Verführt von einem Vampir - Band 5 (German Edition)
Eifersucht herunterzuschlucken.
Mélanie geht zur Toilette und Sol, Rebecca, Gabriel und ich sprechen über mein Buch, als wenn dies das normalste der Welt sei. Mir gefällt diese Maskerade nicht, aber ich bin auch froh endlich mal wieder einen normalen Abend ohne Reibereien zu verbringen.
Plötzlich spricht mich Rebecca direkt an.
„Nun, Héloïse, hast du einen Agenten gefunden?“
„Ähm ... für das Buch?“
„Nein, ich meine für die Promotion. Macjals wird Lesungen und andere Auftritte in der Öffentlichkeit für dich organisieren ... Aber das ist nicht so dein Ding, oder?“
„Ich weiß nicht ...“
„Aber du solltest unbedingt auf ihn hören! Gabriel und Lucas haben dank dieses Mannes Spitzenauflagen erreicht.“
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich berühmt werden möchte ...“
„Ich gebe dir einen Rat: in den ersten Wochen musst du schweigen, also im Hintergrund bleiben. So eine schnelle Mediatisierung ist wie ein Krieg. Man muss sich erst einmal einen Schlachtplan ausarbeiten.“
„Gabriel schaltet sich in unser Gespräch ein.
Glaub ihr, Héloïse, Rebecca ist ein PR-Genie.“
Ich überlege laut.
„Schweigen ... gar keine schlechte Strategie. Das mache ich.“
Aus dem Korridor hallt Lachen zu uns herüber. Mélanie, von Charles gefolgt, kommt zurück. Die beiden scheinen sich zufällig getroffen zu haben und haben sich wohl einander schon bekannt gemacht. Beide sehen fröhlich in die Runde. Mélanie zwinkert mir zu und seit ich Charles kenne, erlebe ich ihn zum ersten Mal verunsichert. Er setzt sich auf eine Sessellehne, steht sofort wieder auf und bietet Magda seine Hilfe an, er stammelt dabei wie ein kleiner Junge und wirft am Ende die Vase mit den Schwertlinien vom Beistelltischchen.
Wir lachen wie Kinder auf dem Schulhof und der arme Charles wird natürlich erst recht verlegen. Er läuft rot an und um die Situation einigermaßen wieder unter Kontrolle zu bekommen, nimmt er eine Lilie vom Boden und reicht sie Mel lächelnd.
„Hoffentlich sind keine Glassplitter daran ... Aber so kannst du dich ja daran erinnern, wie ich mich bei unserem ersten Treffen aufgeführt habe.“
Mir wird warm ums Herz, als ich einen Glanz in Charles' Augen wahrnehme. Und die sonst so forsche Mélanie ist ausnahmsweise um ihre Worte verlegen und nimmt schweigend die Blume entgegen. Magda, Rebecca, Gabriel, Sol und ich beobachten gerührt die Szene. Uns allen ist bewusst, dass wir gerade Zeugen des Beginns einer schönen Liebesgeschichte geworden sind.
2. Es weht ein neuer Wind
Entweder bin ich ein Vollidiot oder ich bin einfach nur keine sehr nachtragende Seele, denn seit dem Abend mit Mélanie im Schloss bin ich gut drauf. Der Abend war wirklich nett, trotz allem ...
Alle Menschen, die ich lieb gewonnen habe, waren anwesend und natürlich auch das Phönix-Paar. Die beiden haben viel gelacht. Nicht nur mit den anderen, sondern auch untereinander. Seltsamerweise hat mir das den Abend nicht verdorben. Ich wundere mich über mich selbst und frage mich, ob ich mich einfach nur mit der Situation anfreunde ...
Gabriel berührt Rebecca nie und ist ihr gegenüber sehr zurückhaltend, aber sie wirft sich ihm ständig regelrecht an den Hals. Küsschen auf die Wange, Hand durchs Haar fahren ... Wenn ich nicht wüsste, dass all dies nur eine Komödie ist, könnte ich die Situation wirklich nicht ertragen.
Aber was an dem Abend für mich gezählt hat, war einfach inmitten meiner Freunde zu sein. Solveig ist die typische zukünftige Mama, die immer wieder mit der Hand zärtlich über ihren Bauch fährt und ihrem Kind leise Liebeserklärungen zuflüstert. Vor zwei Monaten noch war sie die totale Männeraufreißerin, sie wechselte Männer wie andere Handys, aber jetzt scheint diese Frau sich vollkommen verwandelt zu haben. Eine glückliche Frau, die eine super Mutter sein wird! Da bin ich mir sicher.
Ich habe erfahren, dass Magda ein Kind gehabt hatte. Ein Junge, der Melchior hieß und mit Gabriel befreundet war. Er ist, so ihre Worte,
„von uns gegangen“
. Als sie von ihm sprach, habe ich einen so tiefen Schmerz in ihren smaragdgrünen Augen gesehen, dass mir klar wurde, dass sie auch nach einem Jahrhundert noch nicht darüber hinweggekommen war. Eine Mutter bleibt eben eine Mutter.
Um die Stimmung anzuheben, gab es aber zum Glück Mélanie und Charles, die sich vorsichtig einander annäherten. Es ist schon unfassbar - und ich übertreibe wirklich nicht - wenn ich sage, dass ich alles genau so vorhergesehen
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