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Venus allein zu Haus

Venus allein zu Haus

Titel: Venus allein zu Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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die zu seiner Haut- und Augenfarbe optimale Nuance gewählt. Donnerwetter. Ich blicke in seine freundlichen braunen Augen. Pah, der wickelt mich nicht um den Finger. Ich weiß, dass diese Augen sehr viel nichts sagender wären, wenn er zum Beispiel ein graues T-Shirt anhätte. Außerdem haben es diese dunklen Typen wirklich nicht besonders schwer. Rotblond mit weißer Haut und Sommersprossen so wie Nick, das ist schon ein ganz anderer Fall.
    »Du magst ja nen kostenlosen Fick bekommen haben, aber glaub nicht, dass ich auch nur eine einzige weitere Dienstleistung umsonst zu vergeben habe«, sage ich kalt.
Sophia zieht ob meiner Ausdrucksweise pikiert die Luft ein, und ich selber bin auch ein wenig von mir überrascht. So ordinär kenne ich mich gar nicht. Nick und Michael wechseln einen Blick und grinsen wie die Honigkuchenpferde. Das wird ja immer besser. Ich fühle mich furchtbar. Ich schwöre hoch und heilig, mich nie wieder zu besaufen. Habe ich nicht so schon genug Probleme? Mein verdammter Ex hat mich gerade verlassen. Wegen eines Mannes! Das reicht, um in eine schwere Depression zu verfallen. Aber lässt man mich? Mitnichten. Stattdessen sitze ich hier mit zwei wildfremden Kerlen in einer völlig fremden Wohnung, weiß nicht, ob und mit welchem von beiden ich gestern Nacht geschlafen habe und fühle mich einfach grauenhaft. »Ist ja schön, dass wenigstens ihr beide euren Spaß habt«, fauche ich wütend, »ich will dir mal was sagen, Sex mit einer Frau, die dermaßen wehrlos ist, wie ich es gestern war, das, also, das grenzt an Vergewaltigung!«
    »Hey, hey«, macht er und hebt beschwichtigend die Hände.
    »Nix hier, hey, hey. Genau so ist es. Der Einzige, der hier gestern Nacht Spaß hatte, bist du, das kann ich dir versichern!«
    »Und ich«, meldet sich Nick breit grinsend zu Wort. Ich starre ihn fassungslos an. Alles Blut weicht auf einen Schlag aus meinem Kopf. Also doch? Mir bleibt vor lauter Empörung glatt die Luft weg. Was haben die mit mir gemacht? Schwer atmend bringe ich hervor:
    »Ich hoffe, ihr habt wenigstens ein Kondom benutzt. Ich kann mich nämlich an nichts erinnern, aber ich nehme nicht die Pille und wie ich euch einschätze, will keiner von euch Vater werden.« Die beiden sehen mich an, zwei unbewegliche Gesichter.
    »Keine Sorge«, sagt Nick, und um seine Mundwinkel
herum zuckt es ein bisschen, »wir haben ein Kondom benutzt.«
    »Mehrere«, wirft Michael ein, »und außerdem würden wir tatsächlich gerne Vater werden. Irgendwann.«
    »Na, wie schön für euch. Ich möchte trotzdem nicht die Mutter eurer Kinder sein, wenn’s recht ist.« Michael zuckt nur die Achseln.
    »Sag mal, du kannst dich wirklich an nichts erinnern?«
    »Das tut weh, was?«, sage ich bitter. »Tja, so Leid es mir tut, euch in eurer Machowürde zu kränken: Nein, ich kann mich an nichts erinnern. Ich habe keine Ahnung, was für perverse Spielchen ihr heute Nacht mit mir getrieben habt und ich will es auch gar nicht wissen. Ich will nur noch nach Hause.« Eine, zwei, drei Sekunden herrscht absolute Stille, nur das penetrante Ticken der Wanduhr ist zu hören, dann brechen Nick und Michael in schallendes Gelächter aus.
    »Was gibt es da zu lachen«, fauche ich, aber aus den beiden ist keine vernünftige Antwort herauszukriegen. Wütend stehe ich auf, stürme ins Wohnzimmer, schnappe mir meine Handtasche und dann nichts wie raus hier. Kurz vor der Wohnungstür holt Michael mich ein und hält mich am Arm fest.
    »Helen, jetzt warte doch mal«, sagt er immer noch grinsend.
    »Ihr habt mich … benutzt«, schleudere ich ihm entgegen, »habt meine Situation schamlos ausgenutzt.«
    »Das haben wir nicht. Ehrlich nicht«, beteuert er und sieht mir gerade in die Augen. In diesem Augenblick kommt auch Nick aus der Küche, tritt auf uns zu und legt seine Arme von hinten um Michael.
    »Ganz ehrlich nicht«, sagt er über dessen Schulter hinweg und gibt ihm einen kleinen Kuss auf den Hals.

    »Ihr seid schwul?«, frage ich leise. Einvernehmliches Kopfnicken, breites Grinsen. Keine Sekunde später lasse ich die Haustüre mit einem lauten Knall hinter mir ins Schloss fallen.
     
    Das kann doch wohl alles nicht wahr sein. Was ist denn plötzlich los mit der Welt? Wo bin ich überhaupt? Aha, Osterstraße. Na gut, da nehme ich wohl lieber ein Taxi nach Hause. Jetzt fällt mir auch wieder ein, wo zu Hause ist, nämlich in der Dorotheenstraße 56. Das Problem ist, dass dort nicht nur ich, sondern auch meine Katze Dotty und … Jan

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