0990 - Der Killer-Clown
Auf der anderen Seite traute ich dieser Mutmaßung nicht, denn ich sah einen Schatten, der mich dann von der Seite her erwischte.
Völlig in Ordnung waren meine Sinne noch nicht wieder. Irgendwo an und in meinem Kopf war wieder etwas angewachsen, es gab mir das Gefühl der Verdoppelung. In meine Nase stieg ein strenger und auch fremder Geruch, mit dem ich zunächst einmal nicht zurechtkam; ein Stechen und Ziehen im Kopf lenkte mich ab.
Zudem lag ich auf dem Boden. Rücklings. Wenn ich die Augen öffnete, was nicht so leicht war, sah ich einen dunklen Schatten über mir, wahrscheinlich ein Dach.
Der Geruch blieb, der Wind ebenfalls, und ich fing damit an, meine Gedanken zu sortieren. Ich war über das nächtliche Gelände geschlichen, um jemanden zu suchen und zu beobachten. Diesen Jemand hatte ich nicht entdeckt, ein anderer war mir zuvorgekommen.
Jetzt lag ich hier.
Aber wo?
Trotz der geöffneten Augen kriegte ich nur wenig mit. Aber ich konnte mich bewegen und begann mit den Armen. Zuerst schob ich den rechten vom Körper weg. Dabei hob ich ihn nicht an, er schleifte über den Boden.
Etwas stach mich, ich stoppte deshalb die Bewegung.
Sekundenlang blieb ich liegen. Dann erst bewegte ich die Rechte, um sie zur Faust zu ballen, und tatsächlich geriet mir etwas dazwischen, das weiterhin piekte, aber auch knisterte und mich irritierte. Ich tastete und tappte weiter mit der Hand, bis ich in der Achselhöhle den ziehenden Schmerz der Sehnen spürte. Es ging nicht mehr weiter, aber das Zeug klebte schon an meiner Hand fest.
Ich nahm den Arm hoch und brachte die Hand dicht vor meine Augen, um endlich zu sehen, was ich da festhielt.
Stroh!
Ja, es war Stroh. Trockenes Stroh.
Das Lachen blieb mir allerdings im Hals stecken. Mein Kopf war wieder einigermaßen klar geworden, und als ich ihn jetzt nach rechts bewegte, da wurde mir klar, wo ich lag.
Ich sah die Stäbe wie Schatten von oben nach unten laufen. Sie waren mit einem Dach auf der einen und mit dem Boden auf der anderen Seite verwachsen. Zwischen den Schatten gab es Lücken, nicht ganz so dunkel wie die Stäbe, so daß ich hindurchschauen konnte. Dabei entdeckte ich einen unförmigen Umriß.
Als ich nach links schaute, war dort alles dicht und dunkel. Nur die eine Seite war offen, und damit war mir auch klargeworden, wo man mich abgelegt hatte.
In einem Käfig!
Nein, lachen konnte ich darüber nicht, denn das hier war kein Spaß.
Käfige dieser Art gab es schon sein vielen Jahrhunderten, und sie hatten sich bis heute nicht verändert. Es waren keine normalen Käfige, sondern Käfigwagen, in denen wilde Tiere transportiert wurden.
Im Zirkus benutzte man sie. Auch bei irgendwelchen Raubtierschauen waren sie eine Attraktion für die staunenden Zuschauer, wenn darin Löwen, Tiger oder Pumas ausgestellt wurden.
Jetzt wurden nicht nur Tiere gefangengehalten, sondern auch ein Mensch.
Man hatte mich in einen derartigen Käfig gesteckt, und das konnte mir überhaupt nicht gefallen. Ich legte mich wieder flach auf den Rücken und versuchte, die Panik zu unterdrücken. Es brachte nichts, wenn ich jetzt durchdrehte und herumschrie, ich mußte cool bleiben und abwarten.
Zunächst einmal kam es darauf an, daß ich mich erholte, um dann zu sehen, wie ich aus dieser Falle wieder herauskam. Allmählich verschwand auch das dumpfe Gefühl aus meinem Kopf. Die Sinne funktionierten wieder, besonders gut der Geruch.
Etwas wehte über mein Gesicht hinweg. Es war nicht der Wind, der spielte hierbei nur eine untergeordnete Rolle, nein, das war wirklich etwas anderes, und es konnte mir ebenfalls nicht gefallen.
Ein strenger Geruch. So rochen Tiere-Raubtiere!
Meine Kehle saß zu, als hätte man mir einen Strick um den Hals gespannt.
Das war nicht im Sinne des Erfinders, und in der mich umgebenden Dunkelheit konnte ich so gut wie nichts sehen.
Möglicherweise war ich nicht allein. Ich wußte auch nicht über die Größe des Raubtierwagens Bescheid. Da konnten sich gut irgendwelche vierbeinigen Freunde aus anderen Erdteilen versteckt halten.
Ich wollte nicht zum Fraß für Tiger oder Löwen werden, doch im Augenblick war ich nur zur Passivität verurteilt.
Außerdem gehörte ich zu den Menschen, die versuchten, auch aus einer miesen Lage noch immer etwas positives herauszulesen. In diesem Fall fand ich es auch. Man hatte mich nicht gefesselt. Leider war meine Beretta verschwunden, und wenn ich von Tieren angegriffen wurde, konnte ich mich nur mit den bloßen Händen
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