Verbotene Geliebte des Scheichs
je.
„Bist du denn gar nicht hungrig, Liebes?“, fragte Juhanah und kehrte instinktiv zum vertrauten Ton ihrer Kindertage zurück.
Kalila schüttelte den Kopf und schob die Joghurtschale von sich. Jeder Nerv in ihrem Körper vibrierte, und sie befürchtete ernsthaft, sich übergeben zu müssen, wenn sie auch nur einen weiteren Bissen zu sich nahm. „Mir reicht der Kaffee.“
Die Vorbereitungen dauerten den ganzen Vormittag, wie Kalila es bereits befürchtet hatte. Natürlich lag auch ihr daran, den besten Eindruck auf ihren zukünftigen Gatten zu machen, trotzdem fühlte sie sich inmitten der Cremes, Puder, Düfte und Farben wie ein Festtagsbraten, der dem wichtigen Gast möglichst knusprig und verlockend präsentiert werden sollte!
Außer Juhanah war nur noch ein junges Küchenmädchen anwesend, das mit der Nanny zusammen als eine Art Brautausstatterin fungierte. Nach dem Tod ihrer Mutter war das Palastpersonal deutlich dezimiert worden.
Zuerst wurde ein warmes Milchbad in den Quartieren der Frauen bereitet. Eine alte Tradition, von der die Braut nicht besonders angetan war. In erster Line, weil speziell frischer Ziegenmilch besondere Hautpflegequalitäten nachgesagt wurden … ebenso wie ein ziemlich intensiver, herbsäuerlicher Geruch.
„Ich könnte mir doch genauso gut ein medizinisch-kosmetisches Ölbad einlaufen lassen …“, murrte sie, aber vorsichtshalber nicht laut genug, als dass Juhanah und ihre willige Helferin es hören konnten. Verstanden hätten sie es ohnehin nicht.
Während Kalila von ihrem ehemaligen Kindermädchen unter zärtlichem Gemurmel mit einem angewärmten Tuch trocken gerubbelt wurde, verspürte sie eine unverhoffte Sehnsucht nach ihrer Mutter. Ihre Aufgabe wäre es gewesen, sie für den zukünftigen Ehemann vorzubereiten. Aber Amelia, eine kühle englische Schönheit, war kurz nach dem siebzehnten Geburtstag ihrer einzigen Tochter verstorben.
Sie hätte meinen Wunsch nach einem blumig duftenden Badeschaum verstanden, dachte Kalila mit wehem Herzen. Sie hätten sich gegenseitig geneckt, herumgealbert und selbst im Schatten der drohenden Pflicht, der sie sich als Mitglieder des Herrscherhauses zu unterwerfen hatten, noch ihren Spaß gehabt.
Aber die Hoffnung auf ein normales , befreites Leben wollte die widerspenstige Braut auch so nicht aufgeben. Später werde ich wieder ich selbst sein, versicherte sich Kalila ein ums andere Mal. Wenn Zakari und sie erst allein und ohne kritische Zuschauer waren.
Die Aussicht auf einen derart intimen Zustand ließ ihren Mund ganz trocken werden und ihre Nerven nur noch mehr vibrieren.
Heute würde es auf keinen Fall dazu kommen! Zunächst war das formale Kennenlernen unter den Augen des Königs, ihres Vaters, anberaumt … eine Art historisches Theaterstück, in dem sie kaum mehr als ein Requisit war.
„Keine Falten auf der Stirn!“, mahnte Juhanah. „Heute wollen wir nur dein bezauberndes Lächeln sehen, Prinzessin.“
Fügsam zwang Kalila ihre Mundwinkel nach oben, während sich eine namenlose Bedrückung wie ein Leichentuch über sie senkte. Vor ihr lag eine düstere und ungewisse Zukunft. Eine gewundene Straße, die in unbekanntes Terrain führte.
Nach ihrer Verlobung hatte es Briefe und Geburtstagsgeschenke gegeben, sorgsam ausgewählt und möglichst unpersönlich, wie die Tradition es erforderte.
Heute würden sie sich als Braut und Bräutigam gegenüberstehen und in zwei Wochen verheiratet sein.
Es war absurd, absolut archaisch und … ihr Leben. Oder besser gesagt, der Rest davon. Kalila schluckte trocken.
„Schau dich an“, forderte Juhanah mit weicher Stimme und schob sie vor den mit prachtvollen Mosaiken verzierten Spiegel. Selbst nach den ermüdenden Stunden der Vorbereitung hatte Kalila eine so radikale Verwandlung nicht erwartet. Sie sah aus wie eine Fremde.
Der rotgoldene Kaftan schien ihre grazile Figur förmlich zu verschlucken. Die üppigen Locken waren streng aus dem Gesicht genommen und zu einem raffinierten Flechtwerk auf dem Kopf festgesteckt worden. Am Hals und um die Hüften glänzten schwere goldene Ketten, und ihr Gesicht …
Kalila fiel es schwer, die vollen, fast wollüstig wirkenden scharlachroten Lippen als ihre zu identifizieren, ebenso wie die riesigen mit schwarzer Kohle umrandeten Augen, die ihr entsetzt entgegenstarrten. Die fleischgewordene Fantasie eines jeden Mannes, dachte sie in einem Anflug von Bitterkeit.
„Wunderschön, nicht wahr?“, versuchte Juhanah ein Lob für ihre Mühen
Weitere Kostenlose Bücher