Verbotener Kuss
beeindruckend ausdrucksloser Miene an.
» Und, hat es etwas mit mir zu tun? «
Keine Antwort.
» Hat es damit zu tun, was meiner Mom passiert ist? « Als er weiterhin schwieg, ballten sich meine Hände wie von selbst zu Fäusten. » Gestern Abend hast du gesagt, ich hätte jedes Recht, zu erfahren, was aus meiner Mutter geworden ist. Daher habe ich jedes Recht, zu erfahren, was zum Teufel los ist. Oder hast du vor, mich wieder anzulügen? «
Darauf bekam ich eine Antwort. » Ich habe dich noch nie angelogen, Alex. Ich habe dir die Wahrheit verschwiegen. «
Ich verdrehte die Augen. » Klar, das gilt nicht als Lüge. «
Meine Worte schienen ihn zu verärgern. » Glaubst du, es hat mir Vergnügen bereitet, vom Schicksal deiner Mutter zu hören? Deinen Schmerz mitanzusehen, als du davon erfahren hast? «
» Darum geht es gar nicht. «
» Es geht darum, dass ich hier bin, um dich zu trainieren. Dafür zu sorgen, dass du im Herbst topfit bist und am Unterricht teilnehmen kannst. «
» Und sonst nichts, was? « Ich war verletzt, und das heizte meinen Zorn an. » Kannst du nicht mal die mindeste Höflichkeit wahren und mir sagen, was los ist, obwohl du so offensichtlich Bescheid weißt? «
Seine Miene verdüsterte sich, er wirkte unsicher. Dann schüttelte er den Kopf und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. Die dunklen Wellen fielen ihm wie immer in die Stirn. » Ich weiß nicht, warum der Minister Seth zum Rat befohlen hat. Ich bin nur ein Wächter, Alex, und nicht in die inneren Angelegenheiten des Rats eingeweiht, aber… « Er holte tief Luft. » Ich traue deinem Stiefvater nicht ganz. Sein Auftritt in Marcus’ Büro war… nicht normal. «
Ich hatte damit gerechnet, alles Mögliche zu hören, aber dass er das zugab, überraschte mich sehr. Mein Zorn verflog, wenn auch nicht ganz. » Was hat er deiner Meinung nach vor? «
» Mehr weiß ich nicht, Alex. An deiner Stelle… wäre ich bei Seth vorsichtig. Apollyons werden manchmal unberechenbar und gefährlich. Es ist schon passiert, dass sie die Beherrschung verloren haben. Und wenn er wegen seiner Versetzung wütend ist… «
Ich nickte, machte mir aber keine allzu großen Sorgen deswegen. Aiden ging, ohne noch viel zu sagen. Enttäuscht verließ ich den Trainingsraum und stieß draußen auf Caleb.
Wir starrten einander an.
» Also… ich nehme an, du hast davon gehört. « Ich versuchte, lässig zu klingen.
Caleb nickte. Seine himmelblauen Augen blickten betrübt drein. » Alex, es tut mir leid. Es ist furchtbar– und unfassbar. «
» Ja, das ist es « , flüsterte ich.
Da er wusste, wie ich in solchen Fällen reagierte, ließ er das Thema danach ruhen. Wir sprachen nicht mehr darüber und den Rest des Abends schien alles wie immer zu sein. Mom war kein Daimon, und sie lief nicht dort draußen herum und saugte Reinblüter aus. Es war einfacher, weiterzumachen und so zu tun, als wäre alles ganz normal. Eine Weile klappte das auch.
Ein paar Tage später wurde mein Wunsch nach einem neuen Trainer erfüllt. Nun ja… beinahe. Als ich die Türflügel des großen Trainingsraums öffnete, war Aiden nicht allein. Kain stand neben ihm und schien sich genau an unser letztes Training zu erinnern.
Meine Schritte wurden langsamer, und mein Blick huschte zwischen den beiden hin und her. » Hey…? «
Aidens Miene war undeutbar– wie so oft, seit ich ihn geküsst hatte. » Kain wird uns drei Tage pro Woche beim Training unterstützen. «
» Oh. « Ich fühlte mich hin- und hergerissen. Voller Vorfreude darauf, was Kain mir noch beibringen konnte, und enttäuscht darüber, dass jemand sich in meine Zeit mit Aiden hineindrängte.
Viel konnte ich wirklich nicht von Kain lernen. Er war nicht so schnell wie Aiden, andererseits kannte ich inzwischen Aidens Bewegungen im Voraus. Bei Kain war mir alles neu. Am Ende des Trainings hatte ich ein etwas besseres Gefühl wegen des Trainerwechsels, aber ich hatte immer noch den nagenden Verdacht, dass Kains neuerliches Erscheinen etwas mit dem Kuss zu tun hatte.
Kain war nicht der Einzige, der immer wieder auftauchte. Im Lauf der folgenden Woche trieb sich Seth auf dem Campus herum und zeigte sich im Pausenraum, in der Cafeteria und im Trainingsraum. Dadurch konnte ich ihm nicht aus dem Weg gehen, was eigentlich mein Plan gewesen war. Es war schon schlimm genug, mich gegen Kain zu behaupten, wenn nur Aiden zusah, aber wenn auch noch der Apollyon dazukam, wurde es richtig ätzend.
Glücklicherweise hatte Kain an diesem
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