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Vaethyr - Die andere Welt

Vaethyr - Die andere Welt

Titel: Vaethyr - Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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zurück.
    »Selbsthass, weswegen?«, fragte Lucas mit einem Brennen in der Kehle.
    »Er hat mir meinen Sohn genommen, wie er es angedroht hatte.«
    »Aber er hat sich für dich geopfert«, sagte Jon. »Das hat er immer getan. Und ist immer zu weit gegangen.«
    »Ich hätte mein Leben für seins geben sollen«, sagte Lawrence.
    »Aber das hast du doch!«, sagte Lucas. »Widersprich mir nicht. Rosie hat uns alles erzählt.«
    Er konnte die winzigen Veränderungen in Lawrence’ Gesichtsausdruckverfolgen, als kämen laufend Erinnerungen an Dinge zurück, die er vergessen hatte. »Wo ist Rosie?«
    »Zuletzt habe ich sie beim Großen Tanz gesehen«, sagte Luc. »Sie warf sich einfach hinein, wie immer.« Dabei sah er Ginny besorgt an. »Sie wird doch daraus zurückkehren, oder?«
    »Dafür gibt es keine Garantie«, erwiderte Ginny. »Ich hoffe es. Die Estalyr-Erfahrung sieht für jedes Elfenwesen anders aus.«
    »Alles hat sich verändert«, flüsterte Lucas.
    Jon betrachtete seine Mutter und seinen Vater. »Ihr kommt nicht wieder nach Hause, oder?«, sagte er, als ihm die Wahrheit dämmerte.
    »Nein, mein Lieber«, antwortete Ginny. »Wir gehören jetzt hierher. Und hoffen, euch oft zu sehen.«
    »Sofern ihr eurem erbärmlichen Vater verzeihen könnt, wie schwer er euch das Leben auf Erden gemacht hat«, ergänzte Lawrence leise. »Meine Juweliergeschäfte habe ich schon vor einiger Zeit verkauft, als ich wusste, dass ich nicht mehr so weitermachen konnte. Und das Geld für den Bau einer Schule in Ecuador gestiftet. Ihr, meine lieben Söhne, braucht es nicht, und all die verlorenen Jahre könnte es nicht wiedergutmachen.«
    »Und Stonegate?«, warf Lucas ein. »Wird es verkauft werden? Mir wäre der Gedanke, dass Fremde darin wohnen, unerträglich. Das wäre nicht richtig.«
    Lawrence lachte. »Stonegate gehört mir nicht, Lucas. Es wird für den Spiral Court von verschiedenen Mittelsleuten auf Erden treuhänderisch verwaltet. Es ist das Zuhause des Torhüters, wer auch immer sie oder er sein mag. Es gehört jetzt dir. Du wirst dich dort doch wohlfühlen, oder?«
    »Ja. Mehr wollen wir nicht«, antwortete Lucas erstaunt.
    »Du und Iola«, sagte Jon.
    Lucas wandte sich ihm zu. »Du brauchst nicht zu gehen, weißt du. Es ist auch dein Zuhause.« Sie tauschten einen langen Blick, scharf und schmerzhaft wie ein Messer. Dann huschte ein Lächeln über Jons Gesicht und er wandte sich ab.
    »Danke, Luc. Ich weiß, aber ich werde hierbleiben, wenn auch nur für kurze Zeit.« Und ergänzte dann mit Inbrunst: »Weißt du, Mum, alles, was ich tat, habe ich getan, um dich zu finden. Auf diesem Weghabe ich mein Leben zwar grandios verkorkst, aber eigentlich ging es nur darum. Ich wusste , dass du hier warst!«
    Virginia sah ihn durch einen Tränenschleier hindurch an. »Hoffentlich ist es nicht zu spät. Ich werde alles tun, um zu einer Veränderung beizutragen, Jon, aber die Kindheit ist längst vorbei und kann nicht wiederbelebt werden.«
    »Es ist Zeit genug.« Jon grinste müde. »Wir haben schließlich mehr Leben als eine Katze.«
    Rosies letzte Erinnerung war die, dass sie durch Baumäste stürzte und schmerzhafte Bekanntschaft mit Wurzeln und Steinen machte. Als sie wieder zu sich kam, lag sie in einem Hain aus Silberbirken, ihr schwarzes Samtkleid war nass vom Tau und das violette Licht der Morgendämmerung blendete sie. Sämtliche Muskeln und Knochen schmerzten. Sie hatte keine Ahnung, wo sie war. Doch als sie ihre Hände an ihr Gesicht hob, sah sie, dass es wieder ihre ganz normalen menschlichen Hände waren.
    Benommen stand sie auf. Ihr Kopf schien in einem Schraubstock zu stecken und sie hatte offenbar den schlimmsten Kater, den man sich vorstellen konnte, obwohl sie sich mit kristallener Schärfe schmerzhaft an jedes Detail der vergangenen Nacht erinnerte. Sie begann bergab zu gehen und hörte nach kurzer Zeit Wasserrauschen hinter den Bäumen.
    Als sie aus dem Birkenwäldchen heraustrat, befand sie sich in einem Tal. Zu ihrer Rechten rauschte ein Wasserfall über eine Felswand. Das glänzende Band eines Flusses schlängelte sich zwischen sanften Ufern dahin, bis es zu ihrer Linken vor einem Cottage verschwand, das halb verborgen hinter Blattwerk lag. Sie war in Ginnys Tal.
    Nach ein paar unsicheren Schritten stürmte eine Vision der vergangenen Nacht auf sie ein, wie hinter einem Schleier, aber dennoch von qualvoller Lebendigkeit wie ein Albtraum. Ihr Estalyr-Selbst bewegte sich in Kreisen hinab zu der Steinplatte, auf

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