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Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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    Der Angriff kam aus dem Nichts.
    Eben hatte Avisa de Vere im Küchengarten der Abtei einer ihrer Schülerinnen Anweisungen gegeben, im nächsten Moment wurden sie angegriffen.
    Die Schülerin, ein den Kinderschuhen kaum entwachsenes Mädchen, schrie auf und duckte sich hinter dem Brunnenhaus. Sie ließ ihr Schwert fallen, das klirrend auf den Steinboden fiel.
    Avisa zog ihr eigenes Schwert und vollführte blitzschnell eine Drehung, um den Hieb des Mannes aufzufangen. Der Aufprall durchschoss schmerzhaft ihren Arm, dennoch umfasste sie den Griff fester.
    Was hatte ein Mann unangekündigt innerhalb der Mauern von St. Jude’s Abbey zu suchen? War er ein Dieb? Ein Irrer? Oder – sie wollte den Gedanken nicht zu Ende denken – wurde etwa England angegriffen?
    Mit zusammengebissenen Zähnen parierte sie seinen nächsten Hieb, worauf seine Schwertspitze laut gegen die Steine schlug. Sie riss ihr Schwert hoch, er aber blockierte flink ihre Klinge.
    Sie konterte seine Attacken, als er sie rücklings durch den Garten trieb und die unter der Schneedecke verwelkten Pflanzen zertrampelt wurden. Jede Lektion, die sie gelernt, und jede, die sie erteilt hatte, war in ihren Gedanken präsent.
    Zwing den Gegner zum raschen Agieren, damit er schnell ermüdet und dein Nachteil an Größe und Körperkraft Männern gegenüber nicht so stark ins Gewicht fällt.
    Sie war die beste Schwertkämpferin von St. Jude’s Abbey, und ihr Gegner forderte ihr jede Schlagvariante ab, die sie beherrschte. Sie hätte sich besser gehalten, wären ihre Arme und Schultern vom stundenlangen Üben mit den Schülerinnen nicht so überanstrengt und ihre Bewegungen nicht so langsam.
    Mit einer wilden Attacke drängte er sie etliche Schritte zurück. Ihre rechte Schulter brannte unter der Wucht des Aufpralls, doch sie kam nicht zu Fall. Ohne den Schmerz zu beachten, begegnete sie seinem nächsten Hieb, der gegen ihre Beine gerichtet war. Sie entging der Klinge durch einen Sprung, so dass sein Schwert nur ihren Kleidersaum durchschnitt. Stofffetzen flogen gegen das Brunnenhaus, Schmerz durchschoss ihre Beine.
    Sie würde verlieren. Sie durfte nicht verlieren. Den Schwertgriff fester umfassend, sprang sie los und versetzte ihm mit dem rechten Bein einen Tritt.
    Ihre Stiefelette traf sein Handgelenk, das Schwert entglitt ihm. Erschrocken starrte er die Waffe an. Als er einen Schritt darauf zu tun wollte, hinderte ihr Schwert ihn daran. Seine Augen weiteten sich, als sie ihm die Schwertspitze an die Kehle hielt.
    »Wer seid Ihr?«, herrschte Avisa ihn an, ohne ihn aus den Augen zu lassen, da er vielleicht dumm genug war zu versuchen, seine Waffe wieder zu ergreifen. »Warum greift Ihr zwei Schwestern innerhalb von St. Jude’s Abbey an?«
    Sein Blick glitt hinter sie, doch sie ließ sich durch diese uralte Taktik nicht narren.
    »Wer seid Ihr?«, fragte sie abermals. »Sprecht, Mann … was wollt Ihr? Eindringlinge mit mörderischen Absichten sind hier nicht willkommen.« Sie wollte das Schwert nicht in ihn stoßen, doch sie würde es tun, um das Kloster zu schützen, in dem sie lebte, seit sie denken konnte.
    Die Antwort gab nicht der Mann, sondern jemand hinter ihr. Eine melodische Frauenstimme sagte: »Gut gemacht, Avisa de Vere. Ihr seid der lebende Beweis, dass dieses Kloster das Ziel erreichte, das ich ihm bei seiner Gründung vorgab.«
    Als der Mann, der vor ihr stand, das Knie beugte, drehte Avisa sich um. Der Küchengarten war auf drei Seiten von Mauern umgeben, die dem grauen Stein des Hauptgebäudes glichen. Nun waren die Pflanzen unter dem Schnee verborgen. Er knirschte unter den Füßen einer hochgewachsenen Frau in Begleitung zweier Bewaffneter, deren Schwerter in den Scheiden steckten. Ein rothaariger Knabe stand neben dem Brunnenhaus.
    Unter dem tiefschwarzen Umhang der Frau lugte der kunstvoll bestickte Saum ihres blauen Seidengewandes hervor. Goldene und silberne Fäden bildeten ein erlesenes Muster. Ringe aus denselben edlen Metallen blitzten an ihren Fingern. Das schwere goldene Kreuz an ihrer Halskette war mit Edelsteinen besetzt. Von ihrem unter einem Schleier versteckten Haar war eine rötliche Strähne entwischt und rahmte als Locke ihren markanten Backenknochen.
    Avisa hatte die Königin von England nie gesehen, erkannte sie jetzt aber sofort, da im Haus der Äbtissin ihr Porträt hing. Atemlos und unter Herzklopfen fiel sie auf die Knie und legte ihr Schwert der Königin zu Füßen. So ängstlich war ihr im Kampf mit dem

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