Vampire haben's auch nicht leicht: Argeneau Vampir 5
geduldig. „Jemand ist wütend genug auf Sie, um Ihnen derartige Probleme zu bereiten. Der Saboteur scheint Sie ruinieren zu wollen.”
Er hörte das alles andere als gern: „Ich habe niemals in meinem Leben jemandem bewusst Schaden zugefügt.”
„Sie sind über vierhundert Jahre alt; Sie könnten irgendwann jemanden beleidigt oder vor zwei- oder dreihundert Jahren einer ihrer Angestellten das Herz gebrochen haben, ohne es auch nur zu merken.”
„Ich glaube kaum, dass es um eine Beleidigung geht”, erwiderte er steif. „Und ich habe niemals jemandem das Herz gebrochen. Das kann es nicht sein.”
„Was dann?”, fragte Jackie scharf.
Vincent schüttelte frustriert den Kopf. „Ich weiß es nicht.”
„Dann ist es etwas, was Sie vergessen haben, weil es unbedeutend für Sie war”, bemerkte sie spitz.
Er bekam schmale Lippen. „Ich bin kein Schwein, Jackie. Wenn ich etwas derart Schwerwiegendes getan hätte, würde ich es kaum vergessen.”
Jackie zuckte die Achseln. „Schwein. Unsterblicher. Was auch immer.”
„Das Abendessen ist fertig” Tiny trennte die beiden Streithähne, die sich wütend anstarrten, indem er eine Schüssel mit Hähnchen auf den Tisch stellte.
Jackie warf einen Blick darauf. „Wann hattest du Zeit, was zu essen zu machen?”
„Ich war mir nicht sicher, wie der Tag heute laufen würde, deswegen habe ich es bereits heute früh vorbereitet. Und als wir wiederkamen, habe ich den Ofen angestellt”, erklärte er, dann fügte er entschlossen hinzu: „Esst jetzt. Es wird sonst kalt.”
Jackie biss sich auf die Unterlippe, als sie seine finstere Miene sah. Tiny war offenbar der Ansicht, dass sie es übertrieben hatte und unhöflich gewesen war. Er wollte ihr ein Stück Huhn in den Mund stecken, damit sie die Klappe hielt. Sie wusste, ihr letzter Vergleich von Unsterblichen und Schweinen war wirklich unhöflich gewesen. Sie seufzte und setzte sich an den Tisch. Im Geist suchte sie nach den richtigen Worten, um sich zu entschuldigen, ohne die Sache zu hoch zu hängen. Vincents Nase zuckte bei dem wunderbaren Aroma des gebratenen Fleischs, aber er sagte: „Danke, Tiny, es sieht köstlich aus, aber ich fürchte, ich habe keinen Hunger.”
Tiny seufzte, als der Vampir das Zimmer verließ, und wandte sich dann Jackie zu. „Er ist nicht Cassius.”
Sie zuckte erschrocken zurück. „Wie.... Du.... ”
„Dein Vater hat mir im letzten Jahr seiner Krankheit alles über Cassius erzählt”, gab Tiny ruhig zu. „Er hat befürchtet, du könntest deswegen ein Vorurteil entwickeln, das dich eines Tages in deiner Arbeit behindert. Wahrscheinlich meinte er, ich könnte helfen, das zu verhindern.”
„Aha”, sagte Jackie steif und völlig verwirrt. Sie war wütend, weil ihr Vater Tiny alles gesagt hatte, und auch verlegen, weil ihr Freund wusste, wie sie von Cassius beherrscht und benutzt worden war.
„Willst du damit sagen, dass ich diesen Fall aufgrund meiner schlechten Erfahrungen falsch einschätze? Du glaubst nicht, dass ein Vampir Vincent sabotiert?”
„Oh, ich denke, dass du durchaus recht hast und es sich bei dem Saboteur um einen Unsterblichen handelt”, versicherte er ihr.
„Was ist es dann.... ”
„Aber ich denke, dass du Vincent falsch einschätzt”, fügte er ernst hinzu.
„Ich.... ”
„Diese Bemerkung mit dem Schwein war wirklich übel”, sagte Tiny ganz offen. „Und sie passt nicht zu dir. Selbst wenn du jemanden absolut abscheulich findest, bist du kühl, höflich und professionell. Aber nicht bei Vincent. Ich denke, es liegt daran, dass du dich zu ihm hingezogen fühlst und dich das wegen deiner Erfahrungen mit Cassius erschreckt. Und ich denke, dass du dich besonders anstrengst, kratzbürstig zu sein, um ihn auf Abstand zu halten.”
Jackie wollte gern etwas erwidern, aber sie fühlte sich verwundbar. Sonst fiel ihr immer etwas ein, doch diesmal nicht. Im Augenwinkel nahm sie eine Bewegung wahr und erkannte, als sie genauer hinsah, dass sich gerade die Tür hinter Marguerite schloss.
Jackie stöhnte innerlich, als sie erkannte, dass die Frau alles gehört und wahrscheinlich den Rest in ihren Gedanken gelesen hatte. Sie hatte sich nicht sonderlich vorgesehen. Heute war einfach nicht ihr Tag, und sie wünschte sich, sie hätte diesen Fall nie angenommen.
„Ich fürchte, ich habe auch keinen Hunger, Tiny”, sagte sie müde. „Ich denke, ich sollte duschen, mir etwas Bequemeres anziehen und dann ein bisschen Arbeit erledigen.” Seufzend
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