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VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)

VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)

Titel: VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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schimmernden Gehweg zu einem großen, dunklen Baum in der Ecke des Parkplatzes. Der Parkplatz grenzt an den Wohnblock, in dem sich meine Wohnung befindet, und endet, wo der nächste Block beginnt. Neben dem Parkplatz, in dem freien Areal zwischen den Gebäuden, ist ein kleiner Spielplatz mit einer Schaukel und einer Rutsche. Um diese Uhrzeit ist der Spielplatz natürlich leer. Die Straßenbeleuchtung taucht die Spielgeräte in ein Licht, das irgendwo zwischen Schwefelgelb und Orangerot liegt.
    Dreimal umkreist Dexter den Baum, bis er sich für den perfekten Platz entscheidet, um seine Duftmarke zu hinterlassen. Viel zu verspritzen hat er nicht. Schließlich nimmt er ja nur wenig Flüssigkeit auf. Er hebt das Bein. Gerade da kommt auf der Straße ein Auto vorbei. Man kann hören, wie es spritzt, als die Reifen durch die Pfützen fahren.
    Das Geräusch ebbt ab, dann folgt Stille und gleich darauf metallisches Klirren genau hinter mir – Stahl trifft auf Stahl. Ich drehe den Kopf in Richtung des Geräuschs, kann aber wegen der Kapuze nichts sehen. Dexter vor mir erstarrt, das eine Bein immer noch in der Luft.
    Wieder das Klirren, jetzt lauter. Das Geräusch kommt aus Richtung Spielplatz. Ich wirbele herum.
    In hohem Bogen schwingt eine der Schaukeln vor und zurück. Aber sie ist leer.
    Bestimmt der Wind, was sonst?
    Die Schaukel schwingt aus. Sie dreht sich ein wenig in ihrer Kettenaufhängung, genau wie eine Schaukel, der man mit der Hand einen Stoß versetzt hat.
    Aber wer hat der Schaukel den Stoß versetzt? Und wo zum Teufel ist dieser Jemand jetzt?
    Ich mache einen Schritt rückwärts. Angst kriecht mir wie elektrischer Strom über die Haut, als ich spüre, dass ich beobachtet werde. Es ist nicht dasselbe Gefühl wie damals, als Gideon mir nachstellte; das war mehr kalt und schlangengleich. Es könnte ein jüngerer, lange nicht so unheimlich finsterer Vampir sein – oder einfach ›nur‹ ein Mensch, der hinter mir her ist.
    Etwas stößt von hinten gegen meine Beine, und ich kreische auf, noch ehe ich begreife, dass es nur Dexter ist.
    Oder zumindest das Geschöpf, das ich sonst als Dexter kenne. Der Hund steht unbeweglich da, starr vor Aufmerksamkeit. Eine Vorderpfote hat er angehoben, seine Schnauze zeigt in Richtung Spielplatz. Seine Nase ist in Bewegung, die Ohren sind aufgestellt; langsam macht er einen Schritt vorwärts. Ich wickele mir die Leine fester um die Hand. Das Leder gräbt sich in meine Haut.
    »Was ist denn, mein Junge?«, flüstere ich, als ob er mir eine Antwort geben könnte.
    Dexters Antwort ist ein Knurren aus tiefster Kehle. Es ist so tief, dass man es kaum hört. Unter seinem schwarzen Fell werden aus den Muskeln in seinem Rücken und seinen Beinen zum Zerreißen gespannte, bebende Stränge.
    Dexter bleckt die Lefzen. Die Narben in seinem Gesicht werden zu einer furchteinflößenden Kriegsmaske. Er macht einen weiteren Schritt vorwärts. Dabei presst er sich an mich, hält den Körperkontakt so eng wie möglich. Dann stellt er sich zwischen mich und den Spielplatz. Mein Blick huscht zurück zu der Schaukel, die immer noch ein klein wenig hin- und herschwingt.
    Dexter macht einen Satz vorwärts, auf den ich aber vorbereitet bin. Die Leine strafft sich bis zum Äußersten; Dexter wirft sich ins Halsband und bäumt sich auf den Hinterbeinen auf. Wütend bellt er los, geifert und knurrt mit einer Lautstärke und einem Druck, dass es selbst irgendwo in einer fernen seismologischen Messstation auf der Richterskala abzulesen sein dürfte. Jedes Bellen, jedes Knurren überträgt sich durch die Leine auf meine Hand. Plötzlich fühle ich mich unbesiegbar.
    Rasche Schritte rascheln über dürres Laub. Eine dunkle Gestalt stürzt in Richtung des bewaldeten Gebiets hinter der Wohnanlage davon.
    Dexter schickt dem Flüchtenden noch ein paar Mal Gebell hinterher. Dann nimmt er die Lautstärke zurück und knurrt nur noch empört. Lichter in den Wohnungen um uns herum gehen an.
    »Guter Junge, feiner Hund!« Ich rucke an seiner Leine, dankbar, dass Dexter mir nicht den Arm aus dem Gelenk gerissen hat. »Gehen wir zurück!«
    Dexter schüttelt sich. Dann schenkt er mir ein breites Hundelächeln und wedelt mit dem Schwanz. Wir schlagen ein energisches Tempo an. Rasch verschwinden wir wieder in unserem Wohnblock. Wir sind weg, ehe uns jemand wegen der nächtlichen Ruhestörung anpfeifen kann.
    Zurück im Wohnzimmer und auf der Couch kraule ich Dexter eine ganze Stunde lang den Bauch, während wir zusammen

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