Vegas Vampires 01 - Beim naechsten Biss wird alles anders
eher zutraf, eine schwangere Cocktailkellnerin.
»Ich hätte gedacht, das wäre offensichtlich, aber da ich es Ihnen offenbar vorbuchstabieren muss: Sie kommt mit mir«, warf ihm Alexis über die Schulter zu. Sie ging in der Hoffnung Richtung Tür, dass der private Aufzug in den dreiundzwanzigsten Stock offensichtlich platziert war. Dieser Schlusssatz würde sich einfach nur dämlich anhören, wenn sie nicht herausfand, wohin sie gehen musste, aber manchmal war es wichtiger, selbstsicher zu wirken, als wirklich Bescheid zu wissen.
»Brittany will mich nicht verlassen. Es gefällt ihr hier recht gut.«
Dieser blasierte, arrogante Tonfall ließ Alexis wie angewurzelt stehen bleiben. Durch und durch wütend wirbelte sie herum. »Sie sind ein Arschloch!« Mit diesen Worten stampfte sie zum Fahrstuhl, drückte den Aufwärtsknopf und kehrte ihm den Rücken zu.
Ethan sah Alexis Baldizzi zu, wie sie ein zweites Mal auf den Fahrstuhlknopf einstach, wobei ihr Fuß ungeduldig tippte und ihre Finger ihre Handtasche umklammerten. Vor wenigen Sekunden hatte er noch gedacht, dass es eine wirklich gute Idee wäre, noch eine heiße kleine Affäre zu haben, bevor er sich zur Ruhe setzte, und dass
die feurige Alexis eine verdammt gute Partnerin dabei abgeben würde. Er hatte sie für sinnlich gehalten, für leidenschaftlich, erotisch und dass sie saftig schmecken und sich weich anfühlen würde, wenn er sie nahm.
Aber das war einige Sekunden her.
Bevor sie ihn als Arschloch tituliert hatte.
Jetzt war sein Begehren in Verärgerung umgeschlagen. Niemand in seinen ganzen neunhundert Jahren hatte ihn jemals ein Arschloch genannt! Jedenfalls nicht von Angesicht zu Angesicht. Wer sagte so etwas? Nun, er zum Beispiel, aber welche Frau sagte es zu ihm? Es war primitiv und unnötig, und er sah überhaupt nicht ein, was er getan haben könnte, das eine derartige Unverschämtheit rechtfertigte.
Seamus trat hinter ihn, als er sich gegen den Türrahmen des Empfangszimmers lehnte.
»Wer zum Teufel ist das?«, fragte er so leise, dass es für Vampirohren zu hören war, nicht jedoch für die eines Sterblichen. »Und warum lässt du sie nach oben?«
Ethan zwang sich dazu, ein wenig zu entspannen. Seit ein paar hundert Jahren arbeitete er daran, sich immer besser in den Griff zu bekommen und seine Leidenschaftlichkeit vom Schlachtfeld ins Schlafzimmer zu verlagern, da würde er es nicht zulassen, dass eine einzige ungehobelte Frau diesen Prozess zunichtemachte. »Sie sagt, sie sei Brittanys Schwester. Aber ich kann nicht behaupten, dass ich irgendeine Ähnlichkeit feststelle.«
Seine Zahnärztin war groß und schlank, mit heller Haut und dunklem glattem Haar. Diese Alexis war klein, man konnte es nicht anders nennen, reichte ihm kaum bis zur Schulter. Sie hatte lockiges blondes Haar, das sich aus einem Knoten auf ihrem Hinterkopf löste. Sie war auch kurvenreicher, wenn der kurze Blick, den
er auf ihr Hinterteil hatte werfen können, als sie sich auf seinem Teppich gewälzt hatte, irgendetwas darüber aussagte.
Sie war das absolute genetische Gegenteil von Brittany.
»Sie kann nicht Brittanys Schwester sein.« Seamus rückte seine rote Krawatte zurecht und schüttelte den Kopf. Seine dunklen Augen waren von Zweifel umwölkt. »Brittany ist … niedlich.«
»Ja, das ist sie«, stimmte Ethan ein wenig grimmig zu. »Brittany ist nett, naiv, fröhlich …« Und ging ihm auf die Nerven. Mit ihr zusammen zu sein war so, als hätte man zu viele Süßigkeiten in zu kurzer Zeit gegessen.
Aber das war sein Problem, nicht ihres. Er war verdammt undankbar und nicht halb so zivilisiert, wie er gerne von sich glaubte. Und doch konnte er es immer noch nicht fassen, dass eine Frau wie Alexis - energisch, ungeduldig und klein gewachsen - die gleiche DNA wie Brittany haben könnte.
»Die Frau ist eine Harpyie«, sagte Seamus bestimmt, als Alexis auf die Fahrstuhltür einprügelte und sie wortreich verfluchte.
»Das ist ein wenig hart, meinst du nicht?« Ethan sprach mit wenig Überzeugung. Alexis hatte ihn ziemlich hart angegangen. Aber was ihn wirklich erstaunte - oder vielmehr verstörte -, war die Erkenntnis, dass ihm Brittany in ihrer ganzen femininen Perfektion auf die Nerven ging, während Alexis, die ganz gewiss etwas Harpyienhaftes an sich hatte, ihn auf gewisse Art erregte.
Nur ein bisschen.
Genug, um ihn zu verwirren.
Also gut, eigentlich ziemlich stark.
Was ihn zornig machte. Er sollte sich die Frauen eigentlich aus dem Kopf schlagen.
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