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Verbrechen ist Vertrauenssache

Verbrechen ist Vertrauenssache

Titel: Verbrechen ist Vertrauenssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Bodens und den Kopf an die Tür, so dass sein Ohr am Türspalt lag. Er hörte Quindero zurücktreten und sagen: »Das hält.«
    »Gut.«
    »Besorgen wir jetzt einen Wagen?«
    »Nein. Erst wenn es dunkel ist. Komm mit rauf.«
    Schritte erklangen, Schritte von vier Füßen, die sich durch den Korridor und die Treppe hinauf entfernten.
    Parker setzte sich, lehnte sich an die Sperrholzwand und legte die Arme auf die angezogenen Knie. Seine Uhr hattekein Leuchtziffernblatt, was manchmal von Vorteil war, manchmal auch nicht.
    Es spielte keine Rolle. Es war besser, dass er jetzt hier war und Liss nicht nervös machte. Es blieb genug Zeit, um diesen Schrank zu verlassen.

NEUN
    Jetzt war es wohl soweit. Parker hatte hin und wieder an dem Türspalt gelauscht, aber nichts gehört – offenbar machten Liss und Quindero sich nicht die Mühe, von Zeit zu Zeit nach ihm zu sehen. Er hatte den schwachen grauen Lichtschein unter der Tür verblassen sehen, bis er schließlich in der allgemeinen Schwärze aufgegangen war. Er hatte weiter gewartet, doch jetzt war es an der Zeit, von hier zu verschwinden.
    Wusste Liss, was diese Schränke früher gewesen waren? Vielleicht nicht. Für ihn waren sie wahrscheinlich bloß nachträgliche Einbauten, simple Konstruktionen, mit denen man den Raum hatte nutzen wollen. Der Aufzugschacht bestand nicht aus tragenden Wänden, daher gab es darin auch keine Querträger. Die Sperrholzböden der Schränke ruhten auf einfachen, verkeilten Holzbalken, das war alles. Ed Mackey hatte ihnen gezeigt, dass man den Boden des Schranks in der untersten Etage hochheben konnte und auf die Grube mit dem Motor stieß, einem Versteck für die Seesäcke.
    Parker ging auf die Knie und tastete den Boden, beginnend bei einer der vorderen Ecken, nach einer Fuge ab. Er fand sie, wo er sie erwartet hatte: etwa fünfzig Zentimeter von der Tür entfernt, an derselben Stelle wie im untersten Stock. Beim Einbau der Schränke hatte man aus Gründen der Bequemlichkeit ein quadratisches Sperrholzbrett in den hinteren Teil gelegt und die verbleibende Lücke mit einem nach Maß zugeschnittenen Brett gefüllt.
    Parker stand wieder auf und tastete die Unterseite des Ablagebretts ab, bis er einen der L-förmigen Metallwinkel fand, mit denen das Brett befestigt war. Es wäre leichter gewesen, wenn das Brett lose auf den Winkeln gelegen hätte, doch es war festgeschraubt, und so stellte er sich darunter und stieß mit beiden Handballen aufwärts gegen das Brett, bis es sich löste.
    Als es mit einem kurzen Knall nach oben schnellte, fiel eine der Schrauben heraus und kullerte auf den Boden. Parker hielt inne und lauschte. Er hatte nicht viel Lärm gemacht, konnte aber nicht sicher sein, dass sie ihn nicht gehört hatten. Wenn sie überhaupt noch im Haus waren.
    Als es drei, vier Minuten lang still geblieben war, machte er sich wieder an die Arbeit: Er hob das Brett mit einer Hand an und bewegte mit der anderen den Winkel hin und her, bis er die Schrauben, mit denen er befestigt war, aus der Wand gehebelt hatte. Das gelang ihm beinahe geräuschlos.
    Jetzt hatte er den Winkel, den er als Werkzeug einsetzen konnte. Die Schenkel waren sieben und zehn Zentimeter lang und bestanden aus dünnem, aber festem Stahl. Damit machte er sich so lange an der Fuge im Boden zu schaffen, bis er einen Schenkel des Winkels hineinstecken konnte. Er kniete sich auf das größere Bodenbrett, benutzte den Winkel als Hebel und bog die kleinere Platte nach und nach auf. Sie war mit vier Schrauben an den Ecken und zwei weiteren in der Mitte befestigt, die in dem mittig angebrachten Tragbalken steckten. Die hintere dieser beiden Schrauben löste sich als erste, als nächstes die in der linken, dann in der rechten Ecke. Anschließend konnte er das ganze Brett in Richtung Tür hochbiegen, bis auch die restlichen drei Schrauben nachgaben.
    Es war eine Lücke entstanden, einen halben Meter breitund eineinhalb Meter lang, in der Mitte unterteilt durch den Balken und von unten mit Gipskarton abgedeckt. In diesen bohrte Parker mit Hilfe des Winkels ein Loch, das er vergrößerte, indem er mit den Händen Stücke herausbrach, die er auf den verbliebenen Boden des Schranks legte, denn er wollte nicht, dass sie hinabfielen und womöglich Lärm machten.
    Sobald das Loch entstanden war, konnte er einen ganz schwachen grauen, von den gezackten Rändern eingerahmten Lichtschimmer erkennen. Der Schrank im untersten Geschoss hatte keine Tür, und so drang das wenige Licht, das durch

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