Urmel wird ein Star
Doch
Naftaline, Zwengelmann und Futsch redeten ununterbrochen mit Rumo Regi, und sie
versicherten sich immerzu gegenseitig, was für ein feiner Film das geworden sei
und wie gut jeder seine Sache gemacht hätte. Rumo Regi zerkaute eine Zigarre
nach der anderen, und Wutz stopfte eine ganze Käsetorte in sich hinein und
behauptete: »Das beruhigt mich, öfföff, obwohl ich mich wundere, wie wenig
aufgeregt ich bin!«
Na
ja, die Zeit verging so, und plötzlich setzte die Maschine zur Landung an. Ich
schaute hinab, das Flugfeld war umsäumt von Menschenmassen, ganz schwarz sahen
sie aus. Kaum hatte Wutz sie bemerkt, wischte sie sich die Kuchenkrümel von der
Schnauze und puderte sich.
Als
die Maschine ausgerollt war, durften wir aussteigen. Eine Menge Kameraleute
hatten sich aufgebaut, und ich sah auch meine drei Reporter, aber sehr weit
weg. Die Polizei hielt die Menschen zurück. Viele schwenkten Papierfähnchen:
»Oh«, sagte ich, »sieh mal, Wutz, da steht ›Urmel‹ drauf!«
»Es
heißt Wutz, öfföff«, behauptete sie. Es hieß aber doch Urmel. Wutz braucht wohl
eine Brille.
Rumo
Regi sagte, ich solle zuerst aussteigen, und er drückte mir einen großen
Blumenstrauß in den Arm.
Ich
bekam das, was man einen großen Bahnhof nennt, und warf wieder Kußhändchen. Die
Kameras klickten, und die Leute schleuderten ihre Kopfbedeckungen in die Luft.
Wutz
drängte sich aufgeregt hinter mir vor, fast hätte sie mich von der Treppe
geschubst. Sie sah über mich hinweg und lächelte geziert in die Gegend.
Dann
fuhren wir im Auto durch die Stadt. Sie war übersät mit Plakaten. Sie hingen
überall, an den Hauswänden und an runden Säulen, und auf allen war ich zu
sehen. Der Film hieß ja auch: »Urmel aus dem Eis«. Was sonst noch alles
draufstand, konnte ich so schnell nicht lesen. Bestimmt nichts Wichtiges.
Vor
dem Filmtheater, wo die Premiere stattfinden sollte, war das Plakat noch nicht
fertig. Männer in blauen Kitteln trugen viele einzelne Teile herbei und zogen sie
über Leitern empor. Da kam mein halber Schwanz... links oben meine Schnauze...
und ganz zum Schluß die Schrift.
Gottlob
war die Premiere schon heute abend. Länger hätten wir die Spannung kaum
ertragen. Wir rannten in unseren noblen Hotelzimmern alle durcheinander und
machten uns gegenseitig verrückt. Als es endlich dunkel wurde und es soweit
war, daß wir zum Theater fahren sollten, da stöhnte Wutz, daß sie einen
Herzanfall hätte.
Es
war aber nur so ein Gerede, denn als ich dann zu ihr sagte: »Bitte bleib zu
Hause, leg dich hin und erhole dich«, da pfefferte sie ihre Puderdose nach mir
und grunzte: »Das könnte dir so passen, öfföff, den ganzen Beifall alleine
einzuheimsen.«
Ich
fand, daß »einheimsen« ein sehr schönes Wort sei und bewunderte Wutz, daß es ihr
in einem so aufregenden Augenblick eingefallen war.
Im
Theater konnten wir uns kaum zu unseren Plätzen durchzwängen, obwohl doch nur
die allergeladensten Gäste gekommen waren. Hier traf sich der Pudding vom
Pudding der feinsten Gesellschaft (das Urmel meint die Crème de la crème). Die
Damen trugen lange Abendkleider und die Herren diese farbigen Smogdings (das
Urmel meint Smokings), und es stank zum Ersticken nach Parfüm und nach
Zigarettenqualm.
Ein
bißchen machte man uns aber doch Platz. Einige begannen zu klatschen. Wutz
reckte sich auf die Klauenspitzen und winkte wie närrisch einer Dame mit tollen
Perlen um den Hals zu, die ganz weit abseits stand, und rief: »Öfföff, da ist
ja auch meine liebe Freundin, die Fürstin Klatschnikoff! Huhu!«
Rumo
Regi hatte ich noch nie so gesehen. Er trug auch einen feinen schwarzen Anzug
und unter dem Doppelkinn eine große rote Seidenschleife. Er nahm sich sehr
zusammen und wirkte äußerst würdevoll und lächelte jedermann an und drückte
ununterbrochen irgendwelche Hände und küßte furchtbar viele Backen. Nur einmal
hörte ich ihn laut sagen: »Meine Verehrteste, wie schön, daß Sie gekommen
sind!« und leise fauchen: »Diese Schlange könnte bleiben, wo der Pfeffer
wächst!«
Ich
blickte mich um. Schusch stolzierte gemessen hinter mir her. Er sah aus, als ob
er dauernd »Äch spänne, du spännst, er spännt... alle spännen!« vor sich
hinmurmelte. Und Wawa und Ping Pinguin waren so klein. Sie gingen
nebeneinander, als gingen sie Hand in Hand. Auf mich wirkten sie sehr rührend.
Natürlich war das nicht möglich, weil Wawa alle vier Füßchen zum Laufen
brauchte, aber mir schien es doch so, als ob Wawa seinen
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