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Vaeter und Soehne

Vaeter und Soehne

Titel: Vaeter und Soehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivan Sergejevich Turgenev
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…«
    Frau Odinzoff drückte ihre Lippen auf die Stirn des Sterbenden.
    »Genug!« hauchte er, und sein Haupt sank zurück … »jetzt die Finsternis ….« Frau Odinzoff verließ das Zimmer lautlos.
    »Nun? …« fragte sie Wassili Iwanowitsch mit gedämpfter Stimme.
    »Er ist eingeschlafen,« antwortete sie noch leiser.
    Bazaroff sollte nicht wieder erwachen. Er wurde gegen Abend gänzlich bewußtlos und starb am andern Morgen. Der Pater Alexis übte an ihm die letzten Pflichten. Als man ihm die Letzte Ölung gab, und das geweihte Öl auf seine Brust träufelte, öffnete sich eins seiner Augen, und es war, als ob beim Anblick dieses Priesters in seinem geistlichen Ornat, des rauchenden Weihgefäßes und der vor den Heiligenbildern brennenden Kerzen etwas wie ein schauerndes Entsetzen über das entstellte Gesicht hinging … das dauerte aber nur einen Augenblick. Als er den letzten Seufzer ausgehaucht hatte, und das Haus von Wehklagen ertönte, wurde Wassili Iwanowitsch von plötzlichem Wahnsinn ergriffen. – »Ich habe gelobt, mich zu empören,« schrie er mit heiserer Stimme, mit erhitztem, verstörtem Gesicht und mit geballten Fäusten, als ob er jemand drohte; »und ich werde mich empören! ich werde mich empören!«
    Aber Arina Vlassiewna hing sich, in Tränen aufgelöst, an seinen Hals, und sie fielen zusammen mit dem Gesicht auf den Boden, »ganz wie zwei Lämmer«, erzählte nachher Anfisuschka im Vorzimmer, »wie zwei Lämmer in der ärgsten Hitze«; zu gleicher Zeit und nebeneinander sanken sie nieder.
    Aber die Hitze des Tages vergeht, und der Abend kommt, und dann die Nacht, die Nacht, welche alle Hartgeprüften und Müden in ein stilles Asyl geleitet …

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Sechsundzwanzigstes Kapitel.

    Sechs Monate waren vergangen, und der Winter war gekommen; der starre Winter mit dem grausamen Schweigen seines Frostes, wo der dichte Schnee knistert, die Zweige der Bäume leis angehaucht sind von rosig schimmerndem Reif, wo Kuppeln dicken Rauchs über den Schornsteinen vom blaßblauen, wolkenlosen Himmel sich abheben, Wirbel warmer Luft aus den geöffneten Haustüren hervorbrechen, die roten Gesichter der Vorübergehenden wie gezwickt erscheinen und die vor Kälte zitternden Pferde in raschem Lauf dahintraben. Ein Tag des Monats Januar neigte sich zu Ende; die Abendkälte verdichtete die unbewegliche Luft noch mehr, und die blutrote Dämmerung erlosch mit reißender Schnelle. Die Fenster des Herrenhauses zu Marino erhellten sich nacheinander; Prokofitsch in schwarzem Frack und weißen Handschuhen legte mit besonderer Würde fünf Gedecke auf die Tafel im Speisesaal. Acht Tage zuvor hatten in der kleinen Kirche des Sprengels zwei Hochzeiten stattgefunden, still und beinahe ohne Zeugen; Arkad hatte sich mit Katia, Kirsanoff mit Fenitschka verbunden, und Kirsanoff gab seinem Bruder, der in Geschäften nach Moskau ging, einen Abschiedsschmaus. Anna Sergejewna war gleichfalls nach jener Stadt gereist, nachdem sie den Neuvermählten reiche Geschenke gemacht hatte.
    Man setzte sich Punkt drei Uhr zu Tische; Mitia war unter den Gästen; er hatte bereits ein Kindermädchen mit einem ›Kokosschnik‹ von goldgestickter Seide; Paul Petrowitsch hatte seinen Platz zwischen Katia und Fenitschka; die jungen Ehemänner saßen neben ihren Frauen. Unsere alten Freunde hatten sich in letzter Zeit etwas verändert; sie waren hübscher oder doch wenigstens stärker geworden, nur Paul Petrowitsch war magerer, was aber das Vornehme seiner Züge noch erhöhte. Auch Fenitschka war nicht mehr dieselbe. Im schwarzseidenen Kleid, eine breite Samtschleife in den Haaren, eine goldene Kette um den Hals, saß sie mit achtunggebietender Unbeweglichkeit da, nicht weniger achtunggebietend für sich selber als für ihre ganze Umgebung, und lächelte, als ob sie sagen wollte: »Entschuldigen Sie, ich bin nicht umsonst hier.« Übrigens hatten die andern Gäste alle ein Lächeln auf den Lippen, als ob sie ebenfalls um Entschuldigung bitten wollten; alle fühlten sich ein wenig befangen, ein wenig traurig, und doch vollkommen glücklich. Jedes war gegen seinen Nachbar von der freundlichsten Zuvorkommenheit, man schien sich das Wort gegeben zu haben, eine Art Komödie voll gutmütigen Wohlwollens miteinander zu spielen. Katia war die Ruhigste von allen; sie blickte zuversichtlich umher, und man konnte leicht bemerken, daß Kirsanoff schon ganz in sie vernarrt war. Er erhob sich gegen das Ende der Tafel, ein Glas Champagner in der Hand, und sprach zu

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