Conni & Co, Band 9: Conni, Phillip und ein Kuss im Schnee (German Edition)
»Schneeheeflöckchen, Weißröckchen, wahann kommst du geschneit …«
Der Kinderchor trällert so laut in Connis linkes Ohr, dass sie sich schnell die Decke über den Kopf zieht. »Von wegen Schneeflöckchen«, grummelt sie, als sie wieder auftaucht. Sie wühlt sich umständlich aus ihrem Bett, stellt den Radiowecker leiser und tappt ans Fenster. Durch einen Spalt im Vorhang kann sie sehen, dass es draußen noch dunkel ist. In dem schwachen Lichtschimmer, der durch die Fensterscheibe in den Garten fällt, wirken die Bäume dunkelgrau und traurig. Außerdem regnet es. Wie soll dabei Weihnachtsstimmung aufkommen?
Conni seufzt. Im Radio dudelt das nächste Weihnachtslied. In der Stadt übertrumpfen sich die Läden rund um den Marktplatz mit Lichterketten und Weihnachtsdekorationen, und in den Supermärkten liegen schon seit Wochen Lebkuchenherzen, Marzipanbrote und Dominosteine in den Regalen.
Als wäre übermorgen Heiligabend, denkt Conni. Dabei ist heute doch erst der erste Dezember!
Mau streicht schnurrend um ihre Füße. Sie nimmt ihn auf den Arm und schnuppert an seinem warmen, weichen Fell.
Der erste Dezember? Moment mal …
Sie setzt Mau schnell auf die Fensterbank und huscht zu ihrem Schreibtisch. An der Wand darüber hängt ein Adventskalender. Darauf ist ein Weihnachtsmann abgebildet, dessen weißer Bart im Wind flattert. Mit einer Hand winkt er Conni zu, mit der anderen lenkt er ein Rudel Rentiere, das einen Schlitten mit Geschenken durch eine sternenklare Nacht zieht. Eins der Rentiere hat eine rote Nase.
Conni grinst. Das soll bestimmt Rudi sein, das rotnasige Rentier.
Sie nimmt den Kalender von der Wand. Auf den ersten Blick unterscheidet er sich nicht von allen anderen mit Schokolade gefüllten Adventskalendern. Aber für Conni ist dieses Exemplar trotzdem etwas ganz Besonderes. Phillip hat ihn ihr geschenkt, und sie musste ihm hoch und heilig versprechen, mit dem Öffnen des ersten Türchens bis zum ersten Dezember zu warten.
Sie grinst. Denkt er etwa, sie würde die ganze Schokolade auf einmal naschen und die nächsten dreiundzwanzig Tage nur noch den Kalender bewundern?
Endlich hat sie die winzige aufgedruckte Eins entdeckt und will gerade das Türchen öffnen, als ihre Mutter anklopft und den Kopf ins Zimmer steckt.
»Guten Morgen! Das Bad ist frei. Beeilst du dich ein bisschen? Jakob steht auch gleich auf.«
»Ja, mach ich. Bis gleich!«, antwortet Conni zerstreut.
Ihre Mutter lehnt die Tür an und verschwindet wieder. Wenig später klappert unten das Frühstücksgeschirr. Kaffeeduft zieht durchs Haus. Conni kann ihre Eltern leise miteinander reden hören.
»Jetzt aber!«, sagt sie entschlossen und knibbelt das Türchen mit dem Daumennagel auf.
Etwas fällt ihr entgegen. Ein Stück Schokolade, klar. Conni hält trotzdem die Luft an, denn es ist nicht irgendein x-beliebiges Schokoladenstück, das in ihrer Hand liegt, sondern ein Herz. Ein dickes Herz aus Vollmilchschokolade. Ob das ein Zufall ist? Oder hat Phillip geahnt, dass hinter dem ersten Türchen ein Herz steckt? Hat er deshalb so ein Theater um den ersten Dezember gemacht?
Conni lächelt. Das ist ja so süß! Aber wie kann Phillip das gewusst haben? Kann er etwa hellsehen?
Sie hängt den Kalender zurück und legt das Herz auf ihren Nachttisch. Genau neben das Foto von ihr und Phillip von der Klassenfahrt nach Brighton. Sie gibt dem Herzen einen Stups. »Du wirst nicht gegessen! Nie im Leben!«
Während sie ihre Klamotten zusammensucht, überlegt sie, wie lange sich so ein Schokoherz wohl hält. Am besten wär’s bestimmt, wenn sie es in einer Schachtel aufbewahren würde. Dann hätte sie ein ewiges Andenken an diesen ersten Dezember. Ein Schokoherz von Phillip … Das ist wirklich romantisch!
»Einen schönen ersten Dezember!«, wünscht sie ein paar Minuten später ihrem eigenen Spiegelbild. Sie bürstet sich die Haare, bis sie knistern, und bindet sie zu einem Pferdeschwanz zusammen. »Jetzt fehlt nur noch Schnee, und die Sache mit der Romantik wäre geritzt!«
Sie träumt schon lange davon, mit Phillip Schlitten zu fahren oder mit ihm durch einen tief verschneiten Winterwald zu stapfen. Der Schnee würde unter ihren Stiefeln knirschen, und vor ihren Mündern würden sich weiße Atemwölkchen bilden. Hand in Hand mit ihm auf Schlittschuhen über einen zugefrorenen See zu gleiten, käme natürlich auch in Frage.
Conni schneidet sich selbst eine Grimasse. Lauter tolle Sachen fallen ihr ein, die sie mit Phillip machen
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