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Verbrechen ist Vertrauenssache

Verbrechen ist Vertrauenssache

Titel: Verbrechen ist Vertrauenssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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die Fenster des Arbeitszimmers fiel, bis zu seiner Rückwand.
    Parker entfernte den Gipskarton und schob sich mit den Füßen voran durch die Öffnung. Er musste sich ein wenig winden und die Arme über den Kopf strecken, doch schließlich landete er mit einem Sprung auf dem Boden des Schranks im untersten Stockwerk.
    Er ging in die Knie, ließ sich nach vorn fallen, fing sich mit den Händen ab und sackte nach links, bis er sich mit der Schulter an der Seitenwand abstützen konnte. In dieser unbequemen Haltung – auf Händen und Knien, leicht nach links gelehnt und mit dem Rücken zur offenen Tür – verharrte er. Er wartete, er lauschte und hörte nichts.
    Lautlos stieß er sich von der Wand ab. Er stützte sich mit der linken Hand dagegen und erhob sich. Dann drehte er sich um und sah durch das Arbeitszimmer zu der Reihe von Fenstern, die in blaugraues Licht getaucht waren. Er ging darauf zu. Um den Körper wieder geschmeidig zu machen, bewegte er, als er durch das Zimmer ging, Arme und Schultern, lockerte sie und spürte, wo sie verspannt waren.
    Ein Halbmond war aufgegangen und beschien die der Schlucht zugewandte Seite des Hauses. In der Zeitung hattegestanden, morgen werde es möglicherweise regnen, und tatsächlich hing ein leichter Dunstschleier vor dem Mond. Doch im Augenblick war es noch hell. Vielleicht zu hell. Später würde der Mond über dem Haus stehen, so dass das Innere wieder im Dunkeln liegen würde. Und wenn Wolken aufzogen, würde hier drinnen nichts als Dunkelheit herrschen.
    Parker ging langsam durch das Haus, Stockwerk für Stockwerk, und hielt dabei den Winkel, der sein Werkzeug und zugleich seine einzige Waffe war, in der Hand. Er durchsuchte sämtliche Räume, doch sie waren allesamt leer, und er fand nichts, was er hätte gebrauchen können.
    Und es war niemand da. Im Mondlicht sah er auf die Uhr: zwanzig nach neun. Liss und Quindero waren also unterwegs, um einen Wagen zu besorgen. Parker hoffte, dass sie bald zurückkehrten, damit er das hier zu Ende bringen konnte, bevor er sich auf den Weg zu Brenda und Mackey machte.
    Im Esszimmer, wo sie am Nachmittag gewartet hatten, war es sehr hell, da dieser Raum weiter oben lag und der Mond durch die vielen Fenster schien. Quindero hatte die Zeitung neben der Kiste, auf der er gesessen hatte, liegenlassen, und es fiel genug Licht ins Zimmer, um die Schlagzeile lesen zu können. Wenn man mit der Zeitung an ein Fenster trat und sich anstrengte, konnte man wahrscheinlich auch die kleinere Schrift lesen, doch es stand ohnehin nichts darin, was Parker wissen musste.
    Er ging weiter hinauf zur obersten Etage und zu der Stelle an der hinteren Ecke, wo man durch den Spalt zwischen Sperrholz und Pfeiler den Zufahrtsweg und den Zaun beobachten konnte. Der Draht schimmerte silbern im Mondlicht und ließ alles, was dahinter lag, dunkel und verschwommen erscheinen.
    Parker lehnte sich an die Wand und behielt den Weg im Auge. Eigentlich war er zunächst deshalb hierhergekommen, weil es in der Stadt zu viele Leute gab, die nach ihm suchten. Er hatte ein Versteck gebraucht, wo er warten konnte, bis es an der Zeit war, sich mit Brenda und Mackey zu treffen, und dies war der beste Ort, den er kannte. Hier auf Liss zu treffen war eine angenehme Dreingabe gewesen, eine Gelegenheit, diesen Job ganz und gar abzuschließen, aber wenn es sich nicht ergab, dann ergab es sich eben nicht.
    Wenn Liss und Quindero um zehn Uhr nicht wieder zurück waren, würde er aufbrechen und sie fürs erste vergessen müssen. Er würde sich mit Brenda und Mackey treffen, sofern sie da waren, und sich später mit Liss befassen.
    Um zehn Uhr. In einer halben Stunde. Parker lockerte Schultern und Arme und wartete.

ZEHN
    Zehn vor zehn. Ein Licht bewegte sich zwischen den Büschen und Bäumen.
    Er kommt mit dem Wagen? Auf dem Weg?
    Aber vielleicht war das gar nicht so dumm. Der Weg war kaum auszumachen, aber Liss wollte wohl lieber fahren, anstatt im Stockdunkeln zurück zur Hauptstraße gehen zu müssen. Besonders wenn Parker dabei war.
    Ja, da kam er, ganz langsam. Irgendeine große, viertürige Limousine. Liss saß am Steuer und hatte das Standlicht eingeschaltet, dessen gelblicher Schein gerade ausreichte, um ihm eine Ahnung vom weiteren Verlauf des Weges zu geben. Kurz vor dem Zaun schwenkte er scharf nach links, wendete und setzte zurück. So würde das Wegfahren nachher leichter sein.
    Liss hatte die Innenbeleuchtung nicht ausgeschaltet. Als die Türen geöffnet wurden, sah

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