Mistelzweig und Weihnachtskuesse
1. KAPITEL
Die Frau neben ihm umklammerte seine Hand, als fürchtete sie, er würde ihr davonlaufen. Ihre Augen waren geschlossen, und sie bewegte die Lippen wie in einem stillen Gebet. Lange blonde Haare fielen über ihre Schultern herab und streiften seine Hand.
Jordan Haynes erkannte den typischen Krankenhausgeruch. Verschwommen nahm er seine Umgebung wahr. Auch dieses Gefühl kannte er – offenbar hatte man ihm starke Schmerzmittel gegeben. Nur die Frau an seinem Bett konnte er nicht einordnen. Aber wer auch immer sie sein mochte, es war wirklich nett von ihr, so besorgt um ihn zu sein.
Sie ließ ihre Hand ein wenig sinken, und ihr Haar strich über sein Handgelenk. Wie kühle Seide, dachte er. Gern hätte er seine freie Hand gehoben und sie durch die hellen Strähnen gleiten lassen. Aber sein Arm fühlte sich an wie festgenagelt. Er war einfach zu geschwächt, um sich zu bewegen. Anstatt ihre Haare zu berühren, konzentrierte er sich also auf ihr Gesicht.
Sommersprossen sprenkelten ihre Wangenknochen und die Nase. Sommersprossen. Er zog eine Grimasse. Die Winkel ihres großzügigen Munds waren leicht nach oben gebogen. Außer dem Mascara, der ihre langen Wimpern betonte, trug sie kein Make-up. Er hätte fünfzig Dollar gewettet, dass sie blaue Augen hatte und früher einmal Cheerleaderin ihrer Highschool gewesen war. Mit ihrem kerngesunden Aussehen hätte sie das Model einer Milchwerbung sein können. Was suchte sie also in seinem Krankenzimmer?
Noch immer berührten ihre Haare seine Hand. Die sanfte, sinnliche Berührung ließ Fantasien in ihm aufsteigen, die sein geschundener Körper nie und nimmer verwirklichen konnte. Jedenfalls nicht in naher Zukunft.
Er zog seine Hand aus der Umklammerung. Sofort öffnete sie ihre Augen. Volltreffer! Sie waren tatsächlich dunkelblau. Jetzt schuldete er sich selbst fünfzig Dollar. Sobald er hier herauskam, war Zahltag.
Die Fremde strahlte, als hätte sie gerade im Lotto gewonnen.
„Sie sind wach“, stellte sie fest. Dann griff sie wieder nach seiner Hand, und ihr Lächeln wurde noch breiter. „Ich bin so froh! Die Schwester sagte schon, Sie würden wieder gesund, aber ich habe mir Sorgen gemacht. Wie fühlen Sie sich? Haben Sie Schmerzen? Möchten Sie einen Schluck Wasser?“
Er wollte etwas sagen, aber sein Hals war zu rau. Er hustete. Sofort sprang sie auf, langte nach einer kleinen Karaffe und schenkte ein wenig Wasser in ein Glas. Sie legte einen Arm um seine Schultern und hob das Glas an seine Lippen.
„Trinken Sie langsam“, forderte sie ihn auf.
Nachdem er die Hälfte getrunken hatte, nickte er zum Zeichen, dass es genug war. Rasch stellte sie den Becher auf den Tisch neben dem Bett und kehrte an ihren Platz zurück. Dieses Mal verschränkte sie gleich die Finger ihrer Hand mit seinen. Und bevor er sich entziehen konnte, lehnte sie sich vor und presste seine Hand an ihre Brust.
Jetzt gehörte ihr wirklich seine volle Aufmerksamkeit. Als sie aufgestanden war, hatte er einen Blick auf ihre beeindruckenden Kurven erhaschen können. Jeder Halbstarke träumte von einer Frau mit solchen Brüsten. Nun lag sein Handgelenk auf ihrem Dekolleté, während sein Zeigefinger ihren Hals streifte. Dass das weite Sweatshirt der Frau wenig verführerisch war, tat nichts zur Sache. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte sie seine Hand für den Rest des Tages weiter so halten können.
Dann bemerkte er, wie sich ihre blauen Augen verdunkelten. Ihn beschlich dieunangenehme Vorahnung, dass sie gleich in Tränen ausbrechen würde. Guter Gott, alles, nur das nicht.
„Wer sind Sie?“, fragte er schroff.
Die Frau lächelte wieder. „Ich bin Holly Garrett“, verkündete sie, als würde das alles erklären.
Er kannte keine Holly Garrett. Aber so, wie sie ihn anstarrte – als hätte er gerade ganz allein die Welt gerettet –, kannte sie ihn offensichtlich sehr gut.
Großartig. Entweder hatten die Schmerztabletten merkwürdige Nebenwirkungen, oder er wurde verrückt.
„Und?“, fragte er weiter.
Einen Moment sah sie ihn verständnislos an. Dann begann sie zu lachen. Er spürte die Vibration des Klangs auf seinem Handrücken, den sie immer noch an ihre Brust drückte. Sie ist freundlich, dachte er. Eine charmante Eigenschaft an einer attraktiven Frau.
„Es hat ein Unwetter gegeben“, erklärte sie. „Sie haben meine Katze gerettet.“
Die Erinnerung brach über ihn hinein und ließ ihn aufstöhnen. Der Sturm hatte einen Baum in die Wohnung über einer
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