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Vanilla aus der Coladose

Vanilla aus der Coladose

Titel: Vanilla aus der Coladose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Hierteis
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größten Schwachsinn fand sie immer am besten. »Fräulein Müller freut sich bestimmt über etwas Abwechslung. Die Arme langweilt sich sicher zu Tode in ihrem Terrarium.«
    »Ja, die kann einem echt leidtun . . .«, pflichtete Papa ihr bei. Zur Abwechslung waren sie sich mal einig. Er beugte sich vor und sah in den Glasbehälter hinein.
    Mathilda holte Luft, um etwas zu sagen, aber Laili hielt ihr hinter dem Rücken der Eltern schnell den Mund zu. »Pssst«, raunte sie ihr zu und machte ihr strengstes Gesicht.
    »Das arme Tierchen«, faselte Papa weiter, »liegt den lieben langen Tag immer nur träge rum.« Er schob den Deckel weg und griff ins Terrarium.
    »Neiiiiin!«, schrien Laili und Vanilla wie aus einem Munde. »Nicht ANFASSEN!«
    Bernd nahm seelenruhig die Schlange heraus und hielt sie hinter dem Kopf fest. »Magst du sie mal streicheln?«, fragte er und hielt sie Vanilla hin. Fräulein Müller züngelte. Das Flaschengeistmädchen wich entsetzt zurück. »Du vielleicht?«, fragt er Laili, die ebenfalls zur Seite sprang und wie hypnotisiert in die runden goldgelben Schlangenaugen mit den großen schwarzen Pupillen starrte.
    »Meine Güte, ihr tut ja gerade so, als ob sie giftig wäre!« Er streckte sie Mathilda hin, die mit ihren kleinen, dicken Händen sofort unsanft auf den schlanken Schlangenkörper patschte.
    »A-aber die
ist
doch auch gi-giftig«, brachte Vanilla stockend hervor.
    Papa lachte gutmütig. »Ach Quatsch! Die ist völlig harmlos.«
    »Aber Olaf hat mir erzählt, d-dass . . .«, stammelte Laili. Dann verstand sie. Und verstummte.
    »Wir würden doch nie und nimmer eine Giftschlange bei uns in der Wohnung erlauben«, erklärte Mama fröhlich. »Guckt mal, die hat mehr Angst vor uns als wir vor ihr.« Und damit nahm sie Bernd Fräulein Müller ab und hängte sie sich wie eine Stola um den Hals. »Na, steht sie mir? Vielleicht sollte ich mal einen Schlangentanz in mein Programm aufnehmen, was meint ihr?« Sie ließ die Hüften kreisen.
    Vanilla begann sofort, ebenfalls hin und her zu tänzeln. »Zauberhaft!«, rief sie. »Was für eine himmlische Idee, Ulaya!«
    Laili sagte nichts. Konnte nichts sagen. Sie war erst blass und dann rot geworden. Olaf! Na warte, wenn ihr der unter die Augen kam! Er hatte sie dreist angelogen. Seit zwei Jahren glaubte sie nun, Tür an Tür mit einer gemeingefährlichen Mörderschlange zu wohnen.
Die kommt nachts und beißt dich im Schlaf
, hatte er einmal sogar zu ihr gesagt.
Und dann kann ich auch noch
dein
Zimmer haben.
Dabei war Fräulein Müller ein harmloses Kuscheltier. Ein Halstuchersatz. Dieses Schwein von einem Bruder! Diese furzdoofe Totenkopfstinksocke! Wie stand sie denn jetzt vor Vanilla da? Das würde er ihr büßen. Und sie wusste auch schon, wer ihr dabei helfen würde: Vanilla! Denn wie es der Zufall wollte, hatte sie gerade drei Wünsche bei einem waschechten Flaschengeist frei!

A m Abend lag Laili in ihrem Bett. Auch Vanilla lag in ihrem Bett. In dem von Laili. Was die ganze Sache reichlich ungemütlich machte.
    Dass Geister aber auch so spitze Ellbogen haben mussten, dachte Laili und zog die Decke ein Stück zu sich herüber. »Du, Vanilla?«
    »Hmm.«
    »Sag mal, wie lange dauert es denn so ungefähr noch, bis du dich wieder klein zaubern kannst?«
    »Frag doch gleich, wann ich endlich wieder in meiner Dose verschwinde«, gab Vanilla beleidigt zurück. »Mir ist es hier übrigens auch zu eng.« Und damit zog sie die Decke wieder in ihre Richtung. Sie drehte sich auf die Seite, sodass sie Rücken an Rücken, Po an Po lagen. »Ich habe doch schon extra das Abendessen ausfallen lassen.« Ihr Tonfall war weinerlich und zur Untermalung ihrer Worte knurrte ihr Magen.
    Stimmt. Das hatte Vanilla tatsächlich. Und es war ihr sicher nicht leichtgefallen. Vor allem weil Bernd seine wunderbaren Spaghetti Nachtweh-Napoli gekocht hatte und hinterher Schokopudding. Sie hatten so getan, als wäre Vanilla längst nach Hause gegangen. Dabei war sie allein und trübsinnig in Lailis Zimmer gesessen und hatte selbst durch die geschlossene Tür den leckeren Knoblauch-Zwiebel-Tomaten-Geruch eingeatmet. Und durchs Schlüsselloch inhaliert. In ihrer Not hatte Vanilla noch einmal Lailis Schokoladenschatzkiste durchwühlt. Jeden Winkel des Zimmers hatte sie abgesucht. Verzweifelt. Und erfolglos. Das Einzige, was sie gefunden hatte, war eine zähe, alte Salzstange unter dem Bett gewesen. Ihr Bauch gab ein jämmerliches Gluckern von sich. Ganz leicht und luftig fühlte

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