Venus allein zu Haus
verstehen? Wir wollten es noch ein letztes Mal auf die natürliche Weise probieren. Und meine Frau ovuliert gerade.« Ich bin maßlos beeindruckt, dass er diesen Fachausdruck so locker über die Lippen bringt und reiche ihm von hinten seine Hose.
»Haben Sie kein Zuhause«, kommt es mürrisch von drau ßen.
»Doch, schon«, sagt Bernd gedehnt, »aber wissen Sie, dort gibt es fruchtbarkeitshemmende Wasseradern unter dem Haus, die …«
»Schon gut, verschonen Sie mich. Ich brauche in fünf Minuten dieses Zimmer.«
»Wir sind in einer Minute draußen«, versichert er und macht die Tür wieder zu. Kichernd umarme ich ihn und küsse seinen Hals:
»Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch, Lenchen.«
Eine Minute später verlassen wir zerzaust, glücklich und unter dem gestrengen Blick von Schwester Gisela, wie auf ihrem Namensschild zu lesen ist, das Krankenzimmer.
»Danke für Ihr Verständnis«, strahlt Bernd sie an und sie schmilzt dahin wie Butter in der Sonne.
»Viel Glück«, wünscht sie mir und zeigt an, dass sie beide Daumen für eine gelungene Befruchtung drückt. Apropos Befruchtung, wie geht’s eigentlich meiner Schwester? Im Laufschritt eilen wir zurück in Richtung Wartezimmer. Bernd erkundigt sich bei einer vorbeikommenden Ärztin nach Jacqueline Ernst.
»Ja, die ist mittendrin. Läuft alles sehr gut.« Na, wie schön.
»Bin gleich wieder da«, meint Bernd und kommt kurz darauf mit Kaffee und einem Snickers zurück. »Das musst du jetzt komplett und vor meinen Augen aufessen, damit ich merke, dass du nichts bereust«, fordert er mich auf. Genüsslich verspeise ich den Schokoriegel, während mir Bernd dabei mit zufriedenem Gesicht zusieht, als Paul hereinstürmt. Er sieht ziemlich witzig aus in dem grünen Kittel und dem Häubchen, unter dem kleine Schweißperlen seine Stirn herabperlen.
»Es ist ein Mädchen, wir haben ein Mädchen«, jubelt er, und ich verschlucke mich an dem letzten Bissen, den ich gerade herunterschlucke.
»Aber ich dachte …«
»Ist doch egal, es ist ein Mädchen. Sie ist so süß!« Damit nimmt er jeden von uns an einer Hand und zerrt uns von unseren Stühlen hoch. »Ihr müsst sofort mitkommen und sie euch angucken.«
»Herzlichen Glückwunsch«, sagt Bernd lachend, während ich immer noch etwas verwirrt bin. Ist Georg etwa im Mutterleib der Schniepel abgefallen?
Strahlend wie noch nie sitzt Jackie aufrecht in ihrem Bett und hält das kleine Mädchen zärtlich im Arm.
»Ich wollte immer eine Tochter haben«, sagt sie selig lächelnd, »ist sie nicht wunderschön?« Das ist sie wirklich.
»Darf ich sie halten?«, frage ich und nehme ihr das kleine Bündel ab. Es ist viel leichter, als ich gedacht hätte. Mit großen blauen Augen schaut meine Nichte mich an. Oben auf dem Kopf hat sie ein Büschel samtweicher hellblonder Haare. Sie gibt ein paar glucksende Geräusche von sich und sofort kommen mir vor Rührung die Tränen. Ich hebe den Kopf und schaue Bernd mit leuchtenden Augen an. »Guck doch bloß mal«, sage ich atemlos. Er nickt lächelnd.
»Eins nach dem anderen, ja?«, flüstert er mir dann ins Ohr. So meinte ich das doch gar nicht.
»Ich meine doch nur, schau mal, wie unglaublich süß sie ist«, verteidige ich mich.
»Ja, das ist sie wirklich«, bestätigt er.
»Gibst du sie mir wieder, bitte«, fragt Jackie und streckt die Arme aus. »Ich vermisse sie schon.« Vorsichtig lege ich ihr das Baby zurück in die Arme.
»Wie soll sie denn heißen?«
»Luna«, sagen Paul und Jackie wie aus einem Mund.
»Luna? Wow«, sage ich beeindruckt. Innerlich grinse ich in mich hinein. Mein Vater wird ausrasten. Ein Mädchen, und dann auch noch eine Luna. Herrlich!
»Ihr beide seid euch ja erfreulich einig in diesem Punkt«, merkt Bernd an und Paul nickt eifrig.
»Liebling, würdest du mir ein paar Eiswürfel besorgen, bitte«, fragt Jackie, und Paul macht sich auf den Weg.
»Natürlich, möchtest du sonst noch was?«
»Du könntest unseren Eltern Bescheid sagen.«
»Mach ich.« Und weg ist er.
»Ich brauche euren Rat«, sagt Jackie, kaum dass die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen ist. »In Bezug auf Paul.«
»Es scheint doch wieder ganz gut zu laufen zwischen euch«, findet Bernd und sie nickt bestätigend.
»Ja, das tut es auch, er ist unheimlich süß. Bevor die Wehen einsetzten hat er mich gefragt, ob ich ihn noch mal heiraten will. In der Kirche. Mit Kutsche und Schleier und allem drum und dran.«
»Wirklich?« schauspielern Bernd und ich um
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