Ein glücklicher Tag im Jahr 2381
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Soeben beginnt ein glücklicher Tag im Jahr 2381. Die Morgensonne steht schon hoch genug, um die obersten fünfzig Stockwerke von Urban Monad 116 zu berühren. Bald wird die ganze östliche Gebäudefront im Licht der Sonne glitzern wie die See bei Tagesanbruch. Die frühen Lichtimpulse der Dämmerung bewirken, daß Charles Matterns Fenster allmählich lichtdurchlässig wird. Er regt sich. Gott segne, denkt er. Seine Frau seufzt und streckt ihre Glieder. Seine vier Kinder, die schon seit Stunden wach gelegen haben, können jetzt offiziell ihren Tag beginnen. Sie erheben sich und hüpfen durch das Schlafzimmer, während sie singen:
Gott segne, Gott segne, Gott segne!
Gott segne jeden von uns!
Gott segne Daddo, Gott segne Mommo, Gott segne dich und mich!
Gott segne uns alle, die Kleinen und die Großen,
und schenke uns die Frucht-bar-keiiit!
Sie drängen sich zur Schlafplattform ihrer Eltern. Mattern erhebt sich und umarmt sie. Indra ist acht, Sandor ist sieben, Marx ist fünf, Cleo ist drei. Insgeheim schämt sich Charles Mattern, daß seine Familie so klein ist. Kann ein Mann mit nur vier Kindern wahrhaftig sagen, daß er seine Ehrfurcht vor dem Leben erwiesen hat? Aber Prinzipessas Schoß trägt keine Früchte mehr. Die Ärzte haben erklärt, daß ihr Schoß nicht mehr fruchtbar ist. Sie ist einundzwanzig und steril! Mattern denkt daran, sich eine zweite Frau zu nehmen. Es verlangt ihn danach, wieder das Schreien eines Neugeborenen zu hören; und in jedem Fall muß ein Mann seine Pflicht vor Gott erfüllen. Sandor sagt: »Daddo, Siegmund ist noch immer hier.« Das Kind streckt die Hand aus, und Mattern sieht in die angegebene Richtung. Neben Prinzipessa liegt der vierzehnjährige Siegmund Klüver auf der Schlafplattform, der einige Stunden nach Mitternacht hereingekommen war, um sein Gastrecht auszuüben. Siegmund zieht ältere Frauen vor. Er ist in den letzten Wochen schon etwas lästig geworden. Er schnarcht jetzt; er hat eine anstrengende Nacht hinter sich. Mattern schüttelt ihn leicht. »Siegmund? Siegmund, es ist schon Morgen.« Die Augen des jungen Mannes öffnen sich. Er lächelt Mattern an, setzt sich auf und greift nach seinem Umhang. Er ist eigentlich ganz umgänglich. Er lebt in der 787. Etage und hat schon ein Kind, das nächste ist bereits unterwegs.
»Tut mir leid«, sagt Siegmund. »Ich habe verschlafen. Prinzipessa beansprucht mich sehr. Sie ist wie eine Wilde!«
»Ja, sie ist sehr leidenschaftlich«, stimmt Mattern zu. Wie es auch Siegmunds Frau Mamelon ist, nach allem, was Mattern gehört hat. Wenn sie ein wenig älter sein wird, will es Mattern einmal mit ihr versuchen. Nächstes Frühjahr vielleicht.
Siegmund hält den Kopf unter die Molekulardusche. Prinzipessa ist inzwischen aufgestanden. Sie nickt ihrem Mann leicht zu und betätigt den Fußhebel, der die Luft aus der Schlafplattform entweichen läßt. Sie macht sich daran, das Frühstück zu programmieren. Indra streckt ihre blasse, fast durchsichtige Hand aus, um den Schirm einzuschalten. Die Wand erblüht in Licht und Farbe. »Guten Morgen«, wünscht der Bildschirm herzlich. »Die Außentemperatur, sofern das jemanden interessiert, beträgt 28«. Die heutige Bevölkerungszahl von Urbmon 116 erreicht 881.115, das ist 102 mehr als gestern und 14.187 mehr als am ersten Tag dieses Jahres. Gott segne, aber wir bleiben zurück gegenüber Urbmon 117! Dort haben sie seit gestern um 131 zugenommen, einschließlich der Vierlinge von Frau Hula Jabotinsky. Sie ist achtzehn und hat vorher schon sieben Kinder gehabt. Eine wirkliche Dienerin Gottes, nicht wahr? Die Zeit ist jetzt 0620. In genau vierzig Minuten wird Urbmon 116 durch die Ankunft von Nicanor Gortman geehrt werden, den uns besuchenden Soziocomputator von Hell, der an seiner auffallenden Gästekleidung in Karmesinrot und Ultraviolett erkannt werden kann. Dr. Gortman wird bei Charles Mattern in der 799. Etage zu Gast sein. Natürlich werden wir ihm mit derselben segensreichen Freundlichkeit begegnen wie jedem von uns. Gott segne Nicanor Gortman! Wir wenden uns jetzt den Nachrichten von den niederen Etagen von Urbmon 116 zu…«
»Habt ihr das gehört, Kinder?« fragt Prinzipessa. »Wir werden einen Gast bekommen, und wir müssen unseren Segen mit ihm teilen. Kommt und eßt!«
Nachdem er Toilette gemacht, sich gekleidet und das Frühstück eingenommen hat, begibt sich Charles Mattern zur Landeplattform auf der 1000. Etage, um Nicanor Gortman zu empfangen. Während er bis zum
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