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Verbrechen ist Vertrauenssache

Verbrechen ist Vertrauenssache

Titel: Verbrechen ist Vertrauenssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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wurde also nicht überwacht. Was nicht hieß, dass er kein Lockvogel war, sondern nur, dass sie ihn, falls er einer war, selbständig handeln ließen. Dass er, mit anderen Worten, nicht so wichtig war – noch nicht. Erst wenn er jemanden aufgetan hatte.
    Liss setzte sich auf einen Platz, wo er dem tatterigen Kellner die gesunde Seite seines Gesichts zeigen konnte, für das dieser sich jedoch kein bisschen interessierte. Tom Carmody saß gegenüber von Liss. Er wirkte zurückhaltend, gab seine Bestellung leise auf und machte den Eindruck, als hätte er gar keine Lust, etwas zu essen. Dann sah er bedrückt vor sich hin. Liss redete ein, zwei Minuten lang munter auf ihn ein und machte sich dann über die Brötchen im Korb her.
    Brenda kehrte an den Tisch zurück, und Mackey sagte: »Dein Zauber hat gewirkt.«
    »Das sehe ich.«
    Während Mackey dem Kellner winkte, er solle die Rechnung bringen, musterte Brenda den Mann, der da drüben an Liss’ Tisch saß. Mackey wiederholte seine Geste – er machte eine schreibende Bewegung in der Luft – und wandte sich dann wieder zu ihr. »Na, was meinst du?«
    »Er wirkt zu trübsinnig.«
    »Du sollst ja auch nichts mit ihm anfangen, Schatz.«
    »Und du solltest auch nichts mit ihm anfangen«, sagte sie. »Das meine ich ja. Er ist zu trübsinnig.«
    Parker hörte zu. Auf der anderen Seite des Gangs bekamen Liss und Carmody den Salat serviert. Liss langte zu, währendCarmody die Salatblätter und Tomatenscheiben in der flachen Schüssel hin und her schob.
    »Das musst du mir erklären«, sagte Mackey, und Brenda sagte: »Er hat schon aufgegeben. Sieh ihn dir an, Ed. Es ist ihm egal, ob irgendwas Gutes passiert oder nicht. Weißt du, was ein Typ wie der macht, wenn es Schwierigkeiten gibt? Er zieht den Kopf ein.«
    »Gut«, sagte Mackey, »dann ist er uns wenigstens nicht im Weg.«
    Der Kellner brachte die Rechnung und blieb neben dem Tisch stehen, als Mackey die Brieftasche hervorzog und trotz der zuvor gemachten Geste in bar bezahlte. Währenddessen sagte Brenda zu Parker: »Wie geht’s Claire?«
    Im Gegensatz zu Mackey brachte Parker seine Freundin nicht mit zur Arbeit. »Gut«, sagte er.
    »Wird sie auch dabeisein?«
    »Ich glaube nicht.«
    Mackey gab dem Kellner ein kleines Trinkgeld und sagte: »Dann wollen wir uns den Jungen mal aus der Nähe ansehen.«
    Parker ließ Ed und Brenda vorausgehen; sie verstanden sich besser auf Umgangsformen, zum Beispiel auf das Heucheln freudiger Überraschung beim Anblick von Liss: »George! Mensch, wie geht’s, alter Freund?«
    »Hallo, Ed! Wie geht’s dir? Und Brenda!« Liss erhob sich, schüttelte Ed die Hand, küsste Brenda auf die Wangen und sah Parker aufmerksam, aber ohne ein Zeichen des Wiedererkennens an.
    Mackey sagte: »Das ist George Liss. Und das ist Jack Grant, ein alter Freund von uns.«
    »Wie geht’s, Jack?« sagte Liss grinsend und streckte Parker die Hand hin.
    »Gut«, sagte Parker und schüttelte sie kurz. Die Schauspielerei gehörte nicht zu seinen Stärken.
    Liss dagegen war ganz in seinem Element. »Und das ist ein Freund von mir «, verkündete er und wies mit großer Gebärde auf seinen Begleiter. »Tom Carmody. Tom, das sind Ed und Brenda Fawcett und ein Kumpel von ihnen.«
    Tom Carmody war gut erzogen worden, und so stand er auf, lächelte Brenda verlegen an und murmelte ein paar Worte. Mackey gab ihm einen festen Händedruck, grinste leutselig und sagte: »Ich bin Verkäufer, aber das haben Sie bestimmt gleich erkannt. Die meisten merken mir das sofort an. Aber bei Ihnen bin ich mir nicht sicher. Sind Sie Lehrer?«
    »Eigentlich nicht.« Carmody war es offensichtlich unangenehm, über sich selbst sprechen zu müssen. »Ich habe mit Resozialisierung zu tun.«
    Mackey verstand ihn absichtlich falsch, und er machte das gut. Er verzog teilnahmsvoll das Gesicht und sagte: »Oh, tut mir leid. Wovon werden Sie denn resozialisiert?«
    »Nein, ich bin … ich …« Carmody errötete verlegen. »Ich arbeite für einen Seelsorger«, brachte er schließlich heraus. »Wir kümmern uns um die Resozialisierung von … Leuten.«
    »Na, das ist doch gut«, erwiderte Mackey. »Es gibt eine Menge Menschen, die so was brauchen.« Mit einem breiten Grinsen fuhr er fort: »Und was ist mit dem lieben alten George? Wollen Sie den auch resozialisieren?«
    Wieder begann Carmody zu stottern, doch diesmal kam ihm Liss zu Hilfe: »Mich nicht. Ich bin ein hoffnungsloser Fall.«
    »Ja, wir gesetzestreuen Bürger sollten uns lieber nicht

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