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Verfuehrt von einem Traumprinzen

Verfuehrt von einem Traumprinzen

Titel: Verfuehrt von einem Traumprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chantelle Shaw
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konnte er es wagen, mit ihr zu reden als wäre sie nicht mehr als eine kleine, unbedeutende Magd in einem viktorianischen Melodram?
    Der Schock wich und wurde ersetzt durch Zorn. Den Großteil ihrer Kindheit und Jugend fühlte sie sich wertlos – bis ihre Pflegeeltern sie vor einem Leben bewahrt hatten, das rapide bergab ging, und ihr eintrichterten, dass sie ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft war. Doch das zerbrechliche Selbstbewusstsein, das sie im Laufe der Jahre bei John und Anne Black aufgebaut hatte, erlitt ganz schnell Risse, und tief in ihrem Inneren war sie immer noch das ungeliebte Kind und der rebellische Teenager, der in ein Waisenhaus gesteckt worden war, nachdem ihre Mutter sich in ihrer Heroinsucht den goldenen Schuss gesetzt hatte.
    Erin griff nach der Teekanne, hin und her gerissen zwischen dem Bedürfnis, einfach den Raum zu verlassen, und der Versuchung, diesem unverschämten Fremden ganz genau zu sagen, was er mit dem verdammten Tee anstellen konnte. Doch ehe sie auch nur die Gelegenheit hatte, den Mund aufzumachen, wurde die Tür geöffnet und der grauhaarige Notar, den sie mit Faisal bei einem Besuch in London einmal getroffen hatte, betrat die Bibliothek.
    „Ah, Erin, Tee – wie wunderbar.“ Gordon Straker begrüßte sie enthusiastisch. Sein kurzes Lächeln galt sowohl ihr als auch dem Mann am Fenster, doch der Anblick des dichten Schneetreibens ließ ihn die Stirn runzeln. Besorgt sah er auf die Uhr, während er sich an den Schreibtisch setzte und nach den Dokumenten griff, die dort lagen. „Nehmen Sie bitte beide Platz, sodass wir gleich anfangen können, ja?“, sagte er, wobei er den überraschten Blick des Fremden ignorierte. „Ich werde Sie nicht lange aufhalten. Faisals Testament ist klar und eindeutig.“
    Zahir blieb stehen. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete er, wie das Dienstmädchen einen Stuhl heranzog.
    Möglicherweise war sie die schönste Frau, die er je gesehen hatte. Irritiert registrierte er, dass sein Körper bereits auf sie reagierte – ganz deutlich spürte er die sexuelle Anziehung. Ihre Gesichtszüge konnte man nur als perfekt bezeichnen. Während er sie ungehemmt anstarrte, nahm er jedes einzelne Detail in sich auf, angefangen bei den hohen Wangenknochen über die großen, grauen Augen, die elegant geschwungenen Brauen, die schmale, kleine Nase und den etwas zu breiten Mund mit den verführerischen Lippen, die geradezu zum Küssen einluden.
    Ein dicker kastanienroter Zopf fiel ihr über den Rücken. Es juckte ihn in den Fingern, das Band aus ihrem Haar zu ziehen und die Hände in der rotgoldenen Pracht zu vergraben.
    Selbst gegen Ende seines Lebens schien Faisal sein Auge für atemberaubende Frauen nicht verloren zu haben, dachte Zahir. Aber warum hatte der Notar diese Frau, deren Aufmachung darauf schließen ließ, dass sie zum Dienstpersonal gehörte, gebeten, der Verkündung von Faisals Testament beizuwohnen? War sie eine Begünstigte in Faisals letztem Willen? Zweifellos war sie wunderschön, und Faisal war allein gewesen … Doch der Gedanke, dass sein Bruder ihr als Bezahlung für ihre Gunst etwas vermacht haben könnte, war seltsam widerwärtig. Innerlich verfluchte sich Zahir für seine ausufernde Fantasie.
    Verärgert ging er zum Schreibtisch hinüber, griff nach dem nächstbesten Stuhl und setzte sich genau in dem Moment, als das Dienstmädchen neben ihm Platz nahm.
    Gordon Straker räusperte sich und begann dann, das Testament vorzulesen. „Ich, Faisal bin Kahlid al Muntassir, vermache meinen gesamten Besitz, inklusive Ingledean House, meiner Ehefrau.“
    Aus dem Augenwinkel heraus sah Erin, wie der unbekannte Mann leicht zusammenzuckte und sich aufrechter hinsetzte. Seiner Stimme war die Ungeduld deutlich anzuhören. „Wenn ich recht verstanden habe, dann ist meine Schwägerin vor drei Jahren gestorben. Dieses Testament ist ungültig. Es muss ein aktuelleres geben“, erklärte er überheblich.
    Gordon Straker schaute ihn über den Rand seiner Brille hinweg an und entgegnete frostig: „Ich versichere Ihnen, dass dies das aktuelle Testament ist. Mein Mandant hat mich vor zehn Monaten gebeten, es aufzusetzen.“ Der Notar zögerte, während sein Blick zwischen den zwei schockierten Gesichtern, die ihm gegenübersaßen, hin und her wanderte. Ganz allmählich dämmerte es ihm, und er schüttelte den Kopf.
    „Verzeihen Sie mir bitte. Ich habe Sie nicht vorgestellt, weil ich davon ausging, dass Sie beide sich bereits kennen würden … dass

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