietet mir, eine Affäre auf Dauer gutzuheißen.«
»Das kann ich mir denken.« Joel lächelte schwach. »Sie glauben immer noch an die Werte, die Sie im Mittleren Westen auf dem Land vermittelt bekamen. Daran kann auch Ihre Universitätsausbildung nichts ändern, oder?«
»So ist es.« Morgan lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Lettys Mutter wäre niemals damit einverstanden gewesen, und mir geht es ebenso.«
»Machen Sie sich keine Sorgen. Immerhin bin auch ich in einer Kleinstadt aufgewachsen.«
Morgan hob die buschigen Augenbrauen. »Und was soll das heißen?«
»Daß ich sie heiraten werde. Aber nicht sofort.«
»Darf ich fragen, warum Sie noch warten wollen?«
Joel sah ihn ruhig an. »Weil es vorher noch etwas zu klären gibt - es geht um Thornquist Gear.«
Morgan nickte verständnisvoll. »Sie befürchten, die Leute würden denken, Sie heirateten Letty nur wegen der Firma.«
»Ja. Wenn Letty sich endlich entschließt, mir das Unternehmen zu
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