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Vanilla aus der Coladose

Vanilla aus der Coladose

Titel: Vanilla aus der Coladose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Hierteis
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sah aus wie bei Mamas orientalischen Tänzen. Leider waren Papa und Vanilla beide schwer von Begriff.
    Der Gedanke, dass Vanilla ihren Vater so sah – ganz in Feinripp – trieb Laili die Röte ins Gesicht. Bernd, der noch immer nichts verstand, interpretierte ihre Aufregung falsch und fühlte sich prompt zu einem Gedicht veranlasst:
    Tochter, sei nicht so verklemmt!
    Es ist doch nur ein Unterhemd.
    Tu nicht so, als ob ich strippe
,
    ich trage doch nur Feingerippe!
    Laili wusste nicht, was sie schlimmer fand. Die Feinripp-Unterwäsche oder das Gedicht.
    Ihr Vater lachte. »Wilhelm Busch wäre stolz auf mich.
Ode ans Ripperhemd
werde ich es nennen. Wie findest du da . . .? – Oh.« Er verstummte schlagartig, als vom Kleiderschrank her ein ersticktes Röcheln ertönte.
    Laili sah, dass Vanilla sich ein T-Shirt vor den Mund presste, um das Kichern zu unterdrücken, das in ihr hochsprudelte. Aber da geschah auch schon das Unvermeidliche: Papa hatte sie auch entdeckt!
    »Oh . . . äh . . . du hast eine Freundin zum Übernachten da? – Das hättest du mir doch sagen können, Laili«, zischte er seiner Tochter zu und lief unter seinem Sonnenbrand noch drei Nuancen röter an. »Kkenne ich dich?«, fragte er in Vanillas Richtung.

    Vanilla trat mit nur halbwegs unterdrücktem Grinsen hinter der Schranktür hervor und starrte Lailis Vater mit ihren dunklen, mandelförmigen Augen an. »Vanilla«, war alles, was sie herausbrachte.
    Laili stockte der Atem. Nicht zu glauben, was Vanilla für ein Outfit aus den paar Sachen in ihrem Kleiderschrank gezaubert hatte. Laili selbst lief eigentlich die meiste Zeit mit schlabbrigen T-Shirts (im Sommer kurzärmelig, im Winter langärmelig) und Jeans (im Sommer abgeschnitten, im Winter lang – aber immer noch zu kurz) herum. Vanilla hatte einen blauen Jeansminirock aus den Tiefen des Schranks hervorgekramt, den Laili zwar gekauft, aber noch nie getragen hatte. Darunter trug sie eine silberne Leggings mit dünnen Goldfäden, die vom Stoff her ihrer Pumphose glich. Eines von Lailis lila Schlabber-Oberteilen hatte sie unter der Brust zusammengeknotet, sodass ein bauchfreies Top entstanden war. Sie sah toll aus. Laili schob die Unterlippe vor. Irgendwie passte ihr das nicht. Vanilla hätte ja wenigstens mal fragen können, bevor sie in ihren Sachen herumwühlte. Sie benahm sich, als wäre das
ihr
Zimmer . . .
    »Vanilla – äh, schöner Name«, hörte sie Bernd jetzt sagen – »
Vanilla
. Und wie noch?«
    Vanilla warf Laili einen hilflosen Blick zu. »Ähm . . . öhm . . .«
    »Von Dose«, sprang Laili ein. »Vanilla von Dose.«
    In diesem Moment tönte zum Glück ein klagender Ruf durch die Wohnung und erlöste sie alle. »Paaaaaapa! Ich hab Kaaaaaacka! Aaaaabputzen!«, schallte es über den Flur. Mathilda.
    »Ja, ich . . . äh . . . werde gebraucht«, stammelte Bernd und eilte von dannen. Selten war er so schnell und gerne abputzen gegangen. »Aber das nächste Mal sagst du mir bitte Bescheid, wenn du eine Freundin zum Übernachten einlädst!«, rief er Laili noch im Gehen zu.
    Laili zog die Himmelfahrtsnase kraus. Warum fing eigentlich immer sie sich einen Rüffel ein, wenn andere etwas verbockten?
    Vanilla warf ihre Schleierhaare zurück. »Irgendwie lustig, dein Papa«, meinte sie. »Tragen die Männer bei euch alle so seltsame Sachen?«
    »Ja«, sagte Laili, weil sie fand, dass Vanilla eine Abreibung verdient hatte. »Wieso hast du dich denn nicht in der Coladose versteckt?«
    Vanilla zuckte entschuldigend die Schultern und sah auf ihre entzückenden kleinen Füße, an deren mittlerer Zehe jeweils ein silberner Zehenring blitzte. »Hab zu viel gefuttert«, murmelte sie. »Und wenn ich so viel echte Masse – also Essen – in mir drinhabe, kann ich mich nicht mehr klein zaubern.«
    »Dann hättest du halt heute Nacht nicht drei Brote und noch ein paar Zwiebeln gefuttert!«, schimpfte Laili.
    »Hmmm«, machte Vanilla nur. Sie betrachtete noch immer ihre Zehen und wackelte damit. Die mussten ja unheimlich interessant sein. Unter ihren langen Wimpern hervor warf sie Laili einen verlegenen und irgendwie lieben Blick zu. Er war auch ein wenig schuldbewusst, aber das fiel Laili nicht auf.
    »Apropos futtern«, sagte sie versöhnlich. »Ich könnte jetzt ein Frühstück vertragen. Papa hat dich sowieso schon gesehen. Da können wir auch in die Küche gehen.«
    Vanilla tippelte hinter ihr her über den Flur.
    »Da ist das Bad«, erklärte Laili und deutete auf die erste Tür links. »Und

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