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Verbrechen und Strafe

Verbrechen und Strafe

Titel: Verbrechen und Strafe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Michajlowitsch Dostojewskij
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sogar sichtlich zusammen. Das merkten alle. (Später erinnerten sie sich dessen.) Lebesjatnikow machte einen Schritt ins Zimmer.
    »Und Sie wagten es, mich als Zeugen zu nennen?« sagte er, indem er an Pjotr Petrowitsch herantrat.
    »Was soll das heißen, Andrej Ssemjonowitsch? Was meinen Sie eigentlich?« murmelte Luschin.
    »Das heißt, daß Sie ... ein Verleumder sind, das bedeuten meine Worte!« sagte Lebesjatnikow erregt und sah ihn streng mit seinen kurzsichtigen Auglein an.
    Er war furchtbar erbost. Raskolnikow bohrte in ihn seinen Blick, als wollte er jedes seiner Worte auffangen und abwägen. Wieder trat Schweigen ein. Pjotr Petrowitsch verlor ganz die Selbstbeherrschung, besonders im ersten Moment.
    »Wenn Sie mich meinen ...« begann er stotternd. »Was haben Sie nur? Sind Sie bei Trost?«
    »Ich bin wohl bei Trost, aber Sie sind ein ... Gauner! Ach, wie gemein es ist! Ich habe die ganze Zeit zugehört, ich habe absichtlich gewartet, um alles zu begreifen, denn es erscheint mir, offen gestanden, auch jetzt noch nicht ganz logisch ... Warum Sie das alles getan haben, ist mir nicht klar.«
    »Was habe ich denn getan? Werden Sie vielleicht aufhören, in Ihren dummen Rätseln zu sprechen?! Oder sind Sie betrunken?«
    »Sie trinken vielleicht, gemeiner Mensch, aber nicht ich! Ich trinke sogar niemals Schnaps, weil es gegen meine Überzeugung ist. Denken Sie sich nur: er hat selbst mit eigenen Händen den Hundertrubelschein Ssofja Ssemjonowna gegeben, ich sah es, ich bin Zeuge, ich will es beschwören! Er, er!« wiederholte Lebesjatnikow, sich an jeden und alle wendend.
    »Sind Sie verrückt, Sie Milchbart?« kreischte Luschin. »Sie hat soeben selbst hier, vor allen bestätigt, daß sie außer den zehn Rubeln von mir nichts bekommen hat. Wie soll ich ihr dann die hundert Rubel gegeben haben?«
    »Ich hab es gesehen, ich hab es gesehen!« rief eindringlich Lebesjatnikow. »Obwohl es auch gegen meine Überzeugung ist, bin ich bereit, jetzt gleich vor Gericht jeden Eid zu schwören, denn ich hab es gesehen, wie Sie ihr das Geld heimlich zugesteckt haben! Ich Dummkopf glaubte, daß Sie es ihr zusteckten, um ihr eine Wohltat zu erweisen! In der Tür, als Sie sich von ihr verabschiedeten, als sie sich wegwandte und Sie ihre Hand drückten, steckten Sie ihr mit der anderen Hand den Schein heimlich in die Tasche! Ich hab es gesehen! Ich hab es gesehen!«
    Luschin erbleichte.
    »Was lügen Sie!« rief er frech. »Wie konnten Sie auch, am Fenster stehend, die Banknote unterscheiden! Es ist Ihnen nur so vorgekommen ... mit Ihren blinden Augen. Sie phantasieren!«
    »Nein, es ist mir nicht vorgekommen! Obwohl ich auch wirklich weit stand und obwohl man vom Fenster aus die Banknote tatsächlich schwer unterscheiden kann – da haben Sie recht, – wußte ich doch aus einem gewissen Grunde ganz sicher, daß es ein Hundertrubelschein war; denn als Sie Ssofja Ssemjonowna den Zehnrubelschein gaben, sah ich mit eigenen Augen, daß Sie gleichzeitig einen Hundertrubelschein vom Tische nahmen (das sah ich, weil ich damals in der Nähe stand; und da mir in diesem Augenblick ein gewisser Gedanke kam, vergaß ich nicht, daß Sie in der Hand eine Banknote hielten). Sie hatten sie zusammengefaltet und die ganze Zeit in der Faust gehalten. Ich vergaß es später; als Sie aber aufstanden, legten Sie die Banknote aus der rechten Hand in die linke und ließen sie dabei beinahe fallen; dies fiel mir wieder auf, weil mir wieder der gleiche Gedanke kam, nämlich, daß Sie ihr heimlich, ohne mein Wissen, eine Wohltat erweisen wollten. Sie können sich vorstellen, wie aufmerksam ich nun beobachtete, und ich sah, wie es Ihnen gelang, ihr die Banknote in die Tasche zu stecken. Ich sah es, ich sah es und will es beschwören!«
    Pjotr Petrowitsch erstickte fast vor Wut. Von allen Seiten ertönten verschiedene Ausrufe, die zum größten Teil Erstaunen ausdrückten. Es wurden auch Ausrufe laut, die einen drohenden Ton hatten. Alle drängten sich um Pjotr Petrowitsch.
    Katerina Iwanowna stürzte sich zu Lebesjatnikow.
    »Andrej Ssemjonowitsch! Ich habe mich in Ihnen getäuscht! Sie allein treten für sie ein! Gott selbst hat Sie uns gesandt, Andrej Ssemjonowitsch, Liebster, Väterchen!«
    Und Katerina Iwanowna sank, fast ohne zu wissen, was sie tat, vor ihm in die Knie.
    »Unsinn!« brüllte Luschin, rasend vor Wut. »Sie reden Unsinn, mein Herr ... ›Ich habe es vergessen, habe mich daran erinnert, habe es wieder vergessen‹ – was soll das

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