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Lauschangriff - Im Visier der Feinde: Thriller (German Edition)

Lauschangriff - Im Visier der Feinde: Thriller (German Edition)

Titel: Lauschangriff - Im Visier der Feinde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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P ROLOG
    Der Sonnenaufgang über den hoch aufragenden Bergrücken lässt sich Zeit. Im Osten liegen die Ehrfurcht gebietenden Gipfel des Himalaja, 2500 Kilometer lange Höhenzüge, die von Südchina bis nach Afghanistan ihre frühmorgendlichen Schatten über die westlichen Berghänge werfen.
    Winzige Dörfer krallen sich an die Hänge des Hindukusch, wo die Sonne erst über die Bergspitzen rückt, wenn die Hirten ihre Ziegen längst auf die saftigen Weiden oberhalb der aus Lehm errichteten Ansiedlungen getrieben haben.
    Das Licht ist weich, wabernd, der Himmel scheint sich in der Unendlichkeit zu verlieren und strahlt, als wäre er vom Licht Gottes durchdrungen, und die Täler, matt und düster, sind in die Farben der Erde getaucht.
    In diese melancholische Morgendämmerung stürmte an einem kühlen Herbstmorgen des Jahres 2004 das SEAL Team 10. Es war 6.30 Uhr, als zwölf Männer des Foxtrot Platoon auf dem zerklüfteten Gelände ausschwärmten, über das scheinbar friedliche und hilflose Dorf herfielen und Frauen und Kinder in Angst und Schrecken versetzten.
    Die US-Soldaten gaben gelegentliches Maschinengewehrfeuer ab, stakkatoartige Salven, die jeden einschüchtern sollten, der möglicherweise den Vorsatz fasste, sich ihrer tödlichen Mission zu widersetzen.
    Alle zwölf hatten einen langen Vollbart. Zehn davon waren über einsneunzig groß. Allein zwei dieser Riesen hätten überall auf der Welt mächtig Eindruck gemacht, zusammen aber hätten die zwölf, ausgebildet als militärische Spezialeinheit, sogar Dschingis Khan eine Heidenangst eingejagt.
    Jeder von ihnen trug seinen Tarnanzug, alle hatten Bandanas um den Kopf geschlungen. Elf von ihnen waren mit der Lieblingswaffe der SEALs ausgestattet, dem M4, der Gruppenführer hatte ein Mark 12, Kaliber 5,56 mm. An ihren breiten Ledergürteln waren jeweils ein Kampfmesser und eine SIG-Sauer-9-mm-Pistole befestigt. Vier der Männer hatten dazu ein halbes Dutzend Handgranaten an ihrem Kampfgeschirr, alle übrigen mindestens zwei dieser Sprengkörper.
    Die SEALs bewegten sich in Zweiergruppen von Tür zu Tür, riefen ihre harschen Befehle und trieben die männlichen Dorfbewohner – allesamt trugen sie Vollbart, Turban und Sandalen – auf den großen freien Platz zwischen den beiden Straßen. Frauen und Kinder wurden zu einem separaten Platz gebracht. Von der Ferne starrten die vor die Holzkarren geschirrten Ochsen mit müdem Blick auf das laute Treiben in dem Dorf, das seit Jahrhunderten keinen solchen Tumult mehr erlebt hatte.
    Der SEAL-Führer, ein kräftiger 28-jähriger Offizier, bellte auf dem Hauptplatz seine knappen Anweisungen: »Von Tür zu Tür. Kein Haus wird ausgespart. Los! Keiner dreht sich um. Dort gegen die Wand! Die Hände hoch! Wenn jemand abhaut, wird geschossen.«
    Von Zeit zu Zeit sprach er in das Bügelmikro seines Funkgeräts: »Mondfahrer auf Station, Sir. Keine Verluste. Dorf unter Kontrolle. Verstanden, Sir. Ende.«
    Zehn Minuten nach Beginn des Aufruhrs, der über die seit biblischen Zeiten nahezu unveränderte Stammesgemeinschaft hereingebrochen war, waren – mit Ausnahme von zwei Hirten hoch oben auf den Weiden – alle männlichen Dorfbewohner befragt worden. Jeder Einzelne wurde dabei von den SEALs zur Seite genommen und nach versteckten Waffen und Handys durchsucht – man inspizierte ihre Bärte, die Haare, selbst dieFinger und die Zehen, und das immer auf grobe Art und Weise, um die anderen einzuschüchtern.
    Sie befanden sich hier in einem der gefährlichsten Landstriche der Welt, den gesetzlosen Bergen des Hindukusch, der Heimat der Taliban und der sich neu formierenden Stammeskrieger der El Kaida, Männer, die den USA einen Hass entgegenbrachten wie keinem Staat jemals zuvor in der Geschichte.
    Die Amerikaner mussten sich nicht sonderlich anstrengen, um die Dorfbewohner, die von sehr viel kleinerer Statur waren als die riesigen Navy-SEALs, unsanft gegen die Wand zu stoßen und von den Männern, die vorgaben, kein Englisch zu sprechen, Antworten zu verlangen. In deren Mienen lagen nur Aufsässigkeit, halsstarriger Trotz und lodernder Hass.
    Es kam zu Geschrei und gelegentlichem Handgemenge. Ein jüngerer Mann spuckte einem SEAL ins Gesicht und erhielt dafür einen gewaltigen rechten Haken, der ihm den Kiefer brach und ihn halb bewusstlos auf den rauen Schotter zusammensacken ließ. Hundert Meter weiter brach die Mutter des Verletzten in Tränen aus, und der Vater hätte seinen Dolch, hätte er ihn denn bei sich gehabt, dem

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