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Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition)

Titel: Verdi hören und sterben: Ein Roman aus Venedig und dem Veneto (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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beeindruckt. Und der hagere Herr rechts neben dem Croupier, den hatte er schon oft gesehen, der spielte wie ein Buchhalter sein System herunter. Er hätte jedes Mal schon vorher sagen können, worauf dieser einfältige Mensch setzen würde. Das System war ebenso alt wie untauglich.
    Nein, das war kein Tisch, der ihn inspirierte. Ob er besser herumlaufen und an mehreren gleichzeitig spielen sollte? Das war amüsant und hielt einen wenigstens in Bewegung. Keine großen Einsätze, nein! Er war wirklich stolz auf sich. Er kam sich vor wie ein Alkoholiker, der am Glas nur nippte und dann die Selbstbeherrschung hatte, es zur Seite zu stellen. Keine Frage, er hatte sich unter Kontrolle.
    »Faîtes vos jeux!«
    Ob er noch einmal einen dieser hübschen eckigen Jetons plein auf die Acht setzen sollte? Oder eine Transversale pleine mit der Sieben, Acht und Neun? Er kniff kurz die Augen zusammen.
    »Zehn Jetons auf die Acht, zehn auf noir, jeweils zehn auf Pair und Manque!«
    Die Scheibe rotierte bereits wieder, die Elfenbeinkugel machte sich auf die Reise.
    Im letzten Augenblick setzte er weitere vierzig Jetons auf die Acht.
    »Rien ne va plus!«
    Wie viel hatte er jetzt im Spiel? Umgerechnet zehntausend Mark. Nun, da war er einer spontanen Eingebung gefolgt. Aber in solchen Augenblicken durfte man nicht zögern. Da musste man den Mut zur Offensive haben. Alles andere war Kinderkram. Ob die Kugel ihn diesmal erneut verspotten würde?
    »Ventitré, rosso, impair et passe!«
    Er zeigte keine Gefühlsregung. Wie hoch war eigentlich die Verlustgrenze, die er sich am heutigen Abend gesetzt hatte? Er konnte sich nicht mehr erinnern.
    Dreiundzwanzig! Das durfte doch nicht wahr sein. Zweimal hintereinander in direkter Nachbarschaft seiner Acht. Schon das vierte Mal en suite im Sektor der kleinen Serie. Was sollte das? Diese Kugel hätte seine Geliebte werden können, stattdessen hatte sie ihm den Krieg erklärt. Was heißt die Kugel? Alle hatten sich wieder einmal gegen ihn verschworen. Die Kugel, der Kessel, der Croupier, das Kasino.
    Ihr wollt die kleine Serie? Nun, das könnt ihr haben. Glaubt ja nicht, dass ich euch so einfach davonkommen lasse. Ihr hättet euch euren Gegner vorher genauer anschauen sollen. Die kleine Serie? Nein! Ich durchschaue euer mieses Spiel. Ihr stellt mir eine Falle. Aber nicht mit mir. Genau gegenüber ist der Ort der Verheißung. Die Drei? Oder vielleicht die Sechsundzwanzig? Das Leben ist ein Spiel. Und dieses Spiel ist das Leben.
    Der Croupier versetzte die Drehscheibe in Rotation und warf die Kugel in den Kessel. Er musste sich entscheiden! Jetzt! Ihr wollt mich reinlegen? Eure stärkste Waffe trägt die Farbe Grün und heißt Zero! Entschlossen setzte er einen Stapel Jetons.
    »Alles auf Zero!«
    Er spürte, wie ihn die anderen Spieler am Tisch erschrocken ansahen. Was verstanden sie von dem Duell, dem er sich gerade stellte? Und wenn die Zero jetzt nicht kommen sollte, würde er diese Niederlage elegant wegstecken und zum nächsten Angriff übergehen. Der Zufall war sein Verbündeter. Das war schon immer so gewesen. Bereits als kleines Kind hatte er wichtige Entscheidungen von einem Würfel treffen lassen. Und er war stets gut damit gefahren. Zugegeben, es hatte hin und wieder Krisen gegeben, sogar ernste, aber sie hatten ihm nicht wirklich etwas anhaben können. Er konnte sich auf sein Glück verlassen. Aber er musste dazu etwas beitragen, sich engagieren, sich voll einbringen, dem Glück eine Chance geben. Es galt, das Terrain so vorzubereiten, dass der Zufall seine große, himmlische Macht ausspielen konnte.
    »Trentadue, rosso, impair et passe.«
    Jetzt glaubten sicher alle, er habe eine Niederlage erlitten. Er konnte nur mit Mühe ein schallendes Lachen unterdrücken. Das Gegenteil war richtig. Die Zweiunddreißig! Unmittelbar neben der Zero! Fast genau gegenüber der Acht. Er hatte es einfach geahnt. Schon wieder direkt und nur haarscharf daneben. Er war voll dabei und der Kugel dicht und unbarmherzig auf den Fersen. Quer über den Kessel war er ihr gefolgt. Er hatte die Sache im Griff. Er würde weiter dranbleiben. Der Zufall musste nur noch ein kleines bisschen mithelfen, sozusagen die Feinjustierung vornehmen. Das war ja nun wirklich nicht zu viel verlangt.

3
    D ie Arena von Verona stammt aus römischer Zeit. Sie wurde im Jahre 30 nach Christus fertig gestellt. Mit einer Länge von hundertachtunddreißig Metern und einer Breite von hundertzehn Metern ist die Arena das drittgrößte

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