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Verbrechen und Strafe (Übersetzung von Swetlana Geier)

Verbrechen und Strafe (Übersetzung von Swetlana Geier)

Titel: Verbrechen und Strafe (Übersetzung von Swetlana Geier) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Michajlowitsch Dostojewskij
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Dummkopf wärest, kein gemeiner Dummkopf, kein Idiot, keine Übersetzung aus dem Ausländischen ... siehst du, Rodja, ich gebe zu, du bist ein gescheiter Bursche, aber ein Dummkopf! – wenn du also kein Dummkopf wärest, so würdest du heute abend lieber zu mir kommen und bei mir ein Stündchen verbringen, als dir die Sohlen ablaufen. Wenn du schon mal ausgegangen bist, so ist nichts zu machen! Ich würde dir so einen weichen Sessel heranrollen, die Wirtsleute haben einen ... Tee und Gesellschaft ... Und wenn es dir nicht paßt, so lege ich dich aufs Sofa hin, – dann liegst du immerhin unter uns ... Auch Sossimow kommt. Wirst du kommen?«
    »Nein.«
    »Unsinn!« rief Rasumichin ungeduldig aus. »Woher weißt du das? Du kannst für dich nicht garantieren! Gar nichts verstehst du davon ... Tausendmal habe ich mich mit Menschen ebenso verzankt und bin doch immer wieder zu ihnen zurückgekehrt ... Man schämt sich und kehrt zum Menschen zurück! Merk es dir also: Haus Potschinkow, zweiter Stock ...«
    »Dann werden Sie, Herr Rasumichin, vielleicht auch jemand gestatten, Sie zu schlagen, nur um jenem die Wohltat zu erweisen?!«
    »Wen? Mich! Schon für den bloßen Einfall schraube ich einem die Nase ab! Haus Potschinkow, Nr. 47, Wohnung des Beamten Babuschkin ...«
    »Ich komme nicht, Rasumichin!« Raskolnikow wandte sich um und ging.
    »Ich wette, daß du kommst!« schrie ihm Rasumichin nach. »Sonst bist du ... sonst will ich von dir nichts mehr wissen! Halt, hallo! Ist Samjotow hier?«
    »Ja.«
    »Hast ihn gesehen?«
    »Ja.«
    »Und gesprochen?«
    »Ja.«
    »Worüber? Nun, hol dich der Teufel, kannst es mir auch nicht sagen. Haus Potschinkow, 47, bei Babuschkin, merk es dir.«
    Raskolnikow ging bis zur Ssadowaja und bog um die Ecke. Rasumichin sah ihm nachdenklich nach. Endlich fuhr er mit der Hand durch die Luft und trat ins Haus, blieb aber auf der Mitte der Treppe stehen.
    »Hol der Teufel!« fuhr er fort, beinahe laut. »Er spricht vernünftig, und doch macht er den Eindruck ... Ich bin aber auch ein Dummkopf! Sprechen denn nicht auch die Verrückten vernünftig? Sossimow scheint aber gerade das zu befürchten!« Er schlug sich mit dem Finger an die Stirne. »Nun, und wenn ... wie kann man ihn jetzt nur allein gehen lassen? Er wird sich noch ertränken ... Ach, ich habe mich blamiert! Das geht nicht!« Und er lief zurück, um Raskolnikow einzuholen, jener war aber schon verschwunden.
    Er spuckte aus und ging mit raschen Schritten wieder in den »Kristallpalast« zurück, um möglichst schnell Samjotow auszufragen.
    Raskolnikow ging direkt auf die *sche Brücke, blieb in der Mitte am Geländer stehen, stützte darauf beide Ellenbogen und fing an, in die Ferne zu schauen. Nach dem Abschied von Rasumichin war er auf einmal so schwach geworden, daß er sich nur mit Mühe hatte hierherschleppen können. Er wollte sich auf der Straße irgendwo hinsetzen oder hinlegen. Über das Wasser gebeugt, blickte er mechanisch auf den letzten rosigen Widerschein des Abendrots, auf die Reihe der Häuser, die in der sich verdichtenden Dämmerung dunkel dastanden, auf ein fernes Fenster an irgendeiner Mansarde auf dem linken Kai, das, für einen Augenblick von einem letzten Sonnenstrahl getroffen, wie Feuer erglänzte, auf das dunkelnde Wasser des Kanals, und er bohrte seinen Blick in dieses Wasser. Schließlich drehten sich vor seinen Augen rote Kreise, die Häuser schwankten, die Menschen, die Kais, die Equipagen – alles um ihn herum wirbelte und tanzte. Plötzlich fuhr er zusammen, durch ein wildes häßliches Gesicht vielleicht vor einem neuen Ohnmachtsanfall bewahrt. Er fühlte, wie sich jemand rechts neben ihn stellte; er blickte hin und sah eine großgewachsene Frau, mit einem Tuche um den Kopf, mit einem gelben, länglichen, abgelebten Gesicht und roten eingefallenen Augen. Sie blickte gerade auf ihn, sah und unterschied aber offenbar nichts. Plötzlich stützte sie sich mit der rechten Hand auf das Geländer, hob das rechte Bein, schwang es über das Gitter, dann das linke und stürzte sich in den Kanal. Das schmutzige Wasser öffnete den Schlund und verschlang für einen Augenblick sein Opfer, doch nach einer Minute tauchte die Selbstmörderin wieder auf und trieb langsam mit der Strömung, den Kopf und die Füße im Wasser, den Rücken nach oben; der Rock war hinaufgerutscht und ragte, zu einem Kissen angeschwollen, über dem Wasser.
    »Sie hat sich ertränkt! Ertränkt!« riefen Dutzende von Stimmen; die Leute liefen

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