Vadim oeffnet sich (Du + Ich = Wir Zwei)
da?“
Nachdem Dr. Blooms Assistentin mir gerade einen aromatischen Kaffee – so wie ich ihn mag – serviert hat, fährt die Psychologin mit ihren Fragen fort, und diesmal hakt sie noch weiter nach. Die mit beeindruckender Stuckatur versehene Tür ist kaum wieder geschlossen, als auch schon wieder das Verhör weitergeht.
Verdammt, nicht einmal eine Sekunde hat man hier seine Ruhe …
Sie ist gefährlich …
„Das stimmt. Sie hat es mir mehrmals bewiesen … in Paris sowie in L.A. Aber ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen, Elizabeth …“
„Sehen wir uns die Dinge von einer anderen Seite her an. Glauben Sie, Sie könnten dasselbe tun? Könnten Sie sich an ihre Umgebung anpassen und von ihren Angehörigen akzeptiert werden?“
„Das ist eine Fangfrage“, spöttele ich.
„Vadim, das ist wichtig.“
„Natürlich ist das wichtig. Ich bin mir dessen durchaus bewusst! Aber ich kann nicht viel ausrichten, wenn ich mit dem Rücken zur Wand stehe!“
„Das heißt?“
„Ich komme mit Lily, ihrer kleinen Schwester, und ihrer Mutter klar. Nun ja, zumindest glaube ich das. Dasselbe gilt für Clémentine, ihrer besten Freundin. Dagegen werden aber Edward und Basile Lancaster nicht nachgeben. Sie hassen mich und das wird sich wahrscheinlich so schnell auch nicht ändern.“
„Ihr Vater und ihr älterer Bruder, richtig?“
„Ja. Lord Lancaster und Lord Junior“, füge ich hinzu und verziehe mein Gesicht.
„Ich sehe, dass die Verachtung auf Gegenseitigkeit beruht …“
„Man erntet, was man sät“, antworte ich mit ernster Miene. „Sie haben mich schon immer von oben herab behandelt. Und ich gehöre nicht zu den Leuten, die sich davon unterkriegen lassen … oder zu Kreuze kriechen werden.“
„Ich will damit nicht andeuten, dass Sie das eine oder das andere tun sollten. Aber wären Sie für Alma bereit, eventuell einen … Waffenstillstand zu schließen?“
„Wenn das wirklich notwendig ist …“, seufze ich etwas.
„Ab sofort?“
„Wenn es wirklich sein muss …“, seufze ich diesmal etwas stärker.
„Vadim, ich versichere Ihnen, dass Sie als Sieger hervorgehen werden. Sehen Sie zu, dass Sie sich unter besseren Umständen wiedertreffen. Und egal was passiert … Bleiben Sie ruhig! Sie sind nämlich oft zu impulsiv und geben nicht nach …“
„Ich wette, dass ich die beiden ertragen kann, ohne mit der Wimper zu zucken“, sage ich brummig.
„Sehr gut! Herausforderung angenommen … und zwar mit sich selbst!“
„Sie erreichen wohl immer Ihr Ziel, Elizabeth?“
„Ich versuche es …“, antwortet sie mit offenem Lächeln.
Dr. Bloom und ich sind keine Freunde. Nein, das würde unsere Arzt-Patient-Beziehung gefährden. Aber im Laufe der Sitzungen hat sich eine gewisse freundschaftliche Verbindung zwischen uns entwickelt. Ich finde, sie ist nicht krankhaft neugierig, nur etwas zu scharfsinnig. Manchmal spricht sie zu offen, hat wenig Mitgefühl mit ihren Patienten, ist aber äußerst selbstlos. Am Anfang hatte ich nur einmal im Monat eine Sitzung, aber ihre Stress abbauende, fast schon reinigende Wirkung wurde zur Sucht. Deshalb komme ich jetzt jede Woche hierher. Das einzige Problem ist nur, dass Alma noch nichts von diesen Therapiesitzungen weiß.
„Die Stunde ist zu Ende“, sage ich und ziehe mir meine Jacke wieder an. „Haben Sie mir noch etwas zu sagen, Elizabeth?“
„Ich gebe Ihnen noch einen Rat: Sprechen Sie mit Alma über unsere Sitzungen. Sie müssen sich nicht schämen, ganz im Gegenteil. Sie sollte es wissen, glauben Sie nicht auch?“
„Ja, bestimmt …“, murmle ich und fürchte mich schon vor der Reaktion meiner Angebeteten.
„Ich schlage Ihnen sogar noch etwas Besseres vor … Eine neue Herausforderung“, erwidert die Psychologin, als sie aufsteht und zur Tür geht. „Wenn Sie sich bereit dazu fühlen, bringen Sie sie doch mal mit.“
„Hierher?“
„Ja. Es sei denn, Sie können auf mich verzichten“, sagt sie und zwinkert mir zu. „Mir ist klar, dass dieser Vorschlag Sie in die Flucht schlagen könnte …“
Mr. King gehört nicht zu den Leuten, die „Kann ich nicht“ sagen …
Vadim Arcadi übrigens auch nicht!
King … Arcadi … Deshalb brauche ich einen Psychologen!
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