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Verbrechen ist Vertrauenssache

Verbrechen ist Vertrauenssache

Titel: Verbrechen ist Vertrauenssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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rausgelassen haben«, sagte Liss, »hatte ich noch neunundzwanzig Monate auf Bewährung. Es war leichter, einfach rumzuhängen und es durchzuziehen, als für den Rest meines Lebens vor einem Haftbefehl davonzurennen. Eine von den Nummern, die dieser Archibald laufen hat, geht so: Seine Leute melden sich freiwillig, um Exknackis zu beraten . Das ist alles ein großer Beschiss, und jeder weiß es – es geht bloß darum, neue Idioten zu finden und Steuern zu sparen.«
    »Wenn er so viel Bargeld kassiert«, sagte Parker, »braucht er sich um die Steuern sowieso nicht viel Sorgen zu machen.«
    »Ja, klar. Aber William Archibald ist einer von denen, die immer durstiger werden, je mehr man ihnen zu trinken gibt. Die haben mir also diesen Tom Carmody zugeteilt, der kam einmal die Woche da vorbei, wo ich gewohnt hab. Und wenn er dann sein Formular ausgefüllt hat, hieß das, dass ich nichtzu meinem Bewährungshelfer gehen musste, und alle waren zufrieden. Nach den ersten paar Wochen haben wir dann aufgehört, uns was vorzumachen, und uns nur noch im Fernsehen Basketballspiele oder so angesehen oder in der Kneipe um die Ecke ein paar Bier getrunken. Ich meine, er wusste, was ich war, und hatte kein Problem damit, und ich wusste, was für ein Trottel er war, und damit hatte sich’s. Nur manchmal musste er mit auf einen von diesen Kreuzzügen –«
    »Kreuzzüge?« sagte Parker.
    »So nennen sie das, wenn Archibald mit seinem Zirkus auf Tournee geht«, erklärte Liss. »Er mietet eine Halle, ein Kino, ein Stadion, irgendwas Großes, zieht drei-, viermal seine Nummer ab, nimmt ein paar Millionen ein und fährt wieder nach Hause. Tom war einer von denen, die er mitgenommen hat, und darum kriegte ich in dieser Zeit eine Vertretung, einen übereifrigen Jungspund aus der Zentrale, und musste dann unheimlich ernst und strebsam und rehabilitiert sein und unentwegt Jesus danken. Wenn Tom wieder da war, haben wir darüber gelacht. Aber im letzten halben Jahr wurde das anders – zwei Jahre lang waren wir ganz entspannt, aber auf einmal, im letzten halben Jahr, fing er an, ganz andere Töne zu spucken. Nicht dass er versucht hätte, mich auf den rechten Weg zu führen. Nein, er hat sich über Archibald aufgeregt.«
    Wieder sagte Brenda etwas, diesmal ganz trocken. »Er hat bemerkt, dass Mr. Archibald es nicht ernst meint.«
    »Es ging um das Geld«, sagte Liss. »Darum, dass Archibald all dieses schöne Geld einsackt und nichts Gutes damit tut. Ich weiß nicht, Parker, es war nicht der Beschiss, über den Tom sich aufgeregt hat, bis heute nicht, sondern das, was mit dem Geld passiert, nachdem Archibald abkassiert hat. Er redete immer davon, wieviel Gutes man damit tun könnte – duweißt schon: Essen für die Obdachlosen, Wohnungen für die Hungrigen und so weiter, und irgendwann hat er mich dann gefragt, ob ich nicht eine Idee hätte, wie er sich einen Teil davon unter den Nagel reißen könnte. Nicht für sich selbst, wohlgemerkt, sondern um Gutes damit zu tun.«
    »Es war seine Idee?« fragte Parker.
    »Absolut. Der Typ ist ein Zivilist, ich kenne ihn erst seit zwei Jahren, er arbeitet mit der Bewährungshilfe zusammen. Werde ich zu so einem sagen: ›He, Tom, lass uns ein Ding drehen?‹ Auf keinen Fall.«
    »Aber du warst interessiert.«
    Liss schüttelte den Kopf. »Anfangs nicht. Eins der wenigen großen Wörter, die ich kenne, ist Provokation . Also hab ich zuerst bloß genickt und gesagt: ›Ja, das ist echt scheiße‹ und so weiter. Und als er schließlich damit rausgerückt hat – ›He, George, lass uns das zusammen machen, du mit deinem Fachwissen und ich mit meinen Insiderinformationen‹ –, hab ich nein gesagt. Ich hab gesagt: ›Ich mach so was nicht mehr. Nicht dass ich ein guter Mensch geworden wäre, aber ich will einfach nicht wieder in den Knast.‹ Was übrigens beinahe die Wahrheit war.«
    Parker nickte. Für viele Menschen war das beinahe immer beinahe die Wahrheit.
    »Außerdem«, fuhr Liss fort, »habe ich ihm gesagt, dass es mir ziemlich egal ist, wo irgendwelches Geld landet, solange es nicht bei mir landet, und dass es mir völlig egal ist, ob dieses Geld Archibald oder andere Leute fett macht, und er hat gesagt, dass er das versteht. Dass ich diese Sache eher geschäftlich sehe. Also hat er vorgeschlagen, dass wir halbe-halbe machen: Ich stecke meinen Anteil ein, und er verteilt seinen an die Armen.«
    »An uns Arme«, sagte Mackey.
    Parker wusste, was Mackey meinte. Er sah ihn an und sagte:

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