Verbotene Geliebte des Scheichs
einzuheimsen, das ihr zumindest das begeisterte Küchenmädchen willig spendete. „Und jetzt folgt der letzte Schliff!“
Juhanah drapierte das Zeichen jungfräulichen Stolzes auf dem Haupt der stummen Braut … den hijab . Er bedeckte das hochgesteckte Haar und wurde noch mit einem durchsichtigen weißen Schleier gekrönt, dessen Rand Gold- und Silbermünzen zierten, und der so vor Kalilas schmalem blassem Gesicht befestigt wurde, das allein die kohlschwarzen Augen freiblieben.
„Perfekt!“ Juhanah ließ einen Seufzer höchster Befriedigung hören.
Während Kalila ihr Konterfei anstarrte, konnte sie sich nur schwer vorstellen, dass es noch kein Jahr her war, seit sie in Cambridge mit ihren Kommilitonen über Philosophie debattiert oder auf der Straße eine Pizza aus der Hand gegessen hatte. Unverschleiert und ohne Bodyguard oder Anstandsdame, in Jeans und Sweatshirt. Gewohnt, ihre Meinung frei heraus zu sagen, kontroverse Ansichten zu vertreten und Spaß am Leben zu haben.
Eine Option, die ihr plötzlich fremd und unerreichbar schien.
Wer war sie denn nun wirklich? Die lachende, flirtende Studentin aus Cambridge, die mit Vorliebe über Politik diskutierte, oder dieses fremde, verschleierte Geschöpf mit den unergründlichen dunklen Augen?
Vor acht Monaten war König Bahir persönlich nach England gekommen, führte seine Tochter groß zum Essen aus und lauschte geduldig ihrem begeisterten Geplauder. Die ganze Zeit über hatte Kalila versucht, sich selbst davon zu überzeugen, dass es ein rein väterlicher Besuch war, weil er sie vermisste .
Das wollte sie ihm auch jetzt nicht absprechen, während sie sich zurückerinnerte, aber sein Anliegen war natürlich viel umfassender und ernsterer Natur, wie immer. Als wäre es erst gestern gewesen, sah sie sein Gesicht vor sich, wie es sich verdunkelte und er ihrem Geplapper mit einer brüsken Geste Einhalt gebot.
„Was …?“, hatte sie damals bedrückt gewispert, obwohl sie ahnte, was als Nächstes kommen würde. Im Grunde hatte sie es gewusst, seit sie zwölf war. Seit dem Tag ihrer Verlobungsparty …
An die eigentliche Zeremonie konnte Kalila sich nicht mehr erinnern, aber Zakari und sie hatten Ringe getauscht und galten seitdem als Verlobte. Es war wie ein buntes Kaleidoskop von Eindrücken, Gerüchen nach süßem Jasmin, das Gewicht des schweren Goldringes, mit dem kostbaren Diamanten aus Calista, der gleich wieder hinuntergefallen wäre, hätte sie nicht die Finger verschränkt.
Seit jenem denkwürdigen Tag ruhte das unbezahlbare Stück in ihrer Schmuckschatulle.
Vielleicht sollte ich ihn herausholen und tragen … wenigstens heute, überlegte Kalila.
„Du weißt ja, dass die geplante Verbindung zwischen euch aus den verschiedensten Gründen immer wieder verschoben werden musste“, drängte sich die Stimme ihres Vaters erneut in Kalilas Gedanken. „Familiäre Probleme und Verpflichtungen auf beiden Seiten. Aber endlich ist König Zakari so weit, dich zur Frau zu nehmen. Er hat sogar schon das Datum festgelegt. Die Hochzeit wird am fünfundzwanzigsten Mai stattfinden.“
Als König Bahir nach Cambridge kam, war es Ende September. Die Blätter an den Bäumen begannen sich in leuchtende Gold- und Rottöne zu verfärben.
„Aber ich …“
Ihr Vater schüttelte den Kopf. „Kalila, wir beide wussten immer, dass dies deine Bestimmung ist. Deine Pflicht. Ich habe bereits deine Einschreibung für das nächste Semester widerrufen.“
„Dazu hast du kein Recht!“, fuhr sie spontan auf, wurde aber mit einem strengen Blick zur Raison gebracht.
„Ich habe jedes Recht dazu! Ich bin dein Vater und der König! Du hast dein ersehntes Diplom bereits erworben, und der nächste akademische Grad wäre nicht mehr als ein unnötiger Zeitvertreib.“
Kalila schluckte. Ihr Hals schmerzte vor ungeweinten Tränen. „Für mich bedeutet es sehr viel mehr.“
„Mag sein, das ändert allerdings nichts an deinen Pflichten, die dir von Kindheit an bekannt sind.“
Das stimmte. Schon lange vor ihrer Verlobung hatten ihre Eltern versucht, ihr die Aussicht auf eine standesgemäße Ehe mit einem der begehrenswertesten Trophäen auf dem Heiratsmarkt schmackhaft zu machen. Angesichts ihrer kindlichen Naivität hatte sie das Ganze als eine Art Märchen aus Tausendundeinernacht angesehen.
An Zakari, ihren Traumprinzen, konnte sie sich kaum noch erinnern. Und wenn sie es versuchte, sah sie verschwommen eine hochgewachsene Gestalt mit einem Lächeln auf dem dunklen Gesicht vor
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