VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
hätte.«
»Steht so etwas nicht unter Strafe?«, frage ich David.
»Die Strafe hat sich sogar gewaschen.« Er reibt sich über den Dreitagebart, der sein Kinn ziert. Um so auszusehen wie Bruce auf dem Plattencover von damals, hat David eine ganze Woche Arbeit investiert (und wenn ich das sagen darf: die Mühe hat sich gelohnt). »Wenn das ein Piratensender ist, wird die FCC, wie es ihre Pflicht als bundesweite Aufsichtsbehörde für Kommunikationswege ist, ein Bußgeld erheben und die gesamte technische Ausrüstung der Piraten beschlagnahmen. Dem Bundesgesetz nach können sogar Haftstrafen verhängt werden.«
»Worauf warten wir denn dann noch? Zeigen wir die Penner doch gleich bei denen an!«
Der Blick, den David mir zuwirft, hat etwas väterlich Gönnerhaftes. Als hätte ich vorgeschlagen, den Weihnachtsmann anzurufen. »Schau, Ciara, selbst eine unabhängige Bundesbehörde wie die FCC hat keine Vierundzwanzig-Stunden-Notruf-Nummer geschaltet. Unsere Anzeige können wir also erst zu den üblichen Geschäftszeiten loswerden.«
»Und was, wenn es keine Piraten sind?« Ich zeige auf das Radio. »Für mich klingt das nach einer viel zu guten Sendequalität, um aus irgendeinem Keller in den Äther zu gelangen. Was, wenn das doch ein richtiger Sender ist?« In meinen Kopf klingeln mit einem Mal Registrierkassen. »Können wir die verklagen?«
David wendet sich ab; finster hat er die Augenbrauen zusammengezogen. »Falls das wirklich ein anderer zugelassener Sender ist«, murmelt er, »müsste sich das ja herausfinden lassen …« Er sucht Loris Blick. »Kann ich mal den Computer deines Chefs benutzen?« Gemeinsam begangener Trickbetrug und nicht minder gemeinsam durchgestandener Vampirangriff schweißen zusammen. Seit jener Nacht waren hier alle per Du.
Lori deutet auf den rückwärtigen Bereich der Küche. »Dahinten in Stuarts Büro. Bitte die Unordnung da drinnen einfach ignorieren, ja?«
An mich gewandt sagt David, während er sich in Richtung Büro aufmacht: »Ruf Regina an! Sie soll sich von den Anrufern, die unseren Sender nicht mehr empfangen können, sagen lassen, wo genau sie sich befinden!«
Ich kehre in den Schankraum zurück. Shane ist immer noch auf der Bühne, das Handy in der Hand. Als ob es elektrische Stromstöße austeile, reißt er es sich gerade vom Ohr.
Über die Köpfe der Menge hinweg winke ich ihn zur hinteren Ecke der Bühne hinüber. Lautlos bewege ich die Lippen und bilde das Wort ›Regina‹. Shane nickt. Nur gut, dass seine Trommelfelle so unsterblich sind wie der ganze Rest von ihm.
Mit einer Geste gebe ich ihm zu verstehen, dass er mir das Handy herüberreichen soll. Er schüttelt den Kopf, tut aber, worum ich ihn gebeten habe. »Sei bloß vorsichtig!«, brüllt er mir zu.
Ich lege ein bisschen Distanz zwischen mich und die Lautsprecher-Anlage, damit ich Regina trotz der lauten Musik verstehen kann. Eine unnötige Vorsichtsmaßnahme. Selbst die Astronauten in der Internationalen Raumstation ISS dürften sie hören können.
»Hallo, ich bin’s«, melde ich mich und versuche möglichst, wie die Ruhe selbst zu klingen. »David bittet dich, herauszufinden, von wo die Anrufe kommen, um das Gebiet einzugrenzen, in dem wir nicht mehr empfangen werden können.«
»Was glaubt ihr zwei eigentlich? Dass ich da nicht selber drauf komme?!« Reginas Stimme ist noch rauer als sowieso schon. »Sie rufen von überallher an: D. C., Sherwood, Baltimore, Harrisburg und jedes Kaff dazwischen, klar?! Da stecken keine bescheuerten Piraten-Drecksäcke dahinter, peilst du das nicht? Da will mich jemand fertigmachen!«
»Ich glaube nicht, dass es jemand auf dich persönlich abgesehen hat. Wahrscheinlich ist das Ganze nur so eine Anti-Halloween-Aktion von irgendwelchen religiösen Spinnern. David meint, er könne übers Internet herausbekommen, wer dahintersteckt.«
Nach einer längeren Pause sagt Regina mit deutlich gedämpfter Stimme: »Ach, ja?
Regina ist 1987 gestorben. Ihre ganze Erfahrung mit dem Internet basiert auf dem Matthew-Broderick-Film War Games. Für sie ist das Netz allmächtig, in der Lage, durch Eingabe von ein paar richtigen Kennwörtern Tragödien auszulösen oder Wunder zu vollbringen.
»Mach mit deiner Sendung einfach weiter, als wäre nichts passiert«, sage ich Regina. »Wir kommen raus zum Sender, sobald das Pig um zwei schließt, okay?«
Regina seufzt auf und grollt: »Ich wünschte, ich könnte euch zwei Obercoolen die Schuld geben und euch den Hals umdrehen!«
Ich
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